Das Lob für den Einsatz der Mannschaft war eher eine Art Selbstschutz. Steffen Baumgart attestierte seinem Team nach seinem Pflichtspieldebüt als Trainer des 1. FC Köln eine ordentliche Leistung. Beim Viertligisten FC Carl Zeiss Jena hatte der FC die erste Pokalhürde mühevoll mit 4:2 im Elfmeterschießen gemeistert, nach 90 Minuten und Verlängerung hatte es 1:1 gestanden. Nur zwei starke Paraden von Ersatztorhüter Marvin Schwäbe im Elfmeterschießen war es zu verdanken, dass sich der Club nicht blamierte.
Baumgart hat sich große Ziele gesetzt, will im Pokal das Finale in Berlin erreichen. So, wie sein Team in Jena spielte, wird das aber nicht gelingen. Der FC ließ fast alles vermissen, was man für Erfolgsfußball benötigt: Einstellung, Teamgeist, Laufbereitschaft, Technik. „Wir hatten sehr viele Ballgewinne“, erkannte Baumgart. Kunststück, denn Jena agierte teils mit zuviel Respekt, verausgabte sich von der ersten Minute an. Präzision im Passspiel bleibt da meist auf der Strecke.
Nach einer verheerenden ersten Halbzeit wurde Köln zwar drückender und überlegener, doch erst als den Thüringern die Kräfte ausgingen, die Laufwege nicht mehr zugestellt werden konnten, erspielten sich die Rheinländer noch Chancen. „Wir haben uns wirklich schwergetan und zu selten die richtigen Räume gefunden. Hinten raus wurde es dann besser. Die Beine des Gegners wurden schwerer und die Räume vorne waren da“, sagte Kapitän Jonas Hector. Der Außenstehende hatte während der 120 Minuten immer das Gefühl, der Bundesligist befinde sich noch im Testspielmodus.
Am Wochenende steht der Bundesliga-Start mit dem Heimspiel gegen Hertha BSC auf dem Programm, ehe es zum FC Bayern geht. Um einen Fehlstart zu vermeiden und gleich nach dem Auftakt wieder im Tabellenkeller zu stehen, muss in dieser Woche an vielen Stellschrauben gedreht werden. Auch taktisch. Der eingewechselte Torschütze Ellyes Skhiri gab dem Team Rückhalt und etwas Linie, sollte wieder in der Startelf stehen. Auch Ondrej Duda war im offensiven Mittelfeld eine Bereicherung.
Kein Problem dürfte Baumgart bei der Besetzung der Torhüterposition haben. Matchwinner Schwäbe zeigte, dass sich der Coach auf ihn verlassen kann, wenn Stammtorhüter Timo Horn ausfallen sollte. „Er hat zwei Elfer gehalten, die nicht schlecht geschossen waren und die man dementsprechend nur schwer halten kann“, lobte Baumgart - diesmal zurecht.