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Sahan über Terzic
Ex-MSV-Profi erzählt: So tickt der neue BVB-Trainer

Olcay Sahan bestritt auch 29 Länderspiele (zwei Tore) für die Türkei.
Olcay Sahan bestritt auch 29 Länderspiele (zwei Tore) für die Türkei. Foto: firo
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Seit Sonntag ist klar: Edin Terzic soll Borussia Dortmund bis zum Saisonende als Trainer führen. Bisher war er der Mann im Hintergrund. Wir haben bei einem seiner Ex-Spieler nachgefragt: Wie tickt eigentlich der neue BVB-Cheftrainer?

Der letzte Sonntag war ein turbulenter Tag in der Fußball-Bundesliga. Neben dem dramatischen und ereignisreichen Spiel zwischen dem FC Augsburg und FC Schalke 04 (2:2) gab es auch beim königsblauen Revierrivalen Borussia Dortmund einiges zu vermelden.

Lucien Favre musste nach dem blamablen 1:5 gegen den VfB Stuttgart seinen Trainerstuhl beim BVB räumen. Der Dortmunder Plan: [article=507909]Edin Terzic, bislang Favres Assistent, soll bis Saisonende die Borussia führen[/article].

Der 38-jährige Fußballlehrer war bisher nur als Co-Trainer im Profifußball tätig: bei Borussia Dortmund unter Favre sowie West Ham United und Besiktas Istanbul unter Slaven Bilic, der heute beim Premier-League-Klub West Bromwich Albion arbeitet.

Einer, der Terzic sehr gut kennt, ist Olcay Sahan. Der 33-Jährige, der in Düsseldorf geboren wurde und einst auch für den MSV Duisburg im Ruhrgebiet spielte, arbeitete mit Terzic bei Besiktas zusammen. Sahan stand von Juli 2012 bis Januar 2017 beim Istanbuler Kultklub unter Vertrag. Terzic arbeitete an Bilics Seite von Juli 2013 bis Mai 2015 in Istanbul. In dieser Zeit bestritt Sahan über 80 Pflichtspiele für Besiktas und war beim Duo Bilic/Terzic ein absoluter Leistungsträger.

RevierSport hat mit dem heutigen Profi von Süper-Lig-Klub Yeni Malatyaspor gesprochen.

Olcay Sahan, als Sie erfahren haben, dass Edin Terzic neuer Cheftrainer in Dortmund wird: Was haben Sie da gedacht? Ich habe es über die Medien erfahren und mir gedacht, dass jetzt Edins Zeit gekommen ist. Ich telefoniere fast jede Woche mit Edin und spreche mit ihm über meine Leistungen. Seine Meinung ist mir sehr wichtig. Er ist ein Trainer, der absoluten Fußballsachverstand besitzt und das Spiel versteht.

Bisher war er ja immer nur Co-Trainer. War Ihnen klar, dass er mal auch Cheftrainer wird? Auf jeden Fall! Edin war nie der typische Co-Trainer. Er war schon bei Besiktas Istanbul der Kopf des Trainerteams um Slaven Bilic und eigentlich auch der gesamten Mannschaft. Es waren immer seine Ideen, die wir verwirklichen sollten. Bilic war am Ende der Boss, der das letzte Wort hatte. Aber Edin hat die Arbeit für ihn erledigt und auch uns so stark geformt.

Was macht Edin Terzic als Trainer aus? Er ist sehr eng mit den Spielern verbunden. Er hört zu, gibt Ratschläge - und da geht es nicht nur um sportliche Belange. Die Jungs vertrauen ihm einfach. Zudem ist er ein richtiger Motivator. Er findet für jeden Spieler immer die richtigen Worte. Edin hat eine ganz andere Sichtweise auf den Fußball als die meisten Trainer. Jedes Spiel ist für ihn ein anderes Spiel. Ein Beispiel: Wir haben bei Besiktas oft in einem 4-3-3-System agiert, doch dieses wurde immer umgeswitcht, wenn es nicht zum Gegner gepasst hat - auch wenn es viele Leute und Fans verwunderte. Edin hatte immer eine Idee dahinter und der Erfolg gab ihm Recht. Vor dem Derby gegen Galatasaray haben wir die ganze Woche das Gegen-Pressing trainiert, weil Edin dort die Gala-Schwächen ausgemacht hatte. Wir haben dann zwei Treffer erzielt, die wir haargenau so im Training einstudiert hatten. Er kennt alle Schwächen von jedem Gegner.

Was trauen Sie ihm in Dortmund zu? Alles. Das heißt: Für mich ist es sehr gut vorstellbar, dass er der Trainer der nächsten Jahre bei Borussia Dortmund sein wird. Er bringt einfach alles mit, um zu den besten Fußballtrainern Europas oder der Welt zu gehören.

Könnte es vielleicht ein Problem werden, dass der Co- zum Cheftrainer aufsteigt und die Mannschaft das skeptisch sieht? Auf gar keinen Fall! Nicht bei Edin. Jeder Fußballer, der mit ihm zusammenarbeitet, sieht ganz genau, was er drauf hat und man ihm vertrauen kann. Er zieht einen Spieler in seinen Bann. Der Spieler merkt, dass da ein Mann vor ihm steht, der Ahnung vom Fußball, von dem, was er sagt, hat. Jeder Spieler bei Borussia Dortmund weiß, wie er tickt. Die BVB-Bosse wissen auch, wem sie da das Vertrauen schenken. Ich lege mich mal fest: Edin wird die Zukunft von Borussia Dortmund sein.

Was bedeutet Borussia Dortmund für Edin Terzic? Er ist Dortmunder durch und durch. Er war schon von Kindesbeinen auf Borussia-Dortmund-Fan. Die Borussia hat immer einen wesentlichen Bestandteil in seinem Leben eingenommen. Er lebt jetzt seinen Traum als BVB-Trainer. Ich weiß, dass er im Sommer 2019 ein interessantes Angebot aus der Bundesliga vorliegen hatte, es aber ablehnte. Er sagte mir, dass er den BVB nicht verlassen kann. Jetzt ist ein echter Dortmunder Borussia-Trainer.

Wie geht es Ihnen eigentlich bei Ihrem neuen Klub Yeni Malatyaspor? Sehr gut. Wir haben eine gute Mannschaft und spielen in der Süper Lig. Aber ich sehne mich so langsam nach Deutschland und Nordrhein-Westfalen.

Nach neun Jahren in der Türkei läuft im Sommer 2021 Ihr Vertrag in Malatya aus. Kehren Sie dann zurück? Vielleicht zu Borussia Dortmund und Edin Terzic. (lacht) Das wäre schön. Aber da bin ich leider schon zu alt für. Aber es gibt auch noch andere interessante Vereine im Ruhrgebiet wie den MSV Duisburg.

Für den MSV haben Sie ja bereits gespielt... Ja, und es ist mein Traum, beim MSV auch meine Karriere zu beenden. Es wäre im letzten Sommer schon fast dazu gekommen. Ich habe mich lange mit Ivica Grlic, den ich sehr gut kenne und schätze, über eine mögliche Rückkehr unterhalten. Am Ende des Tages muss ich ehrlich zugeben, dass ich mich für das finanziell attraktivere Angebot in der Türkei entschieden habe. In der Türkei bekommt ein Fußballer ein Netto-Gehalt und muss keine Abgaben entrichten. Das ist natürlich attraktiv. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder, da will ich natürlich auch finanziell abgesichert nach Deutschland zurückkehren. Wir sehen als Familie auf jeden Fall unsere Zukunft in Deutschland.

Wie sehr verfolgen Sie den MSV Duisburg? Sehr. Eigentlich täglich. Ich lese alles, telefoniere auch mit Leuten aus Duisburg und bin auf dem neuesten Stand. Der MSV ist tief in meinem Herzen verwurzelt und ich leide aktuell mit. Es gibt im Sport aber immer Höhen und Tiefen. Ich bin mir sicher, dass schon bald über Duisburg wieder die Sonne scheinen wird. Die Mannschaft ist zu gut, um abzusteigen. Das werden sie im Laufe der Saison auch noch beweisen. Und im nächsten Jahr greift der MSV wieder an.

Vielleicht mit Olcay Sahan in der Mannschaft... Vielleicht (lacht).

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