Als der Jubel in Müngersdorf verklungen war und der erste Sieg abgehakt, da baute Steffen Baumgart schon mal vor. Man solle jetzt mal langsam machen rund um den 1. FC Köln, sagte der neue Trainer, „wir wissen ja alle, wo wir nächste Woche hinfahren“.
Denn genau sieben Tage nach dem 3:1 (1:1) gegen Hertha BSC folgt für die Kölner das erste Auswärtsspiel - bei Bayern München. Im Duell mit dem Meister am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) steht Baumgarts Spielidee also gleich mal auf der Probe.
Immer forsch attackieren, egal, gegen welchen Gegner. Geht der Fast-Absteiger der Vorsaison so auch die größte Aufgabe im deutschen Fußball an? „Warum nicht? Wir fahren da hin und wollen unser Bestes raushauen“, sagt Baumgart und muss dann selbst schmunzeln: „Das habe ich auch schon mit anderen Mannschaften versucht, hat nicht geklappt.“
Erstmals seit fünf Jahren startete der FC mit einem Sieg
Aber, und diese Einstellung will Baumgart in Köln etablieren, wer es nicht versucht, der wird auch nicht belohnt. Und zumindest zum Auftakt gegen die Hertha führte das zum Erfolg, gleich in mehrfacher Hinsicht lief es für die Kölner so gut wie lange nicht.
Erstmals seit fünf Jahren startete der FC mit einem Sieg in die Saison, zum ersten Mal seit zehn Jahren gewann ein neuer Kölner Trainer sein ersten Bundesligaspiel. Und einer der Hauptdarsteller war auch noch ein Stürmer, der eigentlich keine Rolle mehr spielte.
Anthony Modeste, seit 14 Monaten ohne Treffer und in der Vorsaison schon notfallmäßig verliehen, war ein entscheidender Mann am Sonntag. Nach dem sehr frühen Rückstand durch Berlins Neuzugang Stevan Jovetic (5.) glich Modeste aus (41.), dann bereitete er auch die Führung durch Florian Kainz (52.) vor. Nur drei Minuten später erzielte der starke Österreicher auch den Endstand (55.).
Bemerkenswert war, dass schon nach der kurzen Saisonvorbereitung so vieles von dem funktionierte, was Baumgart in den vergangenen Jahren beim SC Paderborn konsequent hatte spielen lassen. Die 16.500 Zuschauer in Köln jedenfalls trauten ihren Augen kaum, so aktiv hatten sie den FC lange nicht gesehen.
„Er hat eine andere Spielidee nach Köln gebracht und sie uns sechs Wochen lang eingetrichtert“, sagte Kapitän Jonas Hector: „Wir können das noch besser machen, aber wir können auch zufrieden sein mit diesem Start.“
Zwar stachen beide Torschützen heraus, der Sieg war aber einer, den die ganze Mannschaft erarbeitet hatte. Nach einer „unruhigen Anfangsphase“ (Baumgart) entwickelte Köln den erhofften Druck und schaltete dann oft sehr schnell um. Alle drei Tore wurden nach Ballgewinn über die Außenbahn herausgespielt.
Was das alles für die kommenden Wochen bedeutet, ist allerdings völlig unklar, „mit einem Spiel ist nichts erreicht“, sagte Baumgart. Berlin schaffte es in der ersten halben Stunde immer wieder, das Kölner Pressing zu überspielen und hatte dann viel Platz in der gegnerischen Hälfte - und was die Hertha kann, das dürfte dem FC Bayern erst recht gelingen.
Schon am kommenden Sonntag könnten also die Risiken offenbart werden, die Baumgarts Fußball so mit sich bringt. Langweilig dürfte es allerdings auch dann nicht werden.