Der FC Schalke 04 hat die direkte Rückkehr in die erste Bundesliga geschafft. Doch in den Wochen der Freude hat sich ein Spieler einem ernsten Thema gewidmet: Mittelfeldspieler und Vize-Kapitän Victor Palsson. Der Isländer hat in einem Interview mit dem „Spiegel“ (Dienstag) über den Beginn seiner Karriere gesprochen. Damals litt er unter einer Alkoholsucht und Depressionen.
„Wenn wir einen Tag frei hatten, schüttete ich mich zu und trank am nächsten Tag weiter, um mir nicht eingestehen zu müssen, wie falsch ich mich verhielt. Es war reine Selbstsabotage“, berichtet der 31 Jahre alte Mittelfeldspieler des Bundesliga-Aufsteigers. Suizidgedanken und der Drogentod der Mutter überschatteten demnach laut seiner Aussage den Karrierestart: „Ich konnte mich den Konflikten und dem Schmerz meiner schweren Kindheit nicht stellen, also griff ich zum Glas. Das Trinken war eine Form von Flucht.“
Mit dem Gang in die Öffentlichkeit will Palsson zur Sensibilisierung für das Problem beitragen. In den vergangenen Jahren haben sich beispielsweise die beiden Komiker Torsten Sträter und Kurt Krömer zu ihren Depressionen bekannt, im Fußball wird allgemein wenig über das Thema psychische Gesundheit gesprochen. Zuletzt machte aber Ex-Gladbach-Sportdirektor Max Eberl das Thema Burnout noch einmal prominent.
„Mir ist es wichtig, auf das Thema mentale Gesundheit aufmerksam zu machen. Bisher ist es immer noch eine Art Tabu. Ich selbst habe aus sehr vielen Fehlern lernen müssen, vor denen ich andere gern bewahren würde“, kommentierte der 26-malige isländische Nationalspieler, der seit 2021 für den Revierklub spielt. „Ich trenne meine Karriere in zwei Hälften: von 2007 bis 2014 und von da an bis heute. Der Victor aus der ersten Hälfte hat nichts mit demjenigen zu tun, mit dem Sie jetzt sprechen“, sagte der nach eigenen Angaben seit Sommer 2014 trockene Pálsson.
Er treffe sich „regelmäßig mit einem Therapeuten und Sportpsychologen. Sie haben mir aus meinen Tiefs geholfen. Es ist kein Zeichen von Schwäche, wenn du offen über deine Probleme redest, sondern eines der Stärke“, sagte er. mit dpa