Retter Raúl soll's richten. Der spanische Weltstar trägt beim kriselnden Fußball-Vizemeister Schalke 04 wieder alle Hoffnungen - auf einen neuen Festtag zum Europapokal-Jubiläum, weitere Millionen-Einnahmen und eine Zukunft für den angeschlagenen Trainer Felix Magath. "Es wäre ein toller Erfolg, unter die besten Acht in Europa zu kommen", sagte der 33-Jährige vor dem Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League am Mittwoch (20.45 Uhr/Sat.1 und Sky) gegen den FC Valencia.
Für Magath wäre der zweite Einzug ins Viertelfinale der Königsklasse nach 2008 möglicherweise sogar die letzte Rettung. Denn der allmächtige Trainer und Manager steht auch nach dem Sprung ins DFB-Pokal-Finale weiter bei großen Teilen den Fans, die immer lauter seinen Rauswurf fordern, massiv in der Kritik. Und auch in der Führungsetage bröckelt offenbar langsam der Rückhalt, nachdem in der Bundesliga der Abstand auf einen Abstiegsplatz auf fünf Punkte zusammengeschmolzen ist.
"Ich mache mir keine Sorgen um meinen Job", sagte Magath vor dem 100. Europapokalspiel der Schalker "Neuzeit", die 1996 mit der Rückkehr auf die internationale Bühne nach 19 Jahren begann. Doch der angeschlagene Coach braucht mehr denn je seinen Führungsspieler Raúl. Der Spanier, der die Königsblauen mit seinem Kopfballtor in München ins Pokalfinale führte, ist so etwas wie Magaths Lebensversicherung: Sieben der letzten 13 Schalker Treffer erzielte der Stürmerstar.
Mit dem Ausgleich zum 1:1 im Hinspiel krönte er nicht nur seine Rückkehr nach Spanien, sondern schuf den Gelsenkirchenern auch eine gute Ausgangsposition. Bereits ein 0:0 würde reichen, um ins Viertelfinale einzuziehen und weitere sieben Millionen Euro einzustreichen. Mehr als 30 Millionen hat Schalke ohnehin schon sicher. Zu 13,8 Millionen Euro aus dem Prämientopf der UEFA kommen rund acht Millionen Zuschauereinnahmen und mindestens 15 Millionen aus dem sogenannten Marktpool.
Doch Raúl warnt. "Ich erwarte Valencia noch gefährlicher als im Hinspiel", sagte der Spanier, "wir haben einen kleinen Vorteil. Aber sie haben die Fähigkeit, den Spieß noch umzudrehen." Für den Europapokal-Rekordtorschützen ist auch das 138. Spiel in der Königsklasse noch etwas Besonderes: "Immer, wenn ich die Hymne der Champions League höre, bekomme ich ein ganz merkwürdiges Gefühl - eine Gänsehaut."
69 seiner 71 Europacup-Treffer erzielte er in diesem Wettbewerb, "die besondere Beziehung zwischen Raúl und der Champions League wird immer bleiben", sagte er, "egal, was passiert." Denn diese Beziehung könnte auch schnell enden: "Man weiß nie, es könnte ja auch mein letztes Spiel in der Champions League sein." In der nächsten Saison bliebe dem Weltstar mit Schalke nur die Europa League, wenn er am 21. Mai in Berlin den ersten nationalen Pokal seiner grandiosen Karriere gewinnt und seinen Vertrag bis 2012 - möglicherweise dann ohne Magath - erfüllt.
Vieles spricht indes für noch mindestens zwei weitere Champions-League-Spiele des Königlichen mit den Königsblauen. Ihre bislang stärksten Saisonleistungen brachten die Schalker regelmäßig auf der internationalen Bühne, in der heimischen Arena feierten sie Fußball-Feste: 2:0 gegen Benfica Lissabon, 3:1 gegen Hapoel Tel Aviv und 3:0 gegen Olympique Lyon. Verzichten müssen sie gegen Valencia auf den verletzten Torjäger Klaas-Jan Huntelaar, den gesperrten Linksverteidiger Lukas Schmitz und den nicht spielberechtigten Neuzugang Anthony Annan. - Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen: