Vor der Kammer für Handelssachen am Duisburger Landgericht ließ Richterin Antje Reim, die ein Urteil erst am Donnerstag, 3. April, fällen wird, bereits durchblicken, dass die fristlose Kündigung Kentschs zum 13. Juni 2013 unwirksam ist.
„Das Gericht hat die von uns erwartete Entscheidung angedeutet“, freut sich Kentsch. Zusammen mit seinem Rechtsanwalt Dr. Guido Mathey aus Düsseldorf hatte er aber auch nichts anderes als eine Zustimmung erwartet: „Alles andere wäre sehr überraschend gewesen.“
Vorstandsbeschluss ist nicht da Denn die Kündigung wurde lediglich von Klubchef Udo Kirmse unterzeichnet, obwohl mindestens ein weiteres Vorstandsmitglied laut Satzung seinen Wilhelm hätte drunter setzen müssen. Kirmse hätte den Schritt nur alleine gehen können, wenn er eine Bevollmächtigung des Vorstand vorgelegt hätte. Warum es den Beschluss nicht gibt, oder warum er nicht in den Akten war, ist offen.
Fest steht derweil, dass Kentsch derzeit gute Aussichten hat, das Verfahren für sich zu entscheiden. Der ehemalige Bielefelder hat zunächst auf Weiterzahlung seines Gehalts bis zum 31. August, dem Tag, an dem die Klage eingereicht wurde, inklusive der Ausfallkosten für einen Dienstwagen geklagt. Eine Summe, die rund 40.000 Euro beträgt.
Kentsch: „Einer möglichen Klage sehe ich mit großer Gelassenheit entgegen.“ Allerdings deutet sich an, dass Kentsch auch seine restlichen Gehälter bis zum 30. Juni 2014 einfordern wird, wenn der MSV kein Interesse an einer außergerichtlichen Einigung zeigt. Dass Kentsch seit dem 1. Februar einen neuen Job in der freien Wirtschaft hat, mindert seine Forderungen. Denn so müssten die Zebras für den Zeitraum Februar bis Juni nur noch die Differenz zum aktuellen Einkommen des Politikers aufbringen. Allerdings streben die Meidericher ein Nachverfahren an, in dem sie Klage gegen Kentsch erheben werden (siehe Nachgefragt auf der zweiten Seite). Peter Falk, Rechtsanwalt des MSV, will Kentsch für den Lizenzentzug in Regress nehmen. Ob das gelingt, ist in diesem Verfahren allerdings fraglich, schließlich war die Kündigung rund eine Woche vor dem Lizenzentzug und steht damit nicht im direkten Zusammenhang.
Kentsch bleibt jedenfalls locker: „Wenn der MSV Schadensersatzforderungen gegen mich geltend machen möchte, ist das schon sehr fragwürdig, weil ein Unternehmen, das jahrelang strukturelle Verluste eingefahren hat, kaum weiteren Schaden erleiden kann. Ein weiterer Prozess und damit weitere Anwaltskosten werden dem Verein allerdings sehr wohl Schaden zufügen. Einer möglichen Klage sehe ich auch deshalb mit großer Gelassenheit entgegen.“
Der Rechtsstreit zwischen Kentsch und dem MSV hat gerade erst begonnen, doch jetzt scheint schon klar zu sein, dass er beide Parteien noch einige Zeit beschäftigen wird. Ob dabei dann aber auch alle Gründe für den Untergang des MSV an Tageslicht kommen werden, bleibt abzuwarten.
Was Udo Kirmse dazu sagt, lesen Sie auf der zweiten Seite