Die veränderte Tonlage bei seinem Arbeitgeber DFB gibt Anlass für verstärkte Diskussionen um die Personalie Joachim Löw. Der Deutsche Fußball-Bund bestätigte am Montag den Rapport-Termin der Nationalmannschafts-Führung - allerdings soll anders als nach dem WM-Debakel von 2018 Bundestrainer Löw diesmal persönlich nicht dabei sein. „In der DFB-Präsidiumssitzung am 4. Dezember wird Oliver Bierhoff, Direktor Nationalmannschaften und Akademie, die aktuelle Situation der Nationalmannschaft darstellen und einschätzen“, heißt es in der schmucklosen Verbandsmitteilung auf der eigenen Homepage. Doch selbst wenn die Zusammenarbeit mit Löw enden sollte – wer ist eine Alternative als Nachfolger?
Der ehemalige Schalke-Kapitän und Rio-Weltmeister Benedikt Höwedes hat einen Favoriten. Der 32-Jährige sieht U21-Nationalcoach Stefan Kuntz im Falle einer Trennung von Joachim Löw als idealen Nachfolger des Bundestrainers. „Ich würde mir wünschen und glaube, dass es Stefan Kuntz machen wird“, sagte der als Experte für den TV-Sender Sky arbeitende Höwedes. Selbst hatte er zuletzt als Trainer-Praktikant bei Kuntz hospitiert und sah dies als lehrreiche Zeit. „Es hat sich sehr viel getan, seitdem wir mit den U-Teams für Deutschland gespielt haben. Und zwar im positiven Sinne“, hatte Höwedes damals auf dfb.de resümiert. „Ich war überrascht, wie viel Arbeit hinter dem Trainerjob steckt. Vieles bekommt man ja während der aktiven Laufbahn mit und hofft immer, dass die Trainer sich und die Mannschaft optimal vorbereiten. Aber was alles zwischen den Trainern abgestimmt, vorbereitet und auch nachher analysiert wird, ist schon enorm.“
Höwedes: „Zu wenige Sprachrohre auf dem Feld, zu wenig Teamgeist“
Und so machte er sich auch ein Bild von Stefan Kuntz. „Er kennt die ganzen jungen Spieler, die gerade hochrutschen, ist Teil des DFB, weiß um die Strukturen und hält super Ansprachen vor der Mannschaft“, sagte Höwedes. Außerdem habe Kuntz „ein gutes Team um sich herum, das auch taktische Inhalte sehr gut rüberbringt. Ich glaube, dass das unheimlich gut passen würde zur A-Nationalmannschaft“.
Dennoch betonte der 32-Jährige mit Blick auf den nach der 0:6-Schmach in Spanien angeschlagenen Löw: „Eine Trainerdiskussion würde ich prinzipiell nicht aufmachen, aber man muss klar Punkte ansprechen.“ Der 44-malige Nationalspieler (zwei Tore) sieht in der DFB-Elf „zu wenige Sprachrohre auf dem Feld, zu wenig Teamgeist“. Die Mannschaft habe „enorm viel Talent, aber wir ruhen uns darauf aus“.