Plötzlich hat Timo Perthel den Ball auf seinem schwächeren rechten Schlappen, fasst sich trotzdem ein Herz und zieht einfach mal aus 30 Metern ab. Das Leder schlägt unhaltbar im Winkel ein – 2:2, Sekunden vor Schluss. Die Erlösung für die Zebras. „Das war ein vorgezogener Sonntagsschuss“, lacht Perthel: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich mit rechts so ein Ding raushauen kann.“
„Timo hat den rechten Fuß eigentlich nur zum Stehen.“
Auch sein Kollege Maurice Exslager kann es nicht fassen: „Timo hat den rechten Fuß eigentlich nur zum Stehen. Mit diesem Hammer hat er uns alle überrascht.“
Nur Fußballlehrer Kosta Runjaic ist keineswegs perplex: „Er hat eine sehr gute Ausbildung genossen und eine ordentliche rechte Klebe. Ich hatte ohnehin nie das Gefühl, dass wir verlieren würden, deshalb hat mich dieser Treffer auch nicht überrascht.“
Ein erstaunliches Gefühl, denn direkt nach dem Pausentee brachen die Duisburger völlig ein und schenkten den bis dahin möglichen Sieg leichtfertig her. Warum das Team plötzlich den Faden verlor und sich vor allem beim 1:2 von Christoph Kramer vorführen ließ, kann sich Perthel nicht erklären: „Wir haben uns einfach zu dämlich angestellt. So ein Abwehrverhalten darf uns nicht noch einmal passieren.“
Besonders nicht in den kommenden beiden Knallerspielen gegen die Aufstiegsfavoriten Eintracht Braunschweig und bei Hertha BSC. „Das sind zwei echte Highlights“, freut sich der frischgebackene 24-Jährige: „In diesen Partien dürfen wir uns solche Fehler wie gegen den VfL aber ganz bestimmt nicht mehr erlauben.“
Mit Sicherheit nicht, schließlich hatte Bochum nach der Führung noch etliche Chancen, die Partie endgültig für sich zu entscheiden, vergab sie aber fahrlässig. Braunschweig und Berlin werden sich solche Einladungen allerdings nicht entgehen lassen. Deshalb fordert Perthel auch eine ähnliche Konzentration wie beim torlosen Remis gegen Kaiserslautern: „Wir haben uns hinten stabilisiert, das müssen wir auch wieder umsetzen.“
Verpasster Rekord interessiert Perthel nicht
Weil es in Bochum an der Umsetzung haperte, haben es die Meidericher verpasst, einen neuen Rekord aufzustellen und zum vierten Mal in Folge auswärts zu Null zu spielen. Statistiken interessieren Perthel aber nicht. Er erinnert sich lieber an seinen Zauberschuss und genießt das Gefühl, das Derby doch noch umgebogen zu haben: „Wir haben Moral bewiesen und einen wichtigen Punkt geholt. Denn durch sind wir noch lange nicht.“