Serge Gnabrys fulminantes „Fünferle“ weckte bei Julian Nagelsmann die Hoffnung auf eine ganz besondere Bescherung. „Ich würde mir nichts sehnlicher wünschen, als dass er verlängert“, sagte der Trainer von Bayern München nach der magischen Gnabry-Gala beim 5:0 (1:0) im Südderby beim VfB Stuttgart und betonte: „Dass ich gerne mit ihm weiterarbeiten würde, ist selbsterklärend. Ich kenne Serge seit Ewigkeiten, schätze ihn als Mensch unglaublich und als Spieler sowieso.“
Ein Ritterschlag vom Chef. Gnabrys Vertrag läuft zwar noch bis 2023, doch die Bayern sind seit geraumer Zeit bemüht, den 26-Jährigen länger zu binden - bislang vergeblich. „Ich renne jetzt nicht jede Woche dahin“, sagte Nagelsmann, Gnabry sei „alt genug“. Außerdem führten die Bosse Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic die Gespräche.
Aber, meinte der Trainer nach der 25. Münchner Herbstmeisterschaft: „Ich versuche, ihn im Sportlichen zu begleiten auf seinem Weg, dass er immer besser wird - und so versuchen wir, Argumente zu sammeln.“ Das klappt gut. Gnabry, urteilte Sky-Experte Lothar Matthäus, sei „reifer geworden und versemmelt nicht mehr so viele Chancen“.
Die neue Ruhe vor dem Tor ist auch ein Ergebnis vieler Gespräche mit seinem Mentor Nagelsmann, der ihn schon in Hoffenheim gefördert hatte. Gnabry soll dem Vernehmen nach zu einem Verbleib tendieren, verspürt aber keine Eile. Am Dienstag genoss er den Moment.
„Es gab definitiv schon miesere Spiele“, sagte er nach seinem zweiten Bundesliga-Dreierpack (40./53./74.), den er mit zwei Vorlagen für Robert Lewandowski (69./72.) krönte. „Gratuliere zum Fünferle“, schrieb Kollege Thomas Müller bei Instagram. Gnabry sprach von einem „super Tag“, der etwas Befreiendes hatte.
In den vergangenen Wochen, gab er zu, habe er „ein bisschen Frustration“ gespürt. Der Rücken zwickte, Gnabry kam deshalb auf weniger Minuten, „als er verdient gehabt hätte“, wie Nagelsmann einräumte. „Ich war motiviert“, sagte Gnabry, „dass es dann so ein Spiel wird, hätte ich mir nicht erträumt.“
Einen kleinen Wermutstropfen aber gab es. Gnabry schaute in seiner Geburtsstadt etwas wehmütig auf die spärlich besetzte Tribüne und meinte: „Schade, dass die Familie und viele Bekannte nicht dabei sein konnten.“ Dann aber nahm er gleich das nächste Ziel ins Visier: „Wenn wir das Jahr noch mit einem Sieg beenden, war es eine super Hinrunde.“
Zum Jahresausklang am Freitag kommt der kriselnde VfL Wolfsburg nach München. „Ein Spiel hauen wir noch raus!“, versprach Müller. Kingsley Coman (Oberschenkel) wird wohl fehlen, Sechser Marc Roca könnte nach seiner gelungenen Startelf-Premiere in dieser Saison eine weitere Chance bekommen.
Der Spanier habe „gezeigt, dass es ein Fehler war, ihn so selten zu bringen“, gestand Nagelsmann, der Roca lange umarmte und vor versammelter Mannschaft in der Kabine lobte.
„Das mache ich selten, aber Marc hat es extrem verdient, ich liebe solche Spieler“, schwärmte er, Roca sei auch „menschlich top“ und habe „ein Riesenherz“.
Und so konnte sich Nagelsmann auf der Busfahrt über die A8 zufrieden ein Fläschchen Bier auf seine zweite Herbstmeisterschaft nach jener mit Leipzig 2019/20 gönnen - allerdings erst auf dem letzten Streckenabschnitt. „Ich habe eine schwache Blase, wenn ich Bier trinke“, sagte er schmunzelnd, „und gehe sehr ungern aufs Bus-Klo.“