Die Nervosität bleibt groß. Der wackelige Pokalsieg beim Zweitligisten Hannover 96 hat die gereizte Stimmung bei Borussia Dortmund eher vergrößert als zur Beruhigung beigetragen. Sollte es auch am Samstag gegen den VfB Stuttgart (15.30 Uhr/Sky) zum vierten Mal in Serie in der Fußball-Bundesliga keinen Erfolg geben, dürfte die Stimmung auf Eiseskälte herunterkühlen. „Es ist uns bewusst, dass wir unbedingt den Heimsieg brauchen“, sagte BVB-Coach Edin Terzic daher am Freitag deutlich.
An unmissverständlichen Worten mangelt es bei den Westfalen in diesen Tagen nicht. In der Liga ist Dortmund aktuell ins Mittelfeld abgerutscht, liegt punktemäßig aber nur knapp hinter den Champions-League-Rängen. Im Pokal überwintert der BVB zwar, doch die Leistung ließ wieder zu wünschen übrig. „Obwohl wir gewonnen haben, waren wir nicht zufrieden mit Spiel und Leistung“, bekannte Terzic. Auch Mats Hummels eckt mit seiner Dauer-Kritik in „Motzki“-Manier á la Matthias Sammer immer mal wieder an.
„Aber wir lernen nichts daraus“ - das ist einer der meistgesagten Sätze Terzics dieser Tage. Sein Team erinnert an ein Kind mit Aufmerksamkeitsstörung: Positiv wie negativ jederzeit zu allem fähig und auffallend nicht lernbereit. Die löchrige und nachlässige Defensivarbeit ist ein Dauerthema der letzten Jahre, das kein Trainer nachhaltig in den Griff bekam. „Es ist uns allen bewusst. Wir sind alle nicht zufrieden“, sagte Terzic zur allgemeinen Lage. Nur die Antwort auf die Frage, wie das verändert werden kann, blieb vage.
Hinzu kommen immer wieder Offensivprobleme. Der Angriff stößt ohne Torgarant Erling Haaland in dieser Saison auf hohem Level an Grenzen. „Wir haben die zweitmeisten Abschlüsse in der Bundesliga, aber erst 13 Tore geschossen“, demonstrierte Terzic das Dilemma. „Dass wir in Sachen Effektivität deutlich zulegen müssen, ist uns bewusst.“
Die Rückkehr von Marco Reus wäre in dieser Hinsicht wünschenswert, ist aber fraglich. Der Kapitän laborierte zuletzt an einer Sprunggelenksverletzung. „Gerade fühlt es sich etwas schwer an“, gestand Terzic angesichts der Herausforderungen, vor denen er derzeit steht.
Hinzu kommt das Thema Hummels. Der Routinier schimpft und kritisiert immer wieder öffentlich. Das kommt bei seinen Mitspielern offenbar nicht überall gut an. „Jeder ist da anders. Ich mache es eher intern“, sagte etwa Defensivspieler Emre Can zu dem Thema. Auch Terzic erkannte nun offenbar, dass das Thema in den aktuell intensiven Wochen mit vielen Spielen wie Gift in der Kabine wirken kann. „Wir sollten häufiger miteinander sprechen und nicht übereinander“, sagte der BVB-Coach, für den es nun nur eine Lösung gibt. „Jetzt eine Serie starten in der Liga, um alles noch in der eigenen Hand zu haben“, sagte Terzic. „Aus dieser Phase werden wir auch wieder heraus kommen.“ Dies hörte sich verdächtig nach Durchhalteparolen an.