Marcus Steegmann, Direktor Profifußball und Kaderplaner bei Rot-Weiss Essen, hatte im vergangenen Sommer bei der Strukturierung der Mannschaft eine Menge zu tun. Der Kader wurde nahezu komplett verändert und hat ein neues Gesicht erhalten.
Mit Erfolg: RWE spielt bislang eine gute Saison, rangiert mit einem Spiel weniger auf dem siebten Tabellenplatz und ist punktgleich mit dem Fünften FC Ingolstadt. Trotz der jüngsten 1:2-Niederlage bei Preußen Münster ist die Stimmung rund um die Hafenstraße positiv. Es wird spannend, wo der Weg der Essener in dieser Saison hinführt.
RevierSport hat am Deadline Day (01. Februar), dem letzten Transfertag, mit Marcus Steegmann über die aktuelle sportliche Situation, mögliche Vertragsverlängerungen und die Kaderplanung gesprochen:
Marcus Steegmann, aus den ersten drei Spielen des Jahres hat Rot-Weiss Essen drei Punkte geholt. Was lief gut und was muss in den kommenden Wochen verbessert werden?
Das Spiel in Aue war teilweise fast ein offener Schlagabtausch. Leider hat der Gegner unseren Fehler in der Nachspielzeit zum Siegtor ausgenutzt. Da waren wir defensiv nicht so stabil, nach vorne sah es schon besser aus. Gegen Viktoria Köln haben wir gerade spielerisch ein herausragendes Spiel gemacht und völlig verdient gewonnen. Mit der Leistung in Münster waren wir alle nicht zufrieden. Das können wir besser. Wir müssen noch an unserer Stabilität und Kompaktheit arbeiten. Ich gehe fest davon aus, dass die Mannschaft es jetzt im nächsten Spiel wieder besser machen will.
Am Samstag trifft RWE an der Hafenstraße auf den Tabellenletzten SC Freiburg II. Was erwarten Sie in dieser Partie von der Mannschaft?
Die Mannschaft von Freiburg hat ein völlig verändertes Gesicht im Vergleich zur letzten Saison. Sie haben einige Leistungsträger verloren und die Mannschaft ist nochmal deutlich jünger geworden. Wenn man Freiburg spielen lässt, können sie schon Möglichkeiten kreieren. Sie haben talentierte Spieler in ihren Reihen. Unser Anspruch muss es aber sein, unser Spiel durchzudrücken und dominant aufzutreten – mit einer gewissen Risikoabwägung. Wir freuen uns auf das Heimspiel. Unsere Mannschaft hat die Hafenstraße zu einer Festung ausgebaut und fühlt sich da sehr wohl. Aber die 3. Liga ist extrem eng. Man muss in jedem Spiel eine Top-Leistung abrufen.
Während andere Drittligisten im Winter personell aufgerüstet haben, gab es bei RWE keinen Zugang. War es für Sie deshalb ein entspannter Deadline Day und warum hat es nicht mit einer Winterverpflichtung geklappt?
Ja, der Deadline Day verlief schon relativ entspannt (lacht). Es war lange so, dass finanziell gar nichts möglich war, um im Winter etwas zu machen. Dann hatte es sich so weit entwickelt, dass in einem kleinen finanziellen Rahmen etwas möglich gewesen wäre. Allerdings immer unter der Prämisse, dass uns der jeweilige Spieler über den Sommer hinaus helfen kann. So sind wir an das Thema herangegangen. Dazu war es auch wichtig, dass ein möglicher Zugang in die Gesamtstruktur der Mannschaft passt. Wir haben ein funktionierendes und homogenes Team. Deswegen mussten wir in der Situation auch abwägen. Es ist für uns nicht adäquat gewesen. Wir sind mit der Entwicklung der Mannschaft auch zufrieden.
Ich kann die Fans aber beruhigen und sagen, dass wir da im Austausch sind. Wir sind im Zeitplan und arbeiten daran, auch für die kommende Saison eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen. Ich bin positiv gestimmt, dass wir auf einem guten Weg sind.
Marcus Steegmann.
Zurück zum aktuellen Kader: Mit Lucas Brumme hat sich der erste Vertrag eines Leistungsträgers automatisch verlängert. Es laufen aber noch mehr als ein Dutzend weiterer Verträge aus, darunter von mehreren Stammspielern und Trainer Christoph Dabrowski. Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?
Erst einmal sind wir natürlich froh, dass Lucas Brumme auch in der kommenden Saison für uns spielt. Wir hatten im Sommer gehofft, dass er möglichst schnell nach seiner Verletzung stabil wird. Das ist für beide Seiten super aufgegangen. Lucas spielt eine super Saison und fühlt sich bei uns sehr wohl. Ich bin insgesamt kein Freund davon, Wasserstandsmeldungen zu Vertragsgesprächen zu geben. Wenn es da etwas zu verkünden gibt, werden wir das tun. Ich kann die Fans aber beruhigen und sagen, dass wir da im Austausch sind. Wir sind im Zeitplan und arbeiten daran, auch für die kommende Saison eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen. Ich bin positiv gestimmt, dass wir auf einem guten Weg sind.
Im letzten Sommer gab es einen großen Umbruch. Ist ein solcher Umbruch dieses Mal überhaupt nötig – oder reicht es, mit dem Gros der Mannschaft zu verlängern und den Kader punktuell zu verstärken?
Wir müssen natürlich schauen, wie viele Verträge wir verlängern können. Dann kann man die Frage auch besser beantworten, weil man so bereits auf einen gewissen Stamm setzen könnte. Wir müssen auf manchen Positionen natürlich mit mehreren Optionen planen. Alles andere wäre nicht professionell. Klar ist aber, dass die Mannschaft eine gute Entwicklung genommen hat, mit der wir grundsätzlich zufrieden sind. Wir haben ein junges, entwicklungsfähiges Team. Unsere Spieler wissen, was sie an Rot-Weiss Essen haben. Viele haben sich bewusst für RWE entschieden. Das sind auch Argumente, die wir auf unserer Seite haben.
Eine letzte Frage zum Thema Kaderplanung: Inwiefern wird sich bereits zum jetzigen Zeitpunkt um mögliche Sommer-Zugänge bemüht?
Es ist naturgemäß so, dass man ständig den Markt beobachtet und schaut, wo man sich als Verein verbessern kann. Da kommt es dann auch mal vor, dass man sich mit dem einen oder anderen Spieler frühzeitig trifft. Das hängt auch immer davon ab, ob das der umworbene Spieler überhaupt zulässt oder ob er erst einmal abwartet. Ich glaube aber, dass erneut gegen Ende der Saison spielertechnisch viele Entscheidungen fallen werden. Es gibt da nicht den einen Königsweg.