Auch sie passen perfekt zum "Projekt Heidenheim": Die Verpflichtungen der Spieler aus Fürth und Unterhaching sind Teil eines lokalen Konzeptes. Bis auf den Italiener Maurizio Scioscia besitzen alle Akteure im Kader des Tabellensechsten einen deutschen Pass. Und die meisten stammen aus Süddeutschland.
"Wir haben uns vor sechs Jahren darüber Gedanken gemacht, wie wir nachhaltig Erfolg haben können. Warum sollen wir Spieler von weit weg verpflichten, wenn sie direkt vor unserer Haustür zu finden sind?", sagt Trainer Frank Schmidt. Gerade in Süddeutschland könne der Verein trotz seiner "bescheidenen Möglichkeiten" ein gutes Scouting betreiben, ergänzte er in einem Interview auf dfb.de.
Zudem würden Klub und Spieler von einer solchen Zusammenarbeit profitieren. "In Süddeutschland gibt es viele Spieler, die im Nachwuchsleistungszentrum eines Bundesligisten oder Zweitligisten eine gute Ausbildung erhalten haben, aber nicht den Sprung zu den Profis schafften. Diese haben die Möglichkeit, sich bei uns weiterzuentwickeln."
Routine als Ausnahme Dass erfahrene Akteure wie der ehemalige Bundesliga-Profi Michael Thurk oder der 38 Jahre alte Torwart Erol Sabanov ebenfalls im Kader stehen, ist dabei nur die Ausnahme der Regel. Grundsätzlich ausschließen will Schmidt die Verpflichtung eines Ausländers oder eines Talentes aus einem anderen Teil Deutschlands allerdings auch nicht.
"Wenn der Spieler ansonsten all unsere Anforderungen erfüllt, wäre eine Verpflichtung nicht auszuschließen", sagte der 39-Jährige. Schließlich wolle man sich auch "als Mannschaft weiterentwickeln".
Mit ihrem Jugendförderungskonzept haben die Heidenheimer einen erfolgreiche Entwicklung hingelegt. Erst 2009 gelang erstmals der Aufstieg in die 3. Liga. Dort erreichte man bisher immer einen einstelligen Tabellenplatz und verpasste in der vergangenen Saison als Tabellenvierter die Teilnahme an der Relegationsspielen zur 2. Liga nur knapp um einen Punkt. Derzeit rangiert das Team mit neun Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz auf dem sechsten Rang.
Zuschauerschnitt liegt bei über 8000 Auch die Fans tragen die Philosophie ihres Klubs mit. Der durch Spieler aus der Region gestärkte Identifikationsfaktor sorgt für einen respektablen Zuschauerschnitt von über 8000. Dabei hat Heidenheim nur knapp 50.000 Einwohner. Für Schmidt ein weiteres Indiz dafür, "dass wir auf dem richtigen Weg sind". Auch die Spieler registrieren die Entwicklung auf den Rängen. "Ich vergleiche das gerne mit der TSG 1899 Hoffenheim. Ich denke, da sind wir jetzt schon ein bisschen weiter, als Hoffenheim es zu Drittliga-Zeiten war", sagt Abwehrchef Tim Göhlert.
Auch wenn der angepeilte Aufstieg in die 2. Bundesliga gelingen sollte, wollen die Heidenheimer ihrem Konzept so weit es möglich ist treu bleiben. "Wenn man nur junge Spieler aus einer einzigen Region verpflichtet, stößt man irgendwann an Grenzen. Wenn uns der Schritt in die nächste Liga gelingt, wo die Qualität noch viel höher ist, sind Verpflichtungen aus anderen Regionen nicht auszuschließen. Aber das Konzept würde nicht komplett über den Haufen geworfen werden" sagt Schmidt. Zudem hätten es dann die Spieler, die "den Aufstieg erarbeitet" hätten, "es sich auch verdient, eine Liga höher mitzuspielen".
Druck, in absehbarer Zeit zwingend den Sprung in die 2. Bundesliga zu schaffen, empfindet man in Hoffenheim nicht. "Wir haben jetzt nach dem 21. Spieltag mehr Punkte als je zuvor. Wir sind erst das vierte Jahr im Profifußball", sagt Schmidt und nimmt sich für die Zukunft einen gut gemeinten Rat als Leitsatz: "Der Vorstandsvorsitzende unseres Hauptsponsors hat einmal gesagt: Der Weg zum Erfolg führt über die Treppe, nicht über den Fahrstuhl. Daran sollten wir uns orientieren."