Es ist ein naheliegender Gedanke: Marc Lettau ist im Winter von Union Berlin zum VfL Bochum gekommen und stellt in diesem Sommer als Interims-Sportchef den Kader zusammen. Folglich werden auch Spieler seines Ex-Klubs mit dem VfL in Verbindung gebracht. Bei einem Gerücht ist mehr dran, bei einem anderen weniger.
Union Berlin hat eine sensationelle Saison mit der Qualifikation für die Champions League gekrönt. Das bedeutet aber auch, dass sich der Verein von Spielern trennen wird, denen nicht das Kaliber "europäische Klasse" zugetraut wird. Einer davon: Sven Michel.
Der Stürmer soll seinen Wechselwunsch frühzeitig geäußert haben. Anfang der Woche berichtete "Sky" von Bochum als möglichem Ziel. Nach Informationen der WAZ haben VfL und Spielerseite schon vor rund zwei Monaten erstmals miteinander gesprochen. Den 32-Jährigen soll ein Wechsel an die Castroper Straße reizen, von VfL-Seite gibt es aber noch Bedenken.
Der Grund: Michel hat in Berlin noch einen gültigen Vertrag bis 2024, eine Ablöse wäre also fällig. Für die bisherigen Transfers wurde noch kein Geld in die Hand genommen. Michels Marktwert liegt laut Branchenportal "transfermarkt.de" bei 1,2 Millionen Euro. Eine Summe, die es den Bochumer Verantwortlichen trotz fortgeschrittenen Alters wert ist?
VfL Bochum: Pro: Mentalität, Contra: Alter
Klar ist: Der VfL möchte sich verjüngen. Erste Schritte in Richtung niedrigerer Altersschnitt wurden mit den Verpflichtungen von Noah Loosli (26), Lukas Daschner (24) und Felix Passlack (25) gegangen. Michel würde dem entgegenwirken, doch könnte Bochum für ihn eine Ausnahme machen.
Abgesehen vom Alter passt der 32-Jährige nämlich genau in das Profil des Bundesligisten. Der VfL ist sportlich und vor allem auch charakterlich von Michel überzeugt. Nach sechs Jahren verließ er den SC Paderborn im Winter 2022 Richtung Berlin, um im gehobenen Fußballer-Alter in der Bundesliga anzugreifen.
Bei Union kam Michel aber nicht über die Joker-Rolle hinaus. Zwar stand er in der vergangenen Bundesliga-Saison 21 Mal auf dem Platz (drei Tore, eine Vorlage), allerdings nur zweimal von Beginn an. Hinzu kamen sieben Spiele in der Europa-League (zwei Tore) und zwei DFB-Pokal-Spiele (ein Tor).
VfL Bochum: Michel Konkurrenz und Ergänzung für Hofmann
In Bochum er auf einen weiteren Spätstarter treffen. Philipp Hofmann hatte vergangenes Jahr mit 29 Jahren den Schritt in die höchste deutsche Spielklasse gewagt und eine solide Debüt-Saison gespielt. Mit ihm würde Michel um die Position als Stoßstürmer konkurrieren oder - je nach System - auch an seiner Seite stehen, ähnlich wie teilweise Simon Zoller.
Spielerisch würde Michel der Bochumer Offensive eine neue Komponente hinzufügen. Er braucht nicht die hohen Bälle wie Hofmann, sondern kommt mit seinen 1,77 Metern aus der Tiefe, bindet Gegner und hat dabei immer den Blick für den Mitspieler. Vor allem zeichnet ihn aber eine starke Mentalität aus. Eine Tugend, die beim VfL gerne gepredigt wird.
Fakt ist: Die Saison hat gezeigt, dass es im Sturm Alternativen zu Hofmann braucht. Moritz Broschinski zählt zwar zu den Überraschungen der Saison, trotzdem braucht es nach dem Abgang von Silvere Ganvoula, der keine Rolle mehr gespielt hat, noch einen Stürmer. Möglicherweise Michel.
Kein Thema beim VfL Bochum soll dagegen Paul Seguin sein - ebenfalls Union Berlin. Zwar hatte der Kicker vom Bochumer Interesse berichtet, da sei nach WAZ-Informationen aber nichts dran. Zumindest soll es noch keine Gespräche gegeben haben. Die Telefonnummer hätte Lettau jedenfalls.