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BVB: Derby-Hetzer
"Sonst haben wir bald den ersten Toten"

Derby: BVB geht gegen Hetzer vor
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Der unverblümte Aufruf Dortmunder Fußballfans zur Gewalt gegen Anhänger des FC Schalke hat im Vorfeld des Derbys auf beiden Seiten für Fassungslosigkeit gesorgt.

Das Entsetzen ist auf allen Seiten groß. War es „ein völlig missratener und nicht tolerierbarer Scherz von Trittbrettfahrern“, wie es Götz Vollmann, der Vorsitzende der BVB-Fanabteilung, vermutet? Oder steckt doch mehr dahinter?

Gut eine Woche vor dem Duell zwischen dem BVB und S04 beschäftigen die im Kreuzviertel verbreiteten Aufkleber mit der Ansage „Blau-Weiß vernichten“ und „Blau-Weiß aus der Stadt prügeln“ die Fans beider Vereine.

"Wen wollten die Täter mit ihrer Botschaft dort erreichen?"

Der BVB hat inzwischen Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Sollte die Botschaft aus den Dortmunder Ultrabewegungen kommen, wäre eine weitere Stufe der Gewalt erreicht. Man erinnere sich nur an die Prügelszenen vor dem letzten Derby in Gelsenkirchen, die mit 119 Stadionverboten endeten.

Doch es gibt auch Zweifel an den Tätern. „Zwar gibt es im eher elitären strukturierten Kreuzviertel einige Kneipen, die vor dem Spielen gut besucht sind. Doch wohnen dort überwiegend Intellektuelle und Familien mit Kindern. Wen wollten die Täter mit ihrer Botschaft dort erreichen?“, fragt sich Vollmann. „Das ist nicht die Meinung der BVB-Fans - und auch nicht die des überwiegenden Teils der Ultras“, ist sich Rolf-Arnd Marewski sicher. Der Leiter des Dortmunder Fan-Projektes bewertet die Tat als „Aktion Profilierungssüchtiger, die sich auf diese Weise in den Vordergrund drängen wollten.“

"Tätern nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken"

Marewski heißt daher „alle S04-Anhänger in Dortmund ausdrücklich willkommen“. Sein Tipp: „Wir sollten das Thema so flach wie möglich halten. Sonst bauen wir durch eine übersteuerte Bedeutung der Geschichte auch noch einen Erwartungsdruck auf, der diese Leute dazu verleiten könnte, sich tatsächlich zu beweisen.“

Patrick Arnold vom Schalker Fanprojekt (RS-Foto: Buschmann).

Patrick Arnold vom Schalker Fan-Projekt fordert ein sofortiges Durchbrechen der Hass-Spirale. „Ich bin auch dafür, dass man den Tätern nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken sollte. Aber die Aktion hat auch eine Vorgeschichte“, spricht Arnold auf das Präsentieren des „gelbe Wand“ genannten BVB-Banners durch die Königsblauen beim letzten Derby in der Arena an. „Dennoch muss dieses gegeneinander Aufrechnen ein Ende haben. Sonst haben wir bald wirklich den ersten Toten“, mahnt der Sozialarbeiter zur Vernunft.

"Wir wollen kein Kuschelderby"

Der Meinung schließt sich Rolf Rojek sofort an: „Es sind doch in den vergangenen Jahren genug Stadionverbote ausgesprochen worden. Es muss jetzt auf beiden Seiten ein Selbstreinigungsprozess einsetzen. Sonst vergiften diese Leute die Atmosphäre immer weiter“, betont Schalkes Fanbeauftragter. „Wir wollen kein Kuschelderby. Aber die Fans müssen ohne Angst ins Stadion gehen können“, bewertet Rojek die Anzeige des BVB gegen seine eigenen Fans als „richtigen Schritt, um sich klar von solchen Aufrufen zu distanzieren“.

Es scheint, als habe die Schmierkampagne sogar etwas Gutes. Alle Seiten ziehen plötzlich an einem Strang. Nun haben 80.000 Menschen die Gelegenheit, die Hetzer in die Ecke zu stellen und für einen Neuanfang in dem seit Jahren äußerst angespannten Verhältnis der beiden Rivalen zu sorgen.

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