Stammkeeperin Lisa Weiß musste bereits Wochen zuvor aus Verletzungsgründen pausieren und dann zog sich auch noch Ersatztorfrau Stefanie Löhr im Training einen Bänderriss im Daumen zu. Die Gunst der Stunde war damit für Jil Strüngmann, die ansonsten im Regionalliga-Team eingesetzt wird, gekommen.
Vorgesehen war das Debüt der 18-Jährigen in der ersten Mannschaft ausgerechnet im DFB-Pokalspiel gegen den 1. FFC Turbine Potsdam. Dazu kam es letztendlich aber aufgrund der schlechten Platzverhältnisse nicht. Aufgeschoben war in diesem Fall aber nicht aufgehoben. Ihren ersten großen Auftritt hatte Strüngmann nämlich stattdessen fünf Tage vor Weihnachten, beim Auswärtsspiel in Wolfsburg.
„Ich war sehr, sehr nervös“, erinnert sich das Nachwuchstalent, „aber ich habe mich natürlich auch gefreut, denn es ist immer das Ziel einer Spielerinnen, in der Bundesliga zu spielen.“ Und logisch, dass sich Strüngmann über das späte Gegentor von Martina Müller geärgert hat, woran sie aber schuldlos war. Trainer Markus Högner attestierte ihr anschließend eine fehlerfreie Leistung. Strüngmann selbst fand ihre Premiere aber fast schon zu langweilig: „Die Wolfsburgerinnen hatten nicht so viele Chancen, als dass ich hätte zeigen können, was ich kann. Das wäre gegen Turbine Potsdam anders gewesen.“
Jil Strüngmann feierte vor Weihnachten ihr Bundesliga-Debüt (RS-Foto; Kraczyk).
Dass sie über tolle Reflexe verfügt, bewies die Schülerin auch beim 1. Leverkusener Hallenmasters, wo sie in der Gruppenphase lediglich drei Gegentreffer kassierte und später den Neunmeter von Nationalspielerin Lena Goeßling parierte. Gar nicht gepasst hat Strüngmann dabei die 0:2-Niederlage gegen den Revier-Rivalen. „Gegen Duisburg verliert man nie gerne als Essenerin, da gibt es einfach diese Rivalität.“ Die Torfrau weiß, wovon sie spricht, schließlich hat sie in der Vergangenheit bereits das Trikot der „Löwinnen“ getragen.
Bei der SGS befindet sie sich in ihrer zweiten Saison. „Sie ist schon in ihren jungen Jahren zu einer guten Torhüterin gereift und ich bin davon überzeugt, dass sie ihren Weg machen wird“, findet Torwarttrainer Jan Szczepanski anerkennende Worte. Und der Rückendeckung seitens der Mannschaft kann sich Strüngmann ohnehin gewiss sein. „Das Team hat mich vor meinem ersten Einsatz sehr, sehr gut unterstützt. In der Besprechung und unmittelbar vor dem Spiel hat der Trainer mir auch noch mal gesagt, dass ich mir keinen Druck machen müsse. Jeder hätte mal sein erstes Spiel gehabt, jeder war nervös. Sie würden mir nicht böse sein, wenn mal was schief gehen sollte.“
Logisch, dass Strüngmann nun Blut geleckt hat, Ansprüche stellt sie aber keine. „Ich weiß, dass die anderen beiden vom Niveau her klar vor mir sind. Ich muss nun sehen, dass ich immer näher ran komme.“ Wo sie ansetzen muss, weiß die gebürtige Oberhausenerin ebenso: „Ich muss am Mitspiel arbeiten. Ich habe Probleme, dass Spiel zu öffnen, bei den Abstößen und Flanken muss ich sicherer werden.“
Aber wie sagt es Trainer Högner treffend: „Jil ist zu uns gekommen, um zu lernen und in der Bundesliga zu spielen.“