Die Lage ist angespannt, die Angst vor der Pleite in etlichen Klubs weiterhin existent - und nun gehen Teile Deutschlands wieder in den harten Lockdown. Sachsen hat für Montag die schärferen Maßnahmen angekündigt, andere Bundesländer werden womöglich nachziehen. Müssen die Fußball-Bundesliga und die Profiligen anderer Sportarten nun wieder mit turbulenteren Wochen rechnen?
In der Beletage des deutschen Fußballs halten sie die Füße noch ruhig, man will keinen unnötigen Staub aufwirbeln. Zu neuen Szenarien im verschärften Lockdown äußert sich die Deutsche Fußball Liga (DFL) nicht. Noch ist das Selbstvertrauen groß, keiner dürfte schließlich bestreiten, dass die Bundesliga samt ihrer Geisterspiele bislang gut durch die Coronakrise gekommen ist.
Doch letztendlich ist König Fußball nur Unterhaltung, nicht systemrelevant, muss sich unterordnen, wie der frühere DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig im SID-Interview meinte. Das Funktionieren des gesellschaftlichen Lebens stehe an oberster Stelle. „Dazu kann ein harter Lockdown das richtige Mittel sein“, meinte Rettig: „Das Fußballproblem sollte sich nachgelagert stellen.“
Doch die Existenzängste in den Klubs sind allgegenwärtig. Eine Unterbrechung der Bundesliga und die mögliche Reduzierung von TV-Geldern würde einige Vereine wieder in Panik versetzen. DFL-Boss Christian Seifert sprach Anfang der Woche von großen Problemen, die bevorstehen, selbst wenn der Fußball so weitermachen dürfte wie bislang.
„Es kann in den nächsten zwölf bis 24 Monaten für den einen oder anderen Klub eng, und für manche auch sehr eng werden“, warnte Seifert nach der DFL-Versammlung am Montag und meinte mit Blick auf die Verluste und finanzielle Situation der Klubs: „Letzte Saison war bestenfalls ein laues Lüftchen, jetzt aber kommt der Sturm.“
Harte Zeiten für den Fußball und Leistungssport, der aber noch eine Sonderrolle genießt. Diese auch in Sachsen Bestand haben soll, wenn ab Montag der harte Lockdown gilt. „Stand jetzt bleibt der Profisport von den neuen Maßnahmen unberührt, doch die Lage kann sich noch ändern“, hieß es auf SID-Anfrage aus der Pressestelle des Sächsischen Staatsministeriums des Inneren.
Angesichts der extrem wachsenden Corona-Zahlen greift Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hart durch, schließt Geschäfte, Schulen, Kitas und Horte. RB Leipzig soll aber im Titelkampf der Fußball-Bundesliga weiter auf Torejagd gehen, auch Handball-Bundesligist SC DHfK Leipzig bleibt am Ball.
„Es wäre ja jetzt auch Quatsch, wenn man ein funktionierendes Liga-System zum Kollaps bringen würde“, sagte DHfK-Geschäftsführer Karsten Günther dem SID. Die Hygienemaßnahmen seines Klubs hätten sich in den vergangenen Wochen bewährt, den Spielern könne man nicht so einfach Berufsverbot erteilen.
Noch also dürfen sich die Profiligen in Deutschland sicher fühlen, doch wie lange noch? „Wir bereiten uns auf verschiedene Szenarien vor, alles andere wäre blauäugig“, sagte Geschäftsführer Frank Bohmann von der Handball-Bundesliga (HBL) dem SID.
Man blicke den angekündigten Maßnahmen bislang noch unkritisch entgegen, doch es sei „eine neue Dynamik in dem Thema“, wie Bohmann meinte. Gerade mit Blick auf die Spiele kurz nach Weihnachten betrachte man die Debatte besonders aufmerksam. Sollten da Spiele wegbrechen, „kommen wir in erhebliche Organisationsnöte, und die sehr angespannte wirtschaftliche Lage spitzt sich weiter zu“, meinte Bohmann.
Auch im Wintersport verliert man trotz der verschärften Maßnahmen noch nicht die Nerven. Dem für den 19. und 20. Dezember in Dresdens City geplanten Skilanglauf-Weltcup drohe noch nicht das Aus. „Stand jetzt soll es bei der Veranstaltung bleiben“, teilte der Veranstalter auf Nachfrage mit und erklärte: „Großveranstaltungen im Profibereich sind nach wie vor genehmigt.“ sid