Im Falle einer weiteren Final-Niederlage von Bayern München in der Champions League fürchtet Löw einen Knacks bei seinen acht Bayern-Profis. Zudem forderte er den Weltverband FIFA und die Europäische Fußball-Union UEFA wegen der "zerrütteten Vorbereitung" auf die EM in Polen und der Ukraine (8. Juni bis 1. Juli) zur Änderung der Abstellungsfristen auf.
"Nach der Meisterschaft und dem verlorenen Pokalfinale wäre eine Niederlage im Champions-League-Finale im eigenen Stadion schon ein Tiefschlag für unsere Spieler", sagte Löw mit Blick auf das Endspiel zwischen dem deutschen Rekordmeister und dem FC Chelsea am Samstag in München: "Die Enttäuschung wäre sicher groß, dann werde ich ihnen wahrscheinlich noch zwei oder drei Tage mehr frei geben, damit sie den Kopf frei bekommen und alles verarbeiten können."
Wegen des Finals stoßen die Münchner Stars ohnehin erst am 25. Mai in Südfrankreich zum Nationalteam. Auch Bundestorwarttrainer Andreas Köpke hofft, "dass die Bayern nicht aufgebaut, sondern vielleicht sogar ein bisschen geerdet werden müssen. Ich drücke ihnen die Daumen, auch Manuel Neuer, für den das Pokalfinale wie für alle anderen nicht optimal gelaufen ist."
Löw ist sich aber sicher, dass die Bayern-Profis auch als dreimalige Vize-Champions "später langsam die Motivation wiederfinden werden. Schließlich ist die EM auch ein großes Ziel." Bei einem Triumph in der Champions League würde der Bundestrainer einen Motivationsschub erwarten. "Es wäre wahnsinnig, wenn du dieses Spiel gewinnen könntest. Dann wärst du die beste Mannschaft Europas, das wäre super", erklärte er: "Sie wären motiviert und schnell im Rhythmus, weil eben die Motivation überwiegt."
Voller Adrenalin und hochmotiviert trafen am Dienstag die Dortmunder Mats Hummels, Mario Götze, Marcel Schmelzer, Sven Bender und Ilkay Gündogan ein - eine Stunde verspätet, weil die Maschine vor dem Start ausgetauscht werden musste. "Sie sind gut gelaunt, und das dürfen sie auch. Aber man muss das Ganze auch trennen. Gefeiert haben sie nun ja genug", sagte Köpke schmunzelnd. Schon am Dienstagabend absolvierten die "fantastischen Fünf", die die Bayern in der Meisterschaft und im DFB-Pokal-Finale (5:2) gedemütigt hatten, ein leichtes Auflockerungstraining.
Diverse Abstellungen erschweren die Vorbereitung
Löw ärgert derweil, dass Mesut Özil und Sami Khedira wegen eines Testspiels mit Real Madrid in Kuwait erst am 20. Mai zum Team stoßen. "Da muss man andere Lösungen finden", sagte Löw: "Ich weiß, dass es aus Sicht der Vereine sinnvoll ist, da noch hinzufliegen und vielleicht viel Geld zu verdienen. Aber vor Turnieren sollte das möglichst früh sein. Da müssen die UEFA und die FIFA sagen: Im Turnierjahr braucht es volle Konzentration auf das Turnier." Die Abstellungsperiode, die diesmal erst am 25. Mai beginnt, "könnte ein bisschen früher sein", sagte Löw.
Zu seinen ersten Trainingseinheiten auf Sardinien hatte der Bundestrainer gerade einmal sechs Feldspieler begrüßen können. "Die Vorbereitung ist natürlich ein bisschen zerrüttet", sagte er deshalb: "Es ist alles nicht einfach. Wir sind flexibel, und wir werden es auch schaffen. Aber die Zeit ist gedämpft und kurz."
Klose ist definitiv dabei
Diejenigen, die bereits auf Sardinien sind, arbeiteten aber "klasse". Deshalb bleibt Löw für die EM auch optimistisch. "Die Mannschaft ist gut. Sie kann sich relativ schnell auf Dinge einstellen. Und wir haben gute Fußballer", erklärte er: "Deshalb bin ich sicher, dass die Mannschaft das Turnier gut motiviert, gut eingestellt und gut trainiert beginnen wird."
Miroslav Klose wird die Reise in sein Geburtsland Polen derweil antreten können. Seine Verletzung wurde als Zerrung am Innenband des rechten Knöchels diagnostiziert, die Blessur gilt als "nicht besorgniserregend". Wie der WM-Torschützenkönig von 2006 absolviert auch der zweite gebürtige Pole, Lukas Podolski, auf unbestimmte Zeit zunächst nur Renegerationstraining. Der Schalker Abwehrspieler Benedikt Höwedes trainierte am Dienstag dagegen erstmals leicht mit.