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Ortstermin: 19. Dezember, Kirche "Heilige Dreifaltigkeit" am Borsigplatz, Dortmund
Mit Gottes Segen ins Jubiläumsjahr

Ortstermin: 19. Dezember, Kirche "Heilige Dreifaltigkeit" am Borsigplatz, Dortmund
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"Borussia Dortmund ist für uns ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Immer, wenn der BVB spielt, steigt in unserer Kirche der Absatz von Opferkerzen rapide an."

Die Person, aus dessen Mund dieser Satz stammt, ist von Beruf nicht etwa Mitarbeiter einer Merchandising-Abteilung in einem Unternehmen, sondern Leiter einer kirchlichen Einrichtung. Probst Andreas Coersmeier äußerte - in Sorge um eine gute Auslastung seines Hauses - der verdutzten Zuhörerschaft eine ganz weltliche Bitte. "Wir wünschen uns daher weniger Sonntagsspiele, denn an diesem Tag ist unser Haus sowieso immer gut besucht."

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In seiner Gemeinde, der katholischen Kirche Heilige Dreifaltigkeit am Borsigplatz, feierte Borussia Dortmund an seinem 99. Geburtstag mit einem ergreifenden ökumenischen Gottesdienst den Auftakt seines Jubiläumsjahres. Ganz in der Nähe gründeten am 19. Dezember 1909, dem vierten Adventsonntag, 18 junge Männer im Gasthaus "Zum Wildschütz" den BVB.

Die Gründer um den späteren Vorsitzenden Franz Jacobi waren Mitglieder der wenige Jahre zuvor entstandenen Gemeinde Dreifaltigkeit. Deren Vorsitzender, Pfarrer Hubert Dewald, versuchte damals allerdings mit allen Mitteln, das "rohe und wilde Treiben" seiner Schäfchen auf der benachbarten Weißen Wiese zu unterbinden. "So setzte er unter anderem am Sonntagnachmittags eine zusätzliche Andacht an, um das Fußball spielen zu verhindern", kennt auch der Paderborner Weihbischof Matthias König den mittlerweile legendären Lauf der Geschichte.

99 Jahre danach segnete der Bischof und gebürtige Dortmunder ("vielleicht eine späte Wiedergutmachung") am selben Ort eine Standarte des Vereins und wünschte dem BVB, dass "all das Positive, das Borussia Dortmund bewirkt hat, auch in die Zukunft hineingeführt werden kann".

An einem Abend, an dem die Grenzen zwischen Fußball und Religion verwischten, eröffnete Coersmeier eine Ausstellung zum Thema "Kirche, Fußball, Gottvertrauen". Die ist fortan, auch das ist ungewöhnlich, innerhalb der Mauern der Dreifaltigkeitskirche zu sehen. Sie arbeitet die Gründungsgeschichte des BVB aus Sicht der Gemeinde auf. Um die Pietät des Hauses zu wahren, war BVB-Präsident Dr. Reinhard Rauball mit einem dezenten gelben Tuch zum eleganten schwarzen Anzug erschienen.

Doch auch die Kirchenvertreter hatten keine Bedenken, sich mit Fanschals der Borussia zu schmücken. "Ich wusste nicht, dass Ihre Dienstkleidung schwarz-gelb abgerundet wurde", flachste der oberste Borusse. "Im Fußball, wie in der Kirche, gibt es Rituale. Der Sport lebt vom Einsatz eines jeden einzelnen. Ist das in der Kirche anders?", betonte König, dass sich die beiden Welten, die sich am Freitagabend so ungezwungen in dem geistlichen Haus begegneten, "bestens" vertrügen.

Und so störte es diesmal niemanden, dass in der Kirche von der versammelten Borussenfamilie voller Inbrunst das Vereinslied und die "gelbe Wand" besungen wurden. "Leuchte auf mein Stern Borussia" hatte zwar mit dem aus Bethlehem auch wenige Tage vor Heiligabend wenig gemein. Dennoch durfte Dr. Rauball das heilige Licht für seinen Verein entgegennehmen. Weihbischof König und die örtlichen Kirchenvertreter besuchten im Gegenzug wenige Stunden später die offizielle Eröffnung des Borusseums. "Es wurden die Enden zusammengesteckt, die auch 1909 schon ganz eng beieinander waren", lobte Rauball, der offen zugab, "Bedenken gehabt zu haben, mit so einer weltlichen Veranstaltung in die Kirche zu gehen."

Die Standarte ist noch bis zum Beginn der Rückrunde in der Dreifaltigkeit zu sehen. Die Kollekte des Abends ging an den Gesprächskreis Borsigplatz, einer Vereinigung von Kinder- und Jugendhilfeorganisationen der Dortmunder Nordstadt.

Auch ein Imam sprach Grußworte. Denn auch 99 Jahre nach der Gründung des BVB gibt es rund um den Borsigplatz durchaus ungelöste Probleme. Doch die haben im Jahr 2008 längst nichts mehr mit dem Fußball zu tun.

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