59 Tage nach dem Triumph von Lissabon zerlegte der bärenstarke Triple-Gewinner den unangenehmen Herausforderer Atletico Madrid beim 4:0 (2:0) förmlich in seine Einzelteile - und schickte gleich die nächste Kampfansage an Europas Fußball-Elite.
Zauberfüßchen Coman war mit zwei Toren (28. und 72.) sowie der Vorlage zum zweiten Treffer durch Leon Goretzka (41.) der Garant des 17. Münchner Start-Erfolges in der Königsklasse in Folge. Corentin Tolisso (66.) besorgte mit einem Gewaltschuss aus 25 Metern in den Winkel den Rest.
Der fulminante Auftakt in einem lange nickligen Duell mit den unangenehmen Spaniern war ein erster großer Schritt in Richtung Gruppensieg und Achtelfinale. Denn die weiteren Bayern-Gegner in Staffel A, Salzburg und Lok Moskau, sind internationale Leichtgewichte.
Doch der Fall Gnabry lag wie ein Schatten auf diesem glanzvollen Fußball-Abend. Der positive Corona-Test beim Nationalspieler am Dienstag rufe die „steigende Gefahr für den Fußball“ mit Wucht ins Gedächtnis, betonte Karl-Heinz Rummenigge. „Wir müssen die Sinne der Spieler nochmal schärfen, damit wir ohne großen Schaden rauskommen“, sagte der Münchner Vorstandschef bei Sky: „Ein nochmaliger Lockdown wäre für den Fußball ein Drama.“
Auch Hansi Flick mahnte: „Wir müssen uns noch intensiver damit befassen und an die Regeln halten.“ Sportlich, betonte er, habe Gnabrys Ausfall „nicht allzu viel verändert“. Für den Nationalspieler, der keine Symptome habe, beorderte er Thomas Müller auf den rechten Flügel. Seiner Mannschaft gab er mit, sie müsse vor allem „körperlich dagegenhalten“.
Atletico, das wurde sofort klar, war nicht angereist, um dem Champion zu huldigen. Die Spanier agierten gewohnt aggressiv, Müller schimpfte sie nach einem Zweikampf gut vernehmbar „die größte Rabaukentruppe des Weltfußballs“. Besonders gefährlich war zunächst das schnelle Umschalten der Gäste bei Münchner Ballverlusten, Star-Einkauf Luis Suarez kam so früh zu einer guten Chance (6.).
Doch die Bayern ließen sich überhaupt nicht einschüchtern und suchten ihrerseits mutig den Weg nach vorne. Die erste richtig große Gelegenheit hatten sie nach einer Ecke von Joshua Kimmich, der in der Nacht vor dem Spiel zum zweiten Mal Vater geworden war. Müller verlängerte auf Niklas Süle, der den rechten Pfosten traf (15.).
Eine Balleroberung von Kimmich leitete die Führung ein: Der Mittelfeld-Chef hob den Ball mit viel Geschick in den Rücken der Abwehr, wo Coman kunstvoll annahm und mit dem zweiten Kontakt vollstreckte. Vor dem 2:0 behauptete der Franzose im Sechzehner stark den Ball und passte mit viel Übersicht quer auf Torschütze Goretzka.
Atleticos vermeintlicher Anschlusstreffer durch Jungstar Joao Felix (47.) zählte wegen einer Abseitsstellung von Suarez nicht. Nach Tolissos Kracher erhöhte Coman nach einem starken Solo, das allein das Eintrittsgeld wert gewesen wäre - doch die Pandemie hatte Zuschauer in der Allianz Arena verhindert. sid