Max Kruse nahm noch einen Schluck aus der Pulle, grüßte kurz zur Tribüne hoch und war dann in den Katakomben verschwunden. Nach dem starken 5:0 (3:0) über Arminia Bielefeld und dem erstmaligen Sprung auf einen Europacupplatz mit Union Berlin wollte der überragende Spielmacher keine Interviews geben. Später teilte er via Social Media kurz und knapp mit: „Einfach Fußball gespielt.“
Vielleicht ahnte Kruse, dass ihn nach dem Spiel alle auf den jüngsten Wirbel um seinen Blitzer-Post ansprechen würden. Vielleicht wollte der frühere Nationalspieler aber auch einfach nur Unions höchsten Bundesligasieg der Klubgeschichte und seinen Rekordtreffer genießen. „Er tut uns momentan gut“, sagte Torschütze Robert Andrich.
Auch für Trainer Urs Fischer geht der Plan mit Kruse auf. „Man hat heute gut gesehen, dass beide voneinander profitieren, die Mannschaft von Max und Max auch von der Mannschaft“, sagte der Schweizer. Kruse sei so wichtig fürs Team, „weil er auch die individuelle Klasse hat, ein Spiel lenken kann, eine Kreativität hat, um Tore vorzubereiten“, sagte Fischer.
Kruse leitete drei Tore ein und steuerte eins selber bei. Der 32-Jährige war auf dem Platz überall zu finden, rannte auch nach hinten und foulte zur Not. Die Krönung war sein Treffer zum 4:0 per Strafstoß. Damit egalisierte der Ex-Werderaner die alte Bundesliga-Bestmarke von Jochen Abel (VfL Bochum, Schalke 04), der auch 16 von 16 Elfmetern verwandelte – eine 100-prozentige Trefferquote.
An der Seite von Kruse blühten auch die Mitspieler erneut auf. Nebenmann Andrich profitierte vom guten Auge des Routiniers, bekam das 2:0 (13.) passgenau aufgelegt. „Max und ich verstehen uns fußballerisch richtig gut“, sagte der Mittelfeldspieler.
Auch die Tore von Keita Endo (3.) und Sheraldo Becker (45.+ 2) bereitete Kruse vor, beim 5:0 von Cedric Teuchert (89.) war er schon ausgewechselt. „Max Kruse ist ein sehr positiver Typ, es macht sehr viel Spaß mit ihm“, meinte Kapitän Christopher Trimmel.
Für Aufsehen sorgt Kruse aber auch weiter neben dem Platz. Unter der Woche war er nach einem Tempo-30-Schild geblitzt worden, hatte ein Foto von dem Schild gepostet und das Wort „Schweine“ darauf geschrieben. Später entschuldigte er sich. Darauf angesprochen sagt Fischer, wichtig sei Kruses Leistung auf dem Platz. „Und dann gibt es auch noch einen Max privat. Da äußert er sich manchmal ein bisschen anders wie ich das tun würde.“
Auch dank Kruse blieb Union in der Bundesliga jetzt sechs Spiele ohne Niederlage. Für Fischer ist das aber kein Grund, das Saisonziel zu korrigieren. Der Weg sei noch lang und hart: „Ich werde nicht von dem abweichen, was ich gesagt habe. Zielsetzung bleibt der Klassenerhalt.“
Das ist auch bei Arminia Bielefeld so. Doch nach der erschreckend schwachen Vorstellung und fünf Niederlagen in Serie kommen Zweifel auf, ob der Aufsteiger reif genug für die Liga ist. Trainer Uwe Neuhaus fand harte Worte: „Ich glaube, dass es die absolut schlechteste Leistung meiner Mannschaft war, seitdem ich da bin.“ sid