Nach dem erlösenden Schlusspfiff fielen alle Anspannung und aller Druck von Markus Gisdol ab. Erleichtert, überglücklich und gelöst brüllte der Trainer des 1. FC Köln seine Freude über diesen unverhofften Coup heraus. „Diese Serie, die unendlich schien, ist endlich vorbei“, jubelte Gisdol nach dem überraschenden, aber ebenso verdienten wie wichtigen 2:1 (1:0) beim Vizemeister Borussia Dortmund.
„Es wurde Zeit, auch wenn die wenigsten geglaubt hätten, dass es heute passiert“, pflichtete der starke Torhüter Timo Horn bei, der den ersten Sieg seit 18 Spielen mit seinen Paraden in der Schlussphase festhielt: „Wie die Jungs sich reingehängt haben gegen einen eigentlich übermächtigen Gegner, das war sensationell.“
Wie von Gisdol gefordert, stemmte sich das Team im Kollektiv gegen die Dortmunder Offensivkünstler um Erling Haaland und Jadon Sancho. Im Mittelfeld überragte Ellyes Skhiri mit gewonnenen Zweikämpfe und zwei Toren nach Ecken (9./60.). Als Horn einen Schuss von Mats Hummels mit einem Reflex abwehrte (87.) und Haaland das leere Tor um Zentimeter verfehlte (90.+5), war der Sieg perfekt.
„Das Spiel war eine Schlacht, die den Spielern alles abverlangt hat. Viele wollten in der 70. Minute raus, sagte Gisdol, der sich bei seinen Spielern für eine “abartige Laufleistung und geschlossene Mannschaftsleistung„ bedankte. Der Sieg beim haushohen Favoriten aus Dortmund habe gezeigt, dass “wir trotz des Drecksvirus nicht verflucht sind und trotzdem Spiele gewinnen können„, betonte der Coach: “Wir sind ein verschworener Haufen. Der Sieg ist eine tolle Botschaft - auch in Richtung unserer Fans.„
Aber auch für den FC selbst, für den am Samstag nicht nur diese eine Sieglosserie endete. Der bis dato letzte Erfolg in Dortmund gelang 1991, als ein Großteil der aktuellen Mannschaft noch gar nicht geboren war. Der heutige Sport-Geschäftsführer Horst Heldt stand bei jenem 2:1 vor 29 Jahren, als Helmut Kohl noch Kanzler war, für den FC auf dem Platz, erinnern konnte er sich daran aber nicht mehr.
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Er wird es verschmerzen können, Heldts Fokus liegt ohnehin auf der Gegenwart - und in dieser geht es mit nun sechs Punkten nach neun Spielen nach wie vor um den Klassenerhalt.
Dem stimmt Gisdol zu, trotz aller Euphorie sei nur „ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“ gelungen. Allerdings einer, der den Glauben an die eigene Stärke zurückbringen könnte.
„Es ist auf dem Papier wichtig, aber vor allem auch für die Köpfe“, sagte Gisdol: „Ich habe immer an diese Mannschaft geglaubt. Diese Mannschaft ist gut, sie kann sich stabilisieren.“
Angesichts des schwierigen Programms bis Weihnachten ist das auch nötig. In den kommenden Wochen warten unter anderem der noch ungeschlagene VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen und RB Leipzig. Mit ähnlichen Leistungen wie am Samstag ist aber auch in diesen Spielen etwas möglich, meinte BVB-Sportdirektor Michael Zorc.
„Kompliment an Köln. Sie haben sich das ja nicht ermauert, sie haben sehr gut gespielt“, sagte er: „Wenn ich die so sehe, kann ich gar nicht verstehen, dass sie 18 Spiele hintereinander nicht gewonnen haben. Das war eine erstklassige Leistung.“ sid