Aus Sicht von Jürgen Kohler wird die Defensive im deutschen Fußball zu sehr vernachlässigt. Der ehemalige Verteidiger bemängelte im Sport1-Doppelpass die Fokussierung auf den Offensiv-Fußball der vergangenen Jahre, die zu den aktuellen Problemen geführt habe.
“Auf dem Weg nach vorne sind fast alle Mannschaften richtig gut unterwegs, aber hinten werden katastrophale Fehler gemacht.” Der Weltmeister von 1990 und ehemalige Bayern- und Dortmund-Profi bezog seine Kritik aber nicht nur auf die Verteidiger einer Mannschaft, sondern auf das Defensivverhalten aller elf Spieler auf dem Platz: “Wir haben insgesamt ein großes Defizit, was das Eins gegen Eins angeht im Zweikampfverhalten.”
Fokus auf Offensive schade der Defensive
Für Kohler, selbst Trainer bei Viktoria Köln gewesen, sind die grundlegenden Defizite in der deutschen Fußballausbildung verankert. “Wir haben leider vergessen, dass eine Mannschaft auch eine gute Defensive braucht.” So würde kein Wert mehr auf das defensive Handwerkszeug gelegt werden. “Die Spieler machen viele Stellungsfehler oder gehen zu forsch an die Sache heran.”
Es sei verpasst worden, grundlegendes Fußballverständnis zu vermitteln: “Wie kann ich eigentlich meinen Gegenspieler aufhalten, was muss ich dafür tun?” All diese Themen seien Kohlers Meinung nach in der Vergangenheit nicht gut bearbeitet worden und aktuell sichtbar. “Das ist wie beim Hausbau, da fängst du auch nicht beim Dach an. Da brauchst du ein gutes Fundament und dafür brauchst du gut ausgebildete Spieler. Und die haben wir in dieser Form nicht.”