Der 66 Jahre alte Jurist erklärte den 21 Präsidenten der Regional- und Landesverbände in einer dreistündigen Sitzung am Donnerstag in der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt/Main, dass er sein Amt auf einem Außerordentlichen Bundestag Anfang März und nicht wie zunächst geplant erst im Oktober 2012 an seinen designierten Nachfolger Wolfgang Niersbach übergeben wird.
"Nach Abwägung der gesamten Situation bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es für den gesamten DFB und auch für mich persönlich besser ist, zügig für klare Verhältnisse an der Spitze des Verbandes zu sorgen. Die sehr offene Diskussion mit den Repräsentanten der Regional- und Landesverbände hat mich in dieser Einschätzung bestärkt", sagte Zwanziger am Donnerstag und betonte, dass er dem DFB "über den Bundestag hinaus stark verbunden bleiben" wolle.
"Mit großem Respekt begrüße ich diese Entscheidung"
Die Inthronisierung von Zwanzigers Nachfolger Niersbach auf dem Bundestag findet ebenfalls am DFB-Standort in Frankfurt statt. Am 27. Januar wird auf einer Sitzung des DFB-Präsidiums die formale Einberufung des Bundestages sowie die Festlegung des Ablaufs erfolgen. Gemäß Satzung muss der Außerordentliche Bundestag innerhalb von neun Wochen durchgeführt werden. Der 2. März fällt in diese Frist.
Froh über den vorzeitigen Rückzug war am Donnerstag auch Niersbach, der sich wegen der ursprünglichen Übergangsfrist von fast einem Jahr nur zögerlich zur Kandidatur hatte überreden lassen. "Mit großem Respekt begrüße ich diese Entscheidung von Dr. Zwanziger. Wir sind uns einig in der Zielsetzung, einen reibungslosen und harmonischen Übergang zu vollziehen. Ich bin mir auch sicher, dass uns dies gelingt, weil wir seit 20 Jahren eng, vertrauensvoll und freundschaftlich zusammenarbeiten. Ausdrücklich bedanken möchte ich mich für das mir entgegengebrachte Vertrauen", sagte der 61-Jährige.
Mit seinem vorzeitigen Rückzug beendete der umstrittene Verbandsboss auch die anhaltenden Diskussionen um den Zeitpunkt seiner Staffelübergabe an Niersbach. Auch DFL-Chef Christian Seifert dürfte nun besänftigt sein, nachdem er vehement für einen früheren Rücktritt des scheidenden DFB-Präsidenten plädiert hatte. "Nach meiner Erfahrung ist es immer schwierig, egal ob in einem Unternehmen oder einem Verband, wenn ein Wechsel in der Spitzenposition stattfindet und eine zu lange Übergangszeit ansteht", hatte Seifert erklärt und damit Druck auf Zwanziger ausgeübt.
Ganz reibungslos ging auch die Sitzung mit den 21 Präsidenten der Regional- und Landesverbände zwei Tage vor Weihnachten nicht vonstatten. So bestätigte DFB-Vizepräsident Hermann Korfmacher, dass es einige seiner Kollegen lieber gesehen hätten, wenn Zwanziger bis zum Herbst 2012 im Amt geblieben wäre. "Es gab aus dem Kreise der Präsidenten der Regional- und Landesverbände starke Tendenzen, an dem für die Amtsübergabe ursprünglich vorgesehenen Oktober-Termin 2012 festzuhalten. Letztlich ausschlaggebend war dann aber auch der persönliche Wunsch des Präsidenten, dem wir einheitlich Rechnung tragen und höchsten Respekt zollen. Die aktuelle Debatte hat noch einmal ausdrücklich gezeigt, welch hohe Wertschätzung Dr. Theo Zwanziger genießt", sagte Korfmacher.