Selten hat man Thomas Reis so ausgelassen wie am letzten Wochenende erlebt. Nach dem spektakulären Sieg bei Borussia Dortmund (4:3) wurde der Trainer des VfL Bochum von den Emotionen überwältigt, gemeinsam mit seinen Spielern jubelte und hüpfte er vor feiernden Gästekurve.
Und das aus gutem Grund: Schließlich hatte der 48-Jährige seinen Verein soeben zwei Spieltage vor dem Ende der Saison zum Klassenerhalt geführt. Eine Leistung, die ihm vor der Saison wohl nur wenige zugetraut hatten. Und für Reis der nächste große Erfolg nach dem Aufstieg vor einem Jahr. Doch einige Tage nach der großen Nichtabstiegsparty liegt der Fokus des Coaches schon wieder voll auf dem kommenden Heimspiel gegen Arminia Bielefeld (Freitag, 20.30 Uhr), wie er bei RS erklärt.
Wir wollen uns mit starken Leistungen von unseren Fans in die Sommerpause verabschieden.
Thomas Reis vor den letzten Saisonspielen
Thomas Reis, der Klassenerhalt ist erreicht. Wie fühlt sich das mit einigen Tagen Abstand an?
Noch nicht so real, denn die Saison läuft ja noch. Wir haben unser Ziel auf eine tolle Weise erreicht, trotzdem haben wir noch zwei Spiele vor der Brust, die wir positiv gestalten wollen. Wir wollen uns mit starken Leistungen von unseren Fans in die Sommerpause verabschieden.
Welchen Eindruck macht die Mannschaft nach den Feierlichkeiten?
Der Druck fällt etwas ab und man braucht zwei, drei Tage, um das Ganze zu verarbeiten, das ist ja ganz normal. Wir haben versucht, die Spannung wieder aufzubauen. Bielefeld wird uns alles abverlangen, unsere Fans haben eine hohe Erwartungshaltung. Wir wollen unsere tolle Runde mit einem Heimsieg krönen.
Das Hinspiel hat der VfL 0:2 verloren, es war eine der wenigen Enttäuschungen in dieser Saison.
Damals war es eine ähnliche Situation wie jetzt. Wir haben zuvor stark gegen Dortmund gespielt, dann eine der schwächsten Saisonleistungen gezeigt. Das sollte Warnung genug sein, dass es wichtig ist, nach solchen Highlights die Konstanz reinzubringen. Wir wollen zeigen, dass wir uns dahingehend weiterentwickelt haben. Für Bielefeld geht es noch um sehr viel, da wollen wir dagegenhalten.
Bielefeld steht mit dem Rücken zur Wand. Was erwarten Sie für einen Gegner?
Sie haben kürzlich mit dem Trainerwechsel versucht, einen neuen Reiz zu setzen und greifen jetzt nach dem letzten Strohhalm. Sie müssen ihre letzten beiden Spiele erfolgreich gestalten, um zumindest die Relegation zu erreichen. Ich erwarte von ihnen eine Mischung aus Aktivität und Passivität. Ich könnte mir vorstellen, dass sie uns das Spielgeschehen überlassen. Die Fans werden uns mit aller Macht nach vorne peitschen, das wird uns sicherlich beflügeln, aber wir dürfen uns in unserem Spiel auch nicht zu stark davon beeinflussen lassen.
Wie gestaltet sich die Personalsituation?
Wir können beinahe aus dem Vollen schöpfen. Stafi (Konstantinos Stafylidis, d. Red) muss noch das letzte Spiel seiner Rotsperre absitzen, Osterhage wird uns erkrankt nicht zur Verfügung stehen. Aber Verletzungen gibt es nicht, das ist eine schöne Sache.
Für Robert Tesche ist es mutmaßlich das letzte Heimspiel als Bochumer. Er ist ein verdienter Spieler, geben Sie ihm eine Einsatzgarantie?
Für mich ist es selbstverständlich, dass ich Robert Tesche definitiv einen Einsatz gewähren werden. Wie lange, das wird sich zeigen. Robert hat sehr viel dazu beigetragen, dass wir in der ersten Liga spielen. Das vergessen wir ihm nicht. Mir tut es sehr leid, wie die Saison für ihn gelaufen ist. Aber er hat sich mehr als vorbildlich verhalten und uns immer wieder unterstützt, vor allem die jungen Spieler. Er hat es einfach verdient, noch Minuten zu bekommen.
Zwei Heimspiele haben Sie in den letzten Wochen aufgrund von Corona und einer Sperre verpasst. Wie sehr freuen Sie sich auf das ausverkaufte Ruhrstadion?
Die Vorfreude ist vor jedem Bundesliga-Spiel groß. Aber jetzt: Freitagabend, Castroper Straße, Flutlicht, ausverkauftes Stadion, nach unserem erreichten Ziel. Es wird fantastisch. Ich freue mich natürlich, diesmal mit dabei zu sein. Ich werde die Stimmung gemeinsam mit der Mannschaft aufsaugen. mit gp