Rassistische Hetzparolen bringen Italiens Rekordmeister Juventus Turin immer mehr in Verruf. Nach erneuten Skandal-Sprechchören seiner Fans gegen den dunkelhäutigen Profi Mario Balotelli von Inter Mailand ("Es gibt keine schwarzen Italiener") während des peinlichen 1:2 gegen Catania Calcio droht Juventus eine Rekordstrafe. Sportlich steckt der Renommierklub zudem tief in der Krise. Der italienische Fußball-Liga will noch vor Weihnachten über Sanktionen beraten. "Die rassistischen Chöre beleidigen alle Fußball-Fans. Wir müssen alles unternehmen, um die Verursacher zu bestrafen", sagte Maurizio Beretta, Präsident der Liga. In der vergangenen Saison hatte Juve nach ähnlichen Anfeindungen seiner Fans bereits ein Heimspiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen müssen. So glimpflich wird der Verein wohl diesmal nicht davon kommen, zumal der Klub es am Sonntag unterließ, seine Ultras per Lautsprecher zur Ordnung zu rufen. Damit drohen ausgerechnet zum Heimspiel gegen den AC Mailand am 6. Januar leere Ränge. Italiens Sportzeitungen wie die Gazzetta dello Sport fordern einen "tiefgreifenden Mentalitätswechsel". Die Beleidigungen gegen Balotelli seien nicht länger hinzunehmen. Der U21-Nationalspieler ist seit Monaten Zielscheibe der Ultra-Fans in Turin. Der 19-Jährige soll schon angekündigt haben, zu Manchester City in die englische Premier League zu wechseln. "Das kommt nicht in Frage", sagte aber Inter-Präsident Massimo Moratti.
Juve-Neuzugang Diego ist bislang weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben (Foto: firo).
Der Fall Balotelli zeigt das große Problem, das farbige Italiener auf dem Apennin haben. Dunkelhäutige Spieler aus dem Ausland wie der Kameruner Samuel Eto'o werden nicht ausgepfiffen. Auch erhielt der 19-Jährige Balotelli bislang keine Berufung in die "Squadra Azzurra", obwohl er es längst verdient hätte. Nationalcoach Marcello Lippi mangelt es gerade im Sturm an Top-Spielern. Die sportliche Talfahrt "Juves" rückt in den Hintergrund. Nach dem kläglichen Ausscheiden in der Champions League gegen Bayern München leistete sich die Mannschaft am Wochenende beim 1:2 eine Blamage. Das einzige Tor erzielte der frühere Bayern-Profi Hasan Salihamidzic. Der Rückstand auf Tabellenführer Inter wuchs auf neun Punkte an. Die Fans forderten auf Spruchbändern den Rücktritt von Präsident Jean Claude Blanc. Dem Klub-Boss wird eine schlechte Personalpolitik vorgeworfen. Die Neuzugänge wie Diego von Werder Bremen oder Felipe Melo, der für 25 Millionen Euro vom AC Florenz gekommen war, blieben bislang hinter den Erwartungen zurück. Auch für Trainer Ciro Ferrara wird die Luft immer dünner. Allerdings dementierte Blanc Gerüchte, ein vorzeitiges Ende der Zusammenarbeit stehe bevor: "Es gehört nicht zu unserer Tradition, einen Trainer während der Saison auszuwechseln. Wir müssen alle härter arbeiten", sagte der Präsident. Die Lage ist aussichtslos, zumal auch kein guter Trainer als Ersatz für Ferrara in Sicht ist. Für Italiens Medien käme nur Guus Hiddink in Frage, doch der russische Nationaltrainer hat der "alten Dame" bereits einen Korb gegeben.