RevierSport hatte berichtet, dass Rot-Weiss Essen versuchen will, den Etat für die Profis in der kommenden Saison um eine Million Euro zu erhöhen. Aufsichtsratschef André Helf wollte das nicht bestätigen oder dementieren, er wies darauf hin, dass der Verein immer daran arbeiten würde, neue Ressourcen zu finden, um den sportlichen Bereich zu stärken.
Nach den letzten Aussagen von Essens Marcus Steegmann (Direktor Profifußball) gegenüber der WAZ scheint klar: Eine signifikante Etaterhöhung für den Lizenzspielerbereich dürfte unwahrscheinlich sein, die Mittel wurden bisher nicht gefunden.
Nur beim Gewinn des Niederrheinpokals und dem daraus resultierenden Einzug in den DFB-Pokal können Steegmann, Trainer Christoph Dabrowski und RWE-Sportdirektor Christian Flüthmann mit mehr Geld für den Kader planen.
Das Finale im Niederrheinpokal steigt am 25. Mai - bedeutet bis mindestens zu diesem Datum werden die sportlich Verantwortlichen mit einem etwa identischen Budget wie in der laufenden Serie planen müssen. Dieses liegt laut Steegmann, wie er bei der WAZ betonte, im Ligabereich zwischen Platz neun und 14.
Konsequenz: Kann man alle Leistungsträger halten, kostet das einiges extra. Torben Müsel wurde gehalten, Felix Götze soll bleiben, ebenso Cedric Harenbrock. Drei Verlängerungen, die zusätzlich ins Gewicht fallen, damit müssten Einsparungen bei anderen Personalien vollzogen werden. Daher werden Spieler wie Isaiah Young oder Thomas Eisfeld vermutlich auch kaum neue Angebote erhalten, denn einige Besserverdiener müssen von der Gehaltsliste, wenn die Verantwortlichen überhaupt Personal-Veränderungen herbeiführen wollen.
RWE hat auf vielen Positionen Bedarf
Und die Wunschliste ist lang: Mindestens zwei neue offensiven Außen sollen kommen, ein Innenverteidiger, ein Rechtsverteidiger, ein Sechser, dazu ein Mittelstürmer, vielleicht noch ein offensiver Mittelfeldmann für die Zentrale. Denn der Kader ist in diesem Jahr schon klein. Ein Innenverteidiger und ein Angreifer sollten im letzten Jahr bereits zusätzlich verpflichtet werden, dann ging noch Kapitän Felix Bastians. Es gleicht schon einem Balanceakt, den Kader in dieser Größenordnung zu belassen.
Zumal die Erwartungshaltung gestiegen ist. Nach dem Klassenerhalt im ersten Jahr und einer guten aktuellen Spielzeit wird man den RWE-Anhängern in der neuen Saison kaum einen erneuten Abstiegskampf verkaufen können.
Doch, so ehrlich muss man sein: Bleibt der Etat gleich und wechselt ein Felix Götze, was derzeit wahrscheinlicher als ein Verbleib ist, dann muss jedem Fan klar sein: An einen nochmaligen Aufstiegskampf bis weit in die Spielzeit hinein ist schwer zu denken.
Zwar ist die 3. Liga bekanntlich sehr eng beieinander, siehe die laufende Serie, wo drei Aufsteiger noch vom Durchmarsch träumen können. Doch das wird schwer zu wiederholen sein, wenn man bedenkt, dass der VfL Osnabrück vermutlich aus der 2. Bundesliga absteigt. Der 1. FC Saarbrücken wird durch die Millionen aus dem DFB-Pokal angreifen können. Auch ein zweiter Absteiger aus Liga 2 wie Hansa Rostock, Kaiserslautern oder Eintracht Braunschweig wird sich finanziell in ganz anderen Sphären als Essen befinden.
Unter den aktuellen Bedingungen sollte RWE vorerst nicht von der 2. Bundesliga träumen
Zur Klarstellung: Es ist richtig, dass RWE nur das ausgeben will, was eingenommen wird. Aber unter den aktuellen Bedingungen sollte man vorerst nicht von der 2. Bundesliga träumen. Um neue Ziele zu definieren, muss der Klub es erst schaffen, neue Gelder zu beschaffen, damit man auch beim Etat mit den Großen der Liga ansatzweise mitspielen kann.
Denn es wird schlicht und ergreifend nicht jedes Jahr so sein, dass die Favoriten wie Dresden, Ingolstadt, Regensburg und Sandhausen, die allesamt finanziell viel besser aufgestellt sind, so oft patzen wie in der aktuellen Spielzeit. Das zeigt die Vergangenheit...