Die Rote Karte gegen Anthony Losilla setzte einem gebrauchten Nachmittag des VfL Bochum beim 0:2 gegen den SC Freiburg nur noch die Krone auf. Die Mannschaft von Trainer Thomas Letsch wird im Abstiegskampf vorerst ohne seinen Kapitän auskommen müssen. Stellt sich die Frage, wer den VfL an seiner Stelle auf den Platz führen wird.
Letsch' Erwartung, nur zwei Spiele auf Losilla verzichten zu müssen, wurde am Montag durch das DFB-Sportgericht bestätigt. "Das ist hart genug. Er ist für uns so ein wichtiger Spieler, das Herz bei uns im Zentrum", sagte Letsch nach der Pleite gegen Freiburg. Somit wird Losilla dem VfL nicht nur beim Auswärtsspiel bei Werder Bremen, sondern auch im darauffolgenden Revierderby zuhause gegen den FC Schalke 04 fehlen.
Es wird ein ungewohntes Bild sein. Seit der VfL im Sommer 2021 in die Bundesliga aufstieg, verpasste Losilla nur eine einzige Partie. In dieser Saison stand der 36-Jährige in jedem Spiel in der Startelf und wurde nur zweimal ausgewechselt. Gegen Stuttgart und Leverkusen übernahm wie auch am Samstag Manuel Riemann die Kapitänsbinde.
Der VfL-Keeper ist Vize-Kapitän, hat noch keine Spielminute verpasst (s. Infobox) und ist der logische Losilla-Ersatz. Auch wenn er in dieser Saison nicht durchweg die Top-Leistungen des Vorjahres bestätigen konnte und in der öffentlichen Wahrnehmung wegen einzelner Aussetzer nicht unumstritten ist, ist er ein lautstarker Anführer der Mannschaft auf dem Platz. Das zeigt der 34-Jährige auch in jedem Training und hat damit einigen Mitspielern etwas voraus.
VfL Bochum: Wer spielt im Mittelfeldzentrum?
Sportlich entscheidender ist allerdings, wer Dauerbrenner Losilla als Spieler im Mittelfeldzentrum ersetzen wird. Eins zu eins gehe das nicht. "Da werden wir uns etwas einfallen lassen für Bremen", nahm Letsch das Mannschafts-Kollektiv in die Pflicht.
Jacek Goralski, der einzig "klassische" Sechser, stand zuletzt nicht im Kader und dürfte nur Außenseiter Chancen haben. Pierre Kunde, Patrick Osterhage und Patrick Förster, wenn er wieder fit sein sollte, wären als Achter die offensivere Variante. Sollte Letsch auf Zweikampfstärke setzen, kämen die defensivorientierten Konstantinos Stafylidis und Erhan Masovic in Frage.
Manuel Riemann, 2.160 Minuten Anthony Losilla, 2.102 Kevin Stöger, 1.887 Philipp Hofmann, 1.824
Letzterer befand sich letzte Woche nach überstandener Krankheit bereits wieder im Training, am Wochenende verzichtete Letsch aber bewusst auf den Innenverteidiger. "Wir haben keine guten Erfahrungen gemacht mit den Spielern, die krank waren, wenn wir sie zu früh gebracht haben." Als Beispiele nannte der 54-Jährige Ivan Ordets und Philipp Förster. "Sie haben am Ende nicht die Leistung gebracht, wie es ein anderer bei hundert Prozent gemacht hätte."
Sorge um krankheitsbedingte Ausfälle
Die Haupttrainingstage seien immer Montag und Dienstag. "Da haben wir den höchsten Belastungsreiz." Dementsprechend nachdenklich zeigte sich Letsch angesprochen auf Danilo Soares. Der Außenverteidiger hatte zur Halbzeit im Freiburg-Spiel signalisiert, wegen starker Kopfschmerzen nicht weitermachen zu können.
"Wenn Danilo Anfang der Woche Fieber hat und ausfällt, ist es schwierig." Am Montag (20. Februar) hatte Letsch seinen Spielern einen Tag Pause gegeben, bittet am Dienstag zum Trainingsauftakt. Masovic wird dabei sein, hinter Förster steht noch ein kleines Fragezeichen. So wird bereits früh abzusehen sein, ob der VfL gegen Bremen noch mehr als den Ausfall von Kapitän Losilla auffangen muss.