Phasenweise weckten auch die vorangegangenen 90 Minuten bei den Fans bittere Erinnerungen. Zwar hat der VfL viel neues Personal, aber in Osnabrück verfiel er trotzdem immer wieder in alte Fehler.
Vierzehn Monate ist es her, als am 8. Mai 2011 der VfL mit einem Last-Minute-Sieg an gleicher Stelle die Weichen Richtung Relegation erspielte. Diesmal sorgte das Team von Andreas Bergmann für große Ernüchterung im VfL-Lager. Das Fazit nach 90 Minuten - es zwickt noch in allen Mannschaftsteilen. Torhüter Michael Esser, im zweiten Abschnitt Keeper Philipp Heerwagen, waren hinter einer desolaten Abwehr die ärmsten Akteure auf dem Rasen. Das Mittelfeld wirkte ungeordnet, auch wenn mit Sehar Fejzulahi ein vermeintlicher Spielmacher auf dem Platz stand, und dem Angriff fehlte jede Spritzigkeit.
Der Wahrheit die Ehre - natürlich stand das Spiel unter besonderen Vorzeichen. Während die Gastgeber eine Woche vor dem Drittligastart von ihrem Leistungsvermögen her in Richtung 90 Prozent tendierten, war die Verfassung der Gäste, die gerade einmal die Hälfte ihrer Vorbereitung hinter sich gebracht haben, eine ganz andere. Und doch: So darf man sich nicht präsentieren. Kapitän Andreas Luthe, der wegen einer leichten Schulterverletzung auf der Tribüne saß, sprach Klartext: "Ich habe mehr gelitten, als wenn ich gespielt hätte. Wenn wir nächste Woche starten würden, hätten wir große Probleme. Es gibt viele Dinge, die wir jetzt besprechen müssen. Das war ja heute fast wie bei der Klatsche in Hüls, nur gegen einen besseren Gegner. Wir haben viel zu viel zugelassen, Osnabrück hätte noch das eine oder andere Tor mehr schießen können."
Exemplarisch für die zum Teil slapstickähnlichen Einlagen im Defensivverhalten war der Osnabrücker Treffer zum 2:1, als Holmar Eyjolfsson im Mittelkreis zum Kopfball hochstieg und ihn Florian Brügmann übereifrig über den Haufen rannte. Bergmann ernüchternd: "Unsere Leistung war heute sehr dünn. Wir haben personell experimentiert und dabei sind mir jetzt viele Sachen klar geworden. Wir haben einfach zu wenig abgerufen, daran werden wir arbeiten. Beim zweiten Tor hat man gesehen, dass meine jungen Dachse in vielen Situationen noch unglaublich unerfahren sind. Das zeigt den schweren Weg auf, der vor uns liegt."
Doch nicht nur die Jungen patzten. So erwischte Lukas Sinkiewicz, der bisher in der Vorbereitung überzeugte, einen rabenschwarzen Tag, als er erst in der 19. Minute eine Großchance versiebte und zwei Minuten später mit einer verunglückten Kopfballabwehr die Führung der Osnabrücker einleitete. Leid tun konnte einem Gastspieler Fejzulahi. Der Mittelfeldakteur konnte bei seinem 57-minütigen Einsatz dem VfL nicht helfen und dürfte auch für eine Verpflichtung nicht in Frage kommen.