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Schwenken im Interview
Keine „Harakiri“-Finanzpolitik

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VfL: Interview mit Finanzvorstand Schwenken
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Wenn man zuletzt überregional die Medienberichte verfolgte, hat man den Eindruck gewonnen, der VfL würde nach satten Transferüberschüssen derzeit im Geld schwimmen.

Wenn man überregional die Medienberichte der vergangenen 14 Tage verfolgte, dann hat man den Eindruck gewonnen, der VfL Bochum würde nach satten Transferüberschüssen derzeit im Geld schwimmen. Doch bei nüchterner Betrachtung erweist sich dies als Trugschluss oder einfach falsch. Fakt ist, dass der VfL im abgelaufenen Zweitligajahr ein kalkuliertes Minus von ca. 3,5 Millionen Euro erwirtschaftet hat, nachdem der Klub ein Jahr zuvor schuldenfrei dastand.

Um das Minus im zweiten Zweitligajahr nicht ins Uferlose wuchern zu lassen, hat der VfL für die kommende Spielzeit seinen Etat von 25 auf 22,5 Millionen Euro gesenkt, was eine Unterdeckung von 1 Millionen im bevorstehenden Zweitligajahr zur Folge hätte. RS sprach vor dem Saisonstart über die aktuelle wirtschaftliche Situation des VfL und rückte einige Dinge ins rechte Licht.

Herr Schwenken, wie gestaltet sich die wirtschaftliche Gesamtsituation des Klubs?

Die ist bei zwei aufeinander folgenden Jahren in der 2. Bundesliga natürlich sehr schwierig, um eine sportlich starke Mannschaft, die um den Aufstieg spielt, an den Start zu bringen, muss man ein weiteres Minus in der kommenden Spielzeit einkalkulieren. Dennoch sind wir wirtschaftlich stabil und man muss sich um den Klub keine Sorgen machen.


Glaubt man den Medien, wird der VfL derzeit von Transfereinnahmen überschwemmt.

Das habe ich auch zum Teil mit Verwunderung zur Kenntnis genommen. Der Reihe nach: Die Ablösesumme von Christian Fuchs von Mainz 05 ist schon in die Deckung der Kosten für die vergangene Spielzeit eingeflossen, weil die Einnahme ja fest mit Mainz vereinbart war. Mit der 1 Million für Ilkay Gündogan und der jetzt noch mal fälligen Beteiligung für den Wechsel von Fuchs nach Schalke (ca. 300.000, Anmerkung der Redaktion) haben wir unsere Planzahlen stabilisiert.

Aber dann kommt ja noch das Geld für Stanislav Sestak hinzu.

Ich wünschte, wir hätten es. Die Fakten sprechen eine andere Sprache. Ankaragücü hat zwar erklärt, Sestak kaufen zu wollen, aber bisher haben sie nicht einmal die 500.000 Euro Leihgebühr für die abgelaufene Spielzeit überwiesen.

Aber Ankaragücü hat Bereitschaft erklärt, Sestak zu kaufen und der VfL soll ihnen in Sachen Ablösesumme entgegengekommen sein.

Aber es rührt sich nichts und deshalb haben wir Sestaks Berater mitgeteilt, dass der Spieler am 18. Juni zum Trainingsauftakt in Bochum erscheinen muss.

Laut RS-Informationen erwartet der VfL aus dem Sestak-Verkauf inklusive der Leihgebühr rund 2,5 Millionen Euro.

Auch wenn ich die Zahl so nicht bestätige, so würde uns dies etwas finanzielle Luft für die kommende Spielzeit verschaffen, denn schließlich müssen wir ja erst einmal sehen, ob sich die geplanten Einsparungen im Lizenzspielerbereich von rund 2 Millionen Euro realisieren lassen.


Das hängt sicherlich davon ab, wer den Klub noch verlässt.

Ja, Friedhelm Funkel hat am Ende der Saison einige Spieler darüber aufgeklärt, dass sie bei ihm wohl keine sportliche Zukunft haben und einem Wechsel nicht entgegen stehen würde. Wer davon tatsächlich geht, werden die nächsten Wochen zeigen.

Mit der Erweiterung des Stadioncenters steigen auch die jährlichen Belastungen durch die Abzahlung.

Neben der Erweiterung des Gebäudes für die Verwaltung und die Lizenzspielerabteilung ist die rewirpower-Lounge, die bisher bei 800 Plätzen eine Auslastung von nahezu 100 Prozent hatte, jetzt um 400 Plätze erweitert worden. Das bedeutet, dass wir nicht wie bisher 650.000 Euro, sondern nun 1.000.000 pro Jahr an Miete an die VfL-Stadioncenter GmbH leisten müssen. Wenn wir von den 400 Plätzen mindestens 250 zusätzlich vermarkten, sind wir kostendeckend. Das ist zwar ein sehr anspruchsvolles, aber nicht unrealistisches Ziel.

Gibt es schon die ersten positiven Signale?

Ja, wir haben am 1. Juni für unsere Sponsoren einen Tag der offenen Tür durchgeführt, um ihnen die neu gestalteten Räumlichkeiten zu präsentieren. Die Resonanz war sehr gut, die über 50 anwesenden Partner haben nicht nur ihre Plätze aus dem letzten Jahr erneut gebucht, sondern noch am gleichen Tag zusätzliche Karten geordert. Das stimmt mich optimistisch. Ich bin davon überzeugt, dass wir den schönsten und stilvollsten Hospitality-Bereich der 1. und 2. Liga haben. Zuletzt hat das Relegationsspiel gegen Mönchengladbach gezeigt, was für eine animierende, anregende, positive Atmosphäre in unserer rewirpower-Lounge herrscht, die jetzt mit den Balkonen ein zusätzliches neues Highlight besitzt.

Dennoch: Sparen wird beim VfL nach wie vor groß geschrieben.

Ja, und deshalb haben wir neben dem Lizenzspieleretat (2 Millionen Euro) den Rotstift auch in anderen Bereichen angesetzt und überall geprüft, wo wir effizienter aber auch sparsamer arbeiten können.

Dazu zählt sicher auch, dass man den Vertrag mit dem Vermarkter Infront hat auslaufen lassen.

Das ist so, ab sofort werden wir die Vermarktung für die Bandenrechte selbständig durchführen. Der Vertrag mit Infront ist am 30. Juni ausgelaufen und wir werden die Marketingabteilung personell so aufrüsten, dass wir in Zukunft die Provisionen für Infront einsparen.

In welchen Größenordnungen bewegt sich das?

Nun, branchenüblich zahlt man 15 bis 20 Prozent für die Fremdvermarktung an Provision.

Wie kann man es auf den VfL bezogen in Zahlen ausdrücken?

In der 1. Bundesliga setzen wir in diesem Bereich ca. 2 Millionen um, in der Zweiten Liga gut 1 Million Euro.

Wird auch im Jugendbereich gespart?

Nein, der Etat von 1,6 Millionen Euro wird beibehalten, denn gerade die abgelaufene Spielzeit hat gezeigt, dass hier der Schwerpunkt unserer Arbeit liegen muss. Deutlicher kann man nicht erkennen, dass die Förderung des Nachwuchses eine vermögensbildende Maßnahme ist. Deshalb werden wir diesen eingeschlagenen Weg weiter verfolgen.

Ist der VfL also wieder ein erstklassiger Ausbildungsbetrieb?

Ja, das beweist auch die Zertifizierung unseres Leistungszentrums. Statt bisher einem Stern haben wir jetzt zwei Sterne bekommen und nur 4 von 23 geprüften Klubs haben besser abgeschnitten als wir.

Auf dem Transfermarkt wünschen sich viele VfL-Fans noch einen richtigen Kracher.

Den wird es nicht geben. Ein Blick auf unsere bisherigen Zugänge zeigt, dass für uns in erster Linie ablösefreie Spieler oder welche, die man ausleihen kann, infrage kommen. Millionen-Transfers kommen für den VfL zur Zeit überhaupt nicht infrage, denn schließlich weiß jeder, wie schwer es ist, nach einem Abstieg finanziell über die Runden zu kommen. Außerdem ist das auch nicht unsere Philosophie.

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