Seit ihrer Geburt im Abstand von zwölf Minuten sind Lars und Sven Bender nahezu unzertrennlich, nun sind sie plötzlich erstmals in ihrem Leben richtige Rivalen. Die Zwillinge stehen im vorläufigen Aufgebot von Bundestrainer Joachim Löw für die EM in Polen und der Ukraine (8. Juni bis 1. Juli) und es gilt als sicher, dass vor der endgültigen Nominierung die Devise lauten wird: Es kann nur einen geben.
[box_sonderheft_bvb] "Wenn einer es schafft und der andere nicht, wird es sicher keinen Hass zwischen uns geben", sagt der für Bayer Leverkusen spielende Lars schmunzelnd: "Und es wird auch sicher niemand im Ansatz daran denken, den anderen im Training umzuhauen."
Und auch der bei Borussia Dortmund unter Vertrag stehende Sven ergänzt: "Wenn es nur einer schafft, würde es der andere ihm gönnen. So sind wir immer schon verfahren. Das gehört sich doch auch so als Zwillinge. Bei uns passt ganz, ganz wenig dazwischen, wenn nicht sogar gar nichts."
Dass der zwölf Minuten jüngere Sven derzeit mit dem BVB einen Titel nach dem anderen abräumt, verfolgt Lars denn auch mit purer Freude. "Ich kann doch nicht neidisch sein auf meinen eigenen Bruder", sagt der 23-Jährige: "Im Fußball wird einem so viel geneidet, da müssen wir das nicht auch noch tun. Das haben wir nie gemacht, und das werden wir auch nie tun. Ich freue mich riesig für ihn, es ist doch eine geile Sache, das Double zu holen."
In der Bundesliga kämpften die beiden in der Saison 2010/11 schon um den Titel, in dieser Saison fiel der Zweikampf aus, weil Vize-Meister Leverkusen deutlich abfiel. In der Nationalelf spitzt sich die Rivalität der beiden, die vor ihren Engagements in den knapp 100 km entfernten Städten immer auch Mannschaftskollegen waren, aber zu. Denn im defensiven Mittelfeld sind Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira und Toni Kroos gesetzt, wahrscheinlich vier Spieler wird Löw für diese Position mit nach Polen nehmen. Bender oder Bender wird demnach die Frage lauten.
Aktuell lässt es sich nicht einmal sagen, wer im Vorteil ist. Beide liegen etwa auf einem Niveau, Lars scheint nach einigen Verletzungen seines Bruder körperlich etwas im Vorteil, der strotzt dafür nach dem triumphalen Jahr des BVB vor Selbstvertrauen.
"Wir wussten, dass das auf uns zukommen kann. Wir spielen nunmal beide auch noch dieselbe Position", meint Lars. Er sieht es aber eher als Chance, dass es voraussichtlich einer von ihnen schaffen wird. "Wir mussten uns doch im Vorfeld sogar schon darauf einstellen, dass vielleicht nur einer von uns überhaupt nominiert wird. Nun haben wir beide die Chance und wollen sie natürlich auch beide nutzen", erklärt er: "Aber das ist doch alles ohnehin nur ein Zubrot. Wir spielen beide in der Bundesliga, haben beide in der Champions League und Nationalelf unsere Erfahrung gesammelt. Davon haben wir als Kind geträumt, nun leben wir den Traum tagtäglich."
Zu einem geringen Prozentsatz dürfen die beiden gebürtigen Rosenheimer sogar davon ausgehen, dass der ganz große Traum in Erfüllung gehen. "Wer weiß, vielleicht sind wir am Ende sogar beide dabei", meint Lars. Und falls nicht, stellt Sven klar, "werden wir unseren Weg auch in Zukunft zusammen gehen."