Preiswert, brillant, torgefährlich - die Erfolgsgeschichte von Borussia Dortmund in der laufenden Saison ist vor allem mit dem japanischen Schnäppchen Shinji Kagawa verbunden. Der 21-Jährige setzt einen Trend in der Fußball-Bundesliga fort, die sich seit der Jahrtausendwende verstärkt auf dem asiatischen Markt umsieht.
"Die gute Entwicklung dieser Spieler überrascht mich nicht. Asiens Fußball ist seit langer Zeit auf dem Vormarsch", sagt Martin Hägele. Der gelernte Journalist ist seit über fünf Jahren beim deutschen Rekordmeister Bayern München für das Asiengeschäft zuständig und kennt den Markt in Fernost wie seine Westentasche. "Ich kann mir vorstellen, dass wir noch lange Spaß an ihnen haben."
Wahrscheinlich schon am Freitagabend wieder, wenn Spitzenreiter Dortmund mit Kagawa auf den Hamburger SV (20.30 Uhr/live bei Sky und Liga total!) trifft. Der HSV hat den Vertrag mit dem südkoreanischen Juwel Son Heung-Min gerade erst bis 2014 verlängert.
Für Hägele steht ein Land besonders für den Aufschwung: Japan. Die J-League ist längst zum Vorbild für viele andere Nationen des Kontinents geworden. "Dort hat man sich viel von der Deutschen Fußball-Liga abgeschaut. So müssen alle Klubs über Fußball-Internate verfügen. Die Vereine sind bestens organisiert", sagt Hägele. Die Klubs aus der J-League sind mit rund 25.000 Zuschauern pro Spiel der Zuschauer-Magnet im Fernen Osten.
Kein Wunder, dass die Bundesliga ein besonderes Augenmerk auf Japans Fußballer wirft. Das 350.000-Euro-Schnäppchen Shinji Kagawa aus Osaka ist bei Borussia Dortmund auf Anhieb zum Dreh- und Angelpunkt geworden und hat mit fünf Toren großen Anteil am Höhenflug der Westfalen. Erste Rückschläge hat der 17-malige Nationalspieler ebenfalls gemeistert. Auf die Kritik an seiner Leistung beim 0:0 in der Europa League gegen Paris St. Germain antwortete der 21-Jährige im Liga-Spiel bei Hannover 96 mit einer starken Vorstellung und einem Treffer.
Landsmann Atsuto Uchida gehört bei Schalke 04 zu den festen Größen, er kam in dieser Saison schon zu sieben Einsätzen. Im letzten Heimspiel gegen St. Pauli (3:0) zeigte der 22 Jahre alte Neuzugang auf der rechten Seite im Zusammenspiel mit Jefferson Farfan seine bislang beste Saisonleistung und verbuchte beim 1:0 durch Raul seinen ersten Assist.
Beim Hamburger SV unterdessen sorgt der erst 18 Jahre alte Südkoreaner Son Heung-Min für Wirbel. Mit seinem sehenswerten Tor in seinem Liga-Debüt gegen den 1. FC Köln hat Hamburgs bester Torschütze der Vorbereitung gleich Klub-Ikone Manfred Kaltz vom Sockel gestoßen. Mit 18 Jahren und 114 Tagen ist Son jüngster Bundesliga-Torschütze des HSV aller Zeiten. Der bisherige Rekordhalter Kaltz hatte seinen ersten Treffer mit 18 Jahren und 269 Tagen erzielt. Son gilt als äußerst lernwillig und diszipliniert. "Der Junge hebt nicht ab", sagte auch auch Ruud van Nistelrooy, der Son ein große Karriere prophezeiht. Makoto Hasebe wurde mit dem VfL Wolfsburg 2009 deutscher Meister.
Hasebe war aber nicht der erste Asiate, der mit einem Bundesligaklub Titel feiern konnte. Alles fing mit Yasuhiko Okudera und Cha Bum-Kun an. Der Japaner Okudera hatte maßgeblichen Anteil am Double des 1. FC Köln 1978, der Südkoreaner Cha wurde UEFA-Cup-Sieger mit Eintracht Frankfurt 1980 und war mit 98 Toren einer der erfolgreichsten Ausländer in der Bundesliga. Das deutsche Fußball-Oberhaus hat seit der Jahrtausendwende Asiens Elite fest im Visier, nicht zuletzt Kagawa stellt bei Borussia Dortmund die außergewöhnlichen Qualitäten der Spieler aus Fernost unter Beweis.
Bleibt die Frage, warum sich bei Rekordmeister Bayern München noch kein Ballartist aus Asien ins Rampenlicht spielen konnte. "Spieler, die für Bayern interessant waren, haben sich nicht getraut", berichtet Hägele. Doch auch für Bayern ist ein Transfer nicht ohne Brisanz. "Einen Spieler nur zu holen, damit er auf der Bank sitzt, bringt dem FC Bayern keine Vorteile", sagt Hägele.