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Fortuna: Wolf Werner
„Bin ein Gegner von Minimalzielen“

Düsseldorf: Wolf Werner im Interview
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Man muss schon lange suchen, um bei Fortuna Düsseldorf aktuell etwas zu finden, was nicht zur vollsten Zufriedenheit der Sportlichen Leitung führt.

Nach dem jüngsten Sieg gegen Bundesliga-Absteiger Energie Cottbus schnuppert das Team von Trainer Norbert Meier plötzlich an den Aufstiegsrängen, ist bis auf Rang vier vorgeprescht. Geschäftsführer Sport Wolf Werner kann sich dennoch nicht in seinem Sessel zurücklehnen, sondern hat eine Menge Arbeit vor der Brust. Zum einen ist er nach eigener Aussage in einigen Gesprächen mit Spielern, deren Verträge unbedingt verlängert werden sollen, zum anderen hält er natürlich auch die Augen nach möglichen Verstärkungen offen. Worauf er dabei besonderen Wert legt und warum die Ziele nicht nach oben korrigiert werden müssen, erklärt Werner im großen RS-Interview.

Wenn man sich die einzelnen Spiele dieser Saison anguckt, stellt man fest, dass die Mannschaft noch keine schlechte Leistung abgeliefert hat. Wird es nicht Zeit, die Ziele nach oben zu korrigieren?

Von Coach Norbert Meier und mir hat nie jemand vor der Saison ein Ziel gehört, daher müssen wir es auch nicht korrigieren. Ich bin ohnehin ein Gegner von Minimalzielen. Der Mensch neigt dazu, dass er sich damit zufrieden gibt, wenn er etwas erreicht hat, das er sich vorher vorgenommen hat. Ich habe immer gesagt, dass ich zunächst die ersten zehn Spiele abwarten möchte.

Foto: gri.

Und nun?

Ich bin durchaus zufrieden, obwohl man nicht vergessen darf, dass wir noch den einen oder anderen Punkt mehr hätten holen können. Das ist aber ein gutes Zeichen. Wir sind stolz auf das, was wir bisher erreicht haben, aber die Mannschaft soll in jeden Match an ihr Limit gehen. So begeistert man das Düsseldorfer Publikum, was bislang hervorragend klappt.

Erst zwölf Gegentore bedeuten die drittbeste Abwehrreihe der Zweiten Liga. Erstaunt Sie das?

Wir haben natürlich eine super Abwehr, die schon in der Dritten Liga klasse agiert hat. Wir haben uns mit Anderson in der Zentrale noch einmal verstärkt. Allerdings war es auch nicht abzusehen, dass „Bamba“ so stark auftrumpfen wird, weil er schließlich in Osnabrück nicht zurechtgekommen ist. Wir haben ihm scheinbar ein Umfeld geschaffen, das ihn sehr anspricht.

Aber nicht nur Anderson, sondern vor allem die Außenverteidiger Christian Weber und Johannes van den Bergh sind voll eingeschlagen, oder?

Ich möchte eigentlich niemanden herausheben, alle Neuzugänge passen gut in die Mannschaft. Auch Dmitri Bulykin möchte ich nicht heraus lassen. Er hat einen Haarriss im Fuß mit sich herumgeschleppt, der kaum erkannt werden konnte. Dmitri kann viel mehr, das wissen wir auch.

Seit Saisonbeginn fehlt der eigentliche Stammtorhüter Michael Melka. Würden Sie zustimmen, dass Michael Ratajczak ihn eins zu eins ersetzt?

Wir haben zwei klasse Torhüter. Uns war die ganze Zeit wichtig, dass wir beide Keeper halten. Schon in der vorletzten Saison hat „Rata“ in der Dritten Liga bewiesen, dass er sich nicht verstecken muss. Wir sind ohnehin in der Lage, Stammspieler adäquat zu ersetzen.

Überrascht Sie, dass man die ganzen Ausfälle so gut wegsteckt?

Das ist ein Teil der Führungsqualität von Trainer Meier. Er gibt den Spielern immer wieder das Gefühl, dass er jeden braucht, auch wenn er zu der Zeit das Gefühl hat, dass er weg ist. Bestes Beispiel ist doch Stephan Sieger, der von Claus Costa abgelöst wurde, gegen Cottbus eingewechselt wurde und zu den herausragenden Akteuren gehörte. Man hatte wirklich nicht den Eindruck, dass er in den letzten Wochen kaum gespielt hat. Vorne sind momentan Martin Harnik und Ranisav Jovanovic gesetzt. Wie gefällt Ihnen das neue Sturmduo?

Wir wissen, dass Beide keine absoluten Torjäger sind. Sie sind eher technisch sehr beschlagen und zu jeder Zeit in der Lage, einen Kollegen freizuspielen. Aber sie haben ja auch schon bewiesen, dass sie treffen können. Wenn das Duo noch besser harmoniert, werden wir noch viel Freude an ihnen haben.

Für wie realistisch halten Sie es, dass Sie im Winter noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlagen?

Momentan haben wir keinen Bedarf. Wenn wir uns überhaupt bewegen, dann im Bereich eines Linksfußes. Wir haben nun gemerkt, dass wir keine Alternativen haben, wenn van den Bergh und Fabian Hergesell gleichzeitig ausfallen. Es ist sowieso häufig so, dass vier Fünftel einer Mannschaft Rechtsfüßer sind. Da gibt es bei vielen Vereinen eine Schieflage.

Ein paar wenige Kicker scheinen derzeit in den Planungen von Trainer Norbert Meier keine Rolle zu spielen. Ist es denkbar, dass Leute den Verein im Winter verlassen?

Ja, wir haben Olli Hampel schon vor der Saison gesagt, dass es keinen Sinn macht, bei uns zu bleiben. Er hat schon in der Dritten Liga kaum gespielt, weil er immer wieder verletzt war. Wir haben ihm angeboten, sich über die Zweite Mannschaft zu empfehlen. Er ist wirklich ein guter Junge, der durch Verletzungen zurückgeworfen wurde. Wir würden uns sehr freuen, wenn er im Winter einen Zweit- oder Drittligisten finden würde. Falls noch jemand, der in der Hinrunde kaum zum Einsatz kam, auf uns zukommt, sind wir immer bereit, darüber zu reden.

Am Sonntag geht es gegen 1860 München. Was erwarten Sie dort?

Die Sechziger haben zuletzt viel Selbstvertrauen getankt, als sie beim Tabellenführer gewonnen haben. Zuvor waren sie schwer in der Bredouille und mussten zulegen. Aber wir rechnen uns schon Chancen aus, gerade in München können sie nicht so agieren wie auf der Bielefelder Alm. Dann werden nämlich die Löwen-Fans ungeduldig.

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