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Kapitänin Mara Wilhelm über Aufstieg, Gehälter und ein Treffen mit Moukoko

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VfL Bochum: Kapitänin Mara Wilhelm über Aufstieg, Gehälter und ein Treffen mit Moukoko
Foto: Jürgen Theobald
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Der VfL Bochum spielt eine erfolgreiche Saison in der Regionalliga West. Einen großen Anteil daran hat Kapitänin Mara Wilhelm, die bereits fünf Treffer beisteuern konnte.

Wer über die Frauen des VfL Bochum berichten möchte, kommt an Mara Wilhelm nicht vorbei. Die Kapitänin ist mit gerade mal 25 Jahren bereits ein echtes VfL-Urgestein. Seit ihrem Wechsel vom SC Werne in die B-Jugend der Bochumerinnen 2012 beackert sie beim Klub von der Castroper Straße die rechte Außenbahn. Eigentlich - denn aufgrund eines Bänderrisses ist Wilhelm derzeit zum Zuschauen verdammt.

Im RS-Interview spricht sie über den Aufstiegskampf mit dem VfL, den Grund für ein Treffen mit Youssoufa Moukoko und Philipp Hofmann und darüber, was die Frauen-Regionalliga sich von der Männer-Bezirksliga abschauen kann.

Mara Wilhelm, Sie fallen derzeit aufgrund eines Bänderrisses aus, können Sie schon absehen, wann Sie wieder einsatzfähig sind?

Noch nicht wirklich, nein. Zwei Außenbänder im rechten Fuß sind gerissen, das dritte ist angeknackst. Glücklicherweise habe ich kaum Schmerzen und muss auch nicht operiert werden. Deshalb hoffe ich, bald wieder ins Lauftraining einsteigen zu können, um schnellstmöglich auf den Platz zurückzukehren. Sicherlich sind in dieser Saison noch einige Spiele drin.

Ihr letzter Einsatz vor der Verletzungspause war im Westfalenpokal-Derby gegen Borussia Dortmund. Wie haben Sie das Spiel wahrgenommen?

Pokalspiele sind sowieso immer etwas besonderes. Darüber, dass es dann noch ein Derby gegen einen so großen Verein wie den BVB war, haben wir uns natürlich riesig gefreut - auch, weil es das gleiche Duell nur einen Tag zuvor bei den Männern im DFB-Pokal-Achtelfinale geben sollte. Leider musste unser Spiel aufgrund der Platzverhältnisse in Dortmund dann ja um ein paar Wochen verlegt werden und wir mussten letztendlich auf einen Kunstrasen ausweichen, anstatt im kleinen Stadion in Brackel zu spielen. Da waren wir etwas hin- und hergerissen, weil wir uns einen anderen Rahmen gewünscht hätten. Letztendlich war es aber ein schönes Erlebnis - mit dem glücklicheren Ende für uns. Auch wenn es schön ist, dass der BVB jetzt im Frauen-Bereich aktiv ist, weil das den Konkurrenzkampf in der Region ankurbelt, wollen wir unseren Vorsprung auf Dortmund und Schalke noch nutzen.

Bereits im letzten Jahr hat der Verein es uns aber zum Beispiel ermöglicht, ein DFB-Pokal-Spiel im Ruhrstadion zu absolvieren. Das war eine absolute Gänsehaut-Atmosphäre und ich hoffe, dass das kein Einzelfall bleibt.

Mara Wilhelm über die zunehmende Bedeutung des Fraußenfußballs beim VfL Bochum

Im Vorfeld der Partien haben der VfL Bochum und Borussia Dortmund fleißig die Werbetrommel gerührt. Unter anderem konnte man bei Youtube sehen, wie sie gemeinsam mit VfL-Kollege Philipp Hofmann in einem Quiz gegen Youssoufa Moukoko und Lisa Klemann von Borussia Dortmund angetreten sind - und auch dort gewinnen konnten. Wie kam das zustande?

Das war echt witzig. Eine Woche vor den Pokalspielen wurde ich von unserer Abteilung für Presse und Öffentlichkeitsarbeit angefragt, ob ich nicht Lust hätte, bei einem kleinen Werbedreh mitzumachen. Ich wusste eigentlich nur, dass ein gemeinsames Event mit dem BVB im Bergbaumuseum stattfinden wird, mehr wurde nicht verraten. Beim Quiz waren wir dann entsprechend ahnungslos, aber hatten auch echt viel Spaß. Die anderen drei sind total entspannt gewesen. Insgesamt war es ein schöner Nachmittag, besonders als Kapitänin des Frauen-Team. Ich habe das Gefühl, dass wir so langsam unserem Platz im Verein finden.

Woran machen Sie das fest?

Generell wird der Frauenfußball derzeit mehr in den Fokus gerückt. Zwar sickert im Bereich Zuschaueraufkommen oder Werbeanfragen noch nicht so viel vom allgemeinen Hype zu uns als Regionalligist durch. Bereits im letzten Jahr hat der Verein es uns aber zum Beispiel ermöglicht, ein DFB-Pokal-Spiel im Ruhrstadion zu absolvieren. Das war eine absolute Gänsehaut-Atmosphäre und ich hoffe, dass das kein Einzelfall bleibt. Beim VfL werden wir ab den Sommer zudem endlich einen hauptamtlichen Leiter für den Bereich Frauen- und Mädchenfußball bekommen. Auch bei unseren Aufstiegsplänen erfahren wir viel Rückendeckung, es war keine Frage, dass der Verein die Lizenz für die zweite Bundesliga beantragt.

Sie sprechen es an, das Team will den Aufstieg in die zweite Bundesliga schaffen. Leider gab es am Sonntag gegen Fortuna Köln eine 1:3-Niederlage. Dämpft das die Euphorie ein wenig?

Die Niederlage in Köln war natürlich ärgerlich, aber wir hatten Glück, dass auch alle anderen Teams, insbesondere Borussia Mönchengladbach als Spitzenreiter, Punkte liegen gelassen haben. Wir liegen nach wie vor nur einen Punkt hinter Gladbach auf Platz zwei, unsere Situation ist also unverändert gut. Am 2. April spielen wir selbst noch dort, dann können wir uns mit einem Sieg an die Spitze setzen. Die Mannschaft will unbedingt in die zweite Bundesliga.

Derzeit spielen Sie in der drittklassigen Regionalliga West. Jeder der fünf DFB-Regionalverbände unterhält eine eigene Regionalliga-Staffel, damit gehen die weitesten Fahrten nach Siegen oder Gütersloh. Die zweite Bundesliga hingegen ist eine deutschlandweite Liga. Das ist doch sicher ein riesiger Sprung, insbesondere da die Verhältnisse im Frauenfußball weit entfernt von professionell sind?

Persönlich kann ich das nicht beurteilen, habe das aber schon so ähnlich von anderen Spielerinnen gehört, die in der zweiten Bundesliga spielen oder gespielt haben. Wir sind ja alle berufstätig, ich bin zum Beispiel mitten in der Ausbildung zur Physiotherapeutin. Zwar verbringt man jetzt schon viel Zeit mit Fußball, zum Training auf dem Platz kommen ja noch Einheiten im Fitnessstudio oder Unternehmungen mit der Mannschaft hinzu. Das würde aber sicher noch zunehmen. Leider kann man als Frau auch in der zweiten Bundesliga nicht annähernd vom Fußball leben, in der Regionalliga schon gar nicht.

Wahrscheinlich könnte man die Frauen-Regionalliga gehaltsmäßig mit der Männer-Kreisliga-A vergleichen. Mein Freund spielt in der Bezirksliga, daher weiß ich, dass dort zum Teil schon deutlich größere Summen gezahlt werden als bei uns

Mara Wilhelm über die Gehälter in der Frauen-Regionalliga

Mal ganz plump gefragt: Über was für Summen reden wir denn in der Frauen-Regionalliga?

Die meisten Spielerinnen bei kleineren Vereinen bekommen soweit ich weiß gar kein Gehalt, da gibt es höchstens etwas Fahrtgeld. Aber auch bei größeren Klubs hält sich das im Bereich einer Aufwandsentschädigung.

Oh wow. Da würden einige Spieler in den unteren Männerspielklassen nicht für gegen den Ball treten.

Ja, das stimmt. Wahrscheinlich könnte man die Frauen-Regionalliga gehaltsmäßig mit der Männer-Kreisliga-A vergleichen. Mein Freund spielt in der Bezirksliga, daher weiß ich, dass dort zum Teil schon deutlich größere Summen gezahlt werden als bei uns, bis in den vierstelligen Bereich. Von den Geldern, die im Männerfußball fließen, können wir nur träumen. Wir spielen zwar aus Spaß am Sport und nicht aus finanziellen Gründen, da muss sich aber trotzdem dringend etwas tun.

Was für Momente sind Ihnen denn aus den letzten Jahren besonders in Erinnerung geblieben?

Da muss ich kurz überlegen, es gibt einige. Einer der schönsten Momente war sicher der Westfalenpokal-Sieg gegen den SV Berghofen 2017. Berghofen ist eine Mannschaft, gegen die wir uns immer schwer getan haben und an dem Tag passte alles zusammen.

Dann fehlt Ihnen zum persönlichen Glück jetzt nur noch der Aufstieg in die zweite Bundesliga, oder?

In erster Linie möchte ich natürlich schnell wieder fit werden und so bald wie möglich wieder auf dem Platz stehen. Aber ja, in Zukunft nochmal höher zu spielen ist auf jeden Fall ein persönliches Ziel von mir, am liebsten mit dem VfL. Deswegen wäre mir der Aufstieg schon wichtig. Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, dass ich es nochmal bei einem anderen Klub versuchen könnte, wenn ich merken würde, dass mir ein neues Umfeld guttun würde. Derzeit fühle ich mich beim VfL aber sehr wohl.

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