Am Freitag setzte Leon Goretzka in den Sozialen Medien ein klares Zeichen. „Wenn ich für unser Land spielen darf, möchte ich für unsere Werte und Verfassung spielen, nicht für ein Land, das in Geschichte nicht aufgepasst hat. Schwarz-Rot-Gold sind die Farben unserer Demokratie, nicht der Rechten“, schrieb Goretzka bei Twitter. Dazu postete er ein Bild, auf dem er eine Fahne mit der Aufschrift „Kein Fußball den Faschisten“ hält.
Es ist nicht das erste Mal, dass der deutsche Nationalspieler in alle Öffentlichkeit klar Stellung bezieht. „Ich selbst will die Aufmerksamkeit und die Reichweite nutzen, die mir der sportliche Erfolg bescheren, um Themen auf die Agenda zu bringen, die besprochen werden müssen“, sagte Goretzka in einem Interview mit DB Mobil. „Das sehe ich als meine Aufgabe“, fügte er an.
Besonders wichtig seien dem 26-Jährigen die Themen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. „Das berührt mich sehr, und ich werde weiter bei jeder Gelegenheit dazu Stellung beziehen“, erklärte der Mittelfeldspieler des FC Bayern München und betonte: „Mannschaftssport ist ja das perfekte Sinnbild dafür, wie eine Gesellschaft funktionieren sollte: Es ist egal, wo du herkommst, welche Sprache du sprichst oder was für eine Kultur du lebst. Und ich wünsche mir, dass das auch zu 100 Prozent für unser Land gilt.“
Leon Goretzka schwärmt vom VfL Bochum
Auf der sportlichen Ebene steht für Goretzka im Juni die Europameisterschaft mit der deutschen Nationalmannschaft an. 31 Länderspiele hat er absolviert, sein Debüt gab er bereits 2014. Damals spielte er noch für den FC Schalke 04, ehe er ab 2018 beim FC Bayern durchstartete und Titel sammelte.
Den Grundstein für diese Entwicklung legte er in seiner Heimatstadt Bochum, beim VfL. Die Liebe zur Stadt ist weiterhin groß. „Ich fühle mich in München sehr wohl, aber Bochum und das Ruhrgebiet sind meine Heimat. Dort sind meine Freunde, meine Familie“, sagte Goretzka und geriet ins Schwärmen: „Wenn ich Fremden Bochum erkläre, sage ich immer: Man weint zweimal, wenn man nach Bochum muss – wenn man hinkommt und wenn man geht. Die Bodenständigkeit, der Zusammenhalt dort ist unbeschreiblich. Das macht Bochum aus. Das macht die Besonderheit des Ruhrgebiets aus.“
Besonders geprägt hat ihn seine Kindheit. Sein Vater war Opelaner, Goretzka stammt aus einer Arbeiterfamilie. „Ich habe hautnah erlebt, was die Schließung des Opel-Werks für die Menschen bedeutet hat. Mein Vater musste das Werk, in dem er sein ganzes Arbeitsleben verbracht hat, quasi mit abwickeln und hat dann in den Ruinen ein letztes Frühstück mit den Kollegen genommen. Das mitzubekommen macht sehr demütig."
Auch den VfL Bochum hat er weiterhin tief in seinem Herzen, sogar eine Rückkehr zum Bundesliga-Aufsteiger kann sich der Champions-League-Sieger von 2020 gut vorstellen. „Ich versuche auch heute noch, jedes Spiel des VfL zu gucken. Und kann mir vorstellen, eines Tages, vielleicht zum Karriereende, noch mal dort zu spielen“, sagte Goretzka und betonte: „Ich verdanke dem Verein und der Stadt sehr viel.“