Im Überschwang der Gefühle wusste Edin Terzic gar nicht, wohin mit seiner grenzenlosen Dankbarkeit. Und deshalb zählte der Trainer von Borussia Dortmund mit strahlenden Augen einfach jeden seiner Helden einzeln auf, von Mats Hummels über Marco Reus bis hin zu Mahmoud Dahoud, und lobte sie für den erfolgreichen Saisonabschluss. „Es war eine herausragende Leistung von uns allen in den letzten Monaten“, schwärmte Terzic - doch als die unvermeidliche Frage nach seiner Zukunft kam, verfinsterte sich seine Miene.
„Fußball ist ein Tagesgeschäft, trotzdem werde ich immer nach der Vergangenheit und der Zukunft gefragt“, sagte der 38-Jährige in harschem Ton. Eigentlich wollte der Interims-Cheftrainer nur das 3:1 (2:0) beim FSV Mainz 05 genießen, mit dem der BVB drei Tage nach dem Sieg im DFB-Pokal auch die Qualifikation für die Champions League klarmachte. Mit dem Haken hinter allen Saisonzielen rückt aber eben Terzics Zukunft unweigerlich in den Vordergrund.
Denn zur neuen Saison übernimmt Marco Rose den BVB - und Terzic hat die Wahl: Reiht er sich bei seinem Herzensklub wieder ins zweite Glied ein oder sucht er eine neue Herausforderung als Chefcoach? Namhafte Optionen gäbe es allein in der Bundesliga genug, so suchen etwa Eintracht Frankfurt, Bayer Leverkusen oder Werder Bremen nach neuen Verantwortlichen an der Seitenlinie. Doch davon wollte Terzic nichts wissen.
„Wir haben immer wieder betont, dass wir uns nach der Saison zusammensetzen wollen“, sagte er: „Ich werde mich nach der Saison mit Marco Rose und dem Verein persönlich austauschen, um die nächste Saison zu planen.“ Noch habe „niemand angerufen, um mich abzuwerben“, wie er versicherte.
Doch nach dem sensationellen Schlussspurt dürften die Interessenten Schlange stehen. „Wenn Edin andere Vorstellungen hat, sprechen wir zusammen“, sagte Sportdirektor Michael Zorc, und schon nach dem Pokalsieg hatte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke betont, dass das „riesige Trainertalent“ Terzic „den Schlüssel in der Hand“ halte.
Im Dezember hatte dieser den verunsicherten BVB von Lucien Favre übernommen. Und wer den glückseligen „Ur-Borussen“ Terzic nach dem Pokal-Triumph und dem verwandelten Matchball zur Champions League in Mainz erlebte, konnte ihn sich auch kaum an einem anderen Ort vorstellen. Die Mannschaft würde gerne mit ihm als Co-Trainer weitermachen, das war klar herauszuhören.
„Er ist ein großartiger Mensch, mit dem man super zusammenarbeiten kann. Er behandelt alle Spieler gleich und hat immer das Beste für uns im Sinn“, schwärmte Jude Bellingham bei Sky: „Er hat einen super Job gemacht, und wir sind sehr froh, dass wir ihn haben.“
Auch der zuletzt stark aufspielende Kapitän Reus zeigte sich vollends zufrieden mit dem von Terzic eingeschlagenen Weg. „Wenn wir gefragt sind und wir müssen, dann sind wir auch zu Großem imstande und spielen den Fußball, den wir selber spielen wollen“, sagte der Nationalspieler und blickte voraus: „Das müssen wir versuchen, kontinuierlich zu schaffen.“ Die Frage ist nur: mit oder ohne Terzic? sid