Der deutsche Meister kann am Donnerstagabend im ersten Champions-League-Finale der Frauenfußball-Historie (20.30 Uhr/live im ZDF und bei Eurosport) gegen Olympique Lyon das Double perfekt machen. 48 Stunden später sieht das gesamte Turbine-Team im Estadio Bernabeu von Madrid live das Männerfinale.
Der prominenteste Unterstützer hofft auf einen Maskottchen-Effekt. "Natürlich hoffe ich, dass meine Anwesenheit die Spielerinnen zusätzlich motiviert", sagte Zwanziger kurz vor der Abreise dem SID. "Es ist für mich eine Selbstverständlichkeit, als DFB-Präsident und Fan des Frauenfußballs beim ersten Finale im Stadion zu sein. Dies ist ein weiterer Entwicklungsschritt für den Frauenfußball in Europa."
Obwohl Turbine im Coliseum Alfonso Perez des Madrider Vorortklubs FC Getafe nur auf der kleinen Bühne spielt, ist die Euphorie nicht zu bremsen. "Ein Sieg würde uns alles bedeuten. Da brechen in Potsdam alle Dämme", sagte Trainer Bernd Schröder: "Wir spüren die Verantwortung für den Verein und die Region auf unseren Schultern. Und wir haben die gottverdammte Pflicht, guten Fußball zu spielen."
Schröder, Pionier des Frauenfußballs und 1990 Auswahltrainer beim einzigen Länderspiel der DDR, spricht von einer "einmaligen Chance. Wir können Geschichte schreiben und bekommen eine breite Öffentlichkeit." In Potsdam gibt es ein großes Public-Viewing, am Montag ist unabhängig vom Ergebnis ein Empfang auf dem Luisenplatz geplant.
Lediglich der Aberglaube bereitet Schröder Magengrimmen. "Sicher sind die Double-Shirts schon gedruckt - dummerweise. Das hat schon einigen Leuten Pech gebracht", sagte der 67-Jährige, der sage und schreibe 1971 das Traineramt in Potsdam übernommen hat. Es wird ihn nicht freuen, die Geschichte von Jennifer Zietz zu hören: Die Europameisterin sollte am Freitag eigentlich Trauzeugin bei der Hochzeit ihrer Mutter Beate sein...
Doch ob schlechtes Omen oder nicht: Am Donnerstag zählen Ausreden nicht. Weder für Turbine Potsdam noch für die Europäische Fußball-Union (UEFA), denn das Duell in Getafe ist eine Feuerprobe für die Planungen des Präsidenten Michel Platini, dem Frauenfußball mehr Popularität zu verschaffen. Und das in Spanien, wo damit kein Hund hinter dem Ofen vorzulocken ist.
Ob das 17.000 Zuschauer fassende Stadion auch nur annähernd voll wird, ist mehr als fraglich - Eintrittskarten wurden geradezu verschleudert. Die besten Plätze auf Höhe der Mittelinie wurden für fünf Euro verramscht, hinter den Toren gab es Plätze für drei Euro. "Nicht alles, was billig ist, ist auch schlecht", sagte Schröder in einem Anflug von Galgenhumor: "Wir wollen vorlegen, und dann gehen wir zum Bayern-Spiel und drücken die Daumen."