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VfL- Frankfurt 1:2
Nichts ist mehr herrlich

VfL: Zurück im Abstiegskampf
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Auch im vierten Spiel in Folge ging der VfL Bochum als Verlierer vom Platz. Nach der 1:2 (1:1)-Niederlage gegen Frankfurt steckt der VfL wieder unten drin.

Nichts ist mehr, wie es noch vor vier Wochen war. Da schaukelte sich der VfL erfolgreich durch die Spieltage, gewann hin und wieder und rückte auch mit einem Remis immer ein Stückchen weg von den Abstiegsrängen. Insgeheim waren sich alle einig: Dieser VfL wird nicht absteigen. Und selbst Fußball-Fachmann Uli Hoeneß verriet noch am Abend des Wolfsburg-Spiels beim Atrium-Talk der Stadtwerke seine Zuversicht, dass der VfL auch in der Spielzeit 2010/2011 in der Eliteliga kicken wird. Hoeneß damals: „Bochum bleibt mit Sicherheit drin!“

Gerade einmal drei Wochen sind seit dem vergangen und nichts ist mehr so, wie es war. Nach der vierten Niederlage in Folge taumelt der VfL nämlich Richtung zweite Liga, wirkte bei der verdienten 1:2 (1:1)-Niederlage am Freitagabend gegen die Frankfurter Eintracht desolat, oder besser: wie ein angehender Zweitligist. Nichts, aber auch gar nichts vermittelte unter Flutlicht den Eindruck, dass diese Mannschaft gute Aussichten hat, die Liga zu erhalten. Um es drastisch zu formulieren: Vier Wochen nach der vermeintlichen Rettung ist nichts mehr an der Castroper Straße herrlich.

Die Baustellen ziehen sich durch alle Mannschaftsteile. Von Kompaktheit im Defensivbereich keine Spur mehr, ein Mittelfeld, das fast ausnahmslos damit beschäftigt ist, nach Ballverlusten dem Gegner hinterher zu hecheln und zwei Angreifer, die ihre bewiesenen Arbeitsqualitäten nach hinten offensichtlich gänzlich aus ihrem Gedächtnis gestrichen haben.

Man muss wenig hinzufügen, wenn der Trainer nach der erneuten Niederlage feststellt: „Nach der glücklichen Führung haben wir völlig das Fußball spielen eingestellt.“ In der Tat, denn was die VfL-Zuschauer in Abschnitt eins erdulden mussten, ähnelte fatal den Partien, die das Team vor Heiko Herrlichs Berufung zum Cheftrainer ablieferte.

Statistiken sind, wie es einmal ein sympathischer Kollege einer großen Zeitung formulierte, so etwas, wie für Betrunkene der Laternenpfahl. Doch nicht mal mehr daran kann man sich als VfL-Anhänger klammern. Die Zahlen, die nach dem Spiel an die Journalisten und VIPs verteilt wurden, sind die erschütternde Untermauerung einer Nichtleistung. Wer gegen ein Team wie die Frankfurter Eintracht in 90 Minuten nur einen einzigen Schuss auf das Tor abgibt und dies war dann noch der Treffer zum 1:0, wer es schafft, daheim fünf Ecken zu produzieren, nur 19 Mal flankt, 64 Prozent des Ballbesitzes dem Gegner überlässt, nur 37 Prozent Zweikämpfe gewinnt und wer bei 20 Fouls dem Gegner nicht einmal so richtig weh tut, der ist vielleicht ein Kandidat für den Friedensnobelpreis, aber kein ernstzunehmender Bundesligist mit dem grenzenlosen Willen, daheim die nötigen Punkte zum Klassenerhalt zu gewinnen.

Solche Spiele hat es in der Vergangenheit gegeben und solche Spiele wird es auch weiterhin geben, bei einem Klub, der unter seinen Voraussetzungen immer um den Klassenerhalt spielen wird. Doch die Art und Weise, wie man dieses Spiel schon in der ersten Halbzeit quasi aus der Hand gab, ist beschämend und bedarf einer dringenden Korrektur.


Wenn Herrlich zu Recht anprangert, dass seinem Team unnötige Ballverluste unterlaufen, dann stellt sich die Frage nach der Lernfähigkeit seiner Schützlinge. Denn just mit diesen Worten operiert der Coach zurecht seit Monaten. So bleibt nur die Hoffnung, dass sich die Mannschaft rechtzeitig fängt. Der Spielplan jedenfalls könnte brisanter nicht sein. In München, daheim gegen Stuttgart und Hamburg – das riecht nicht gerade nach Erfolgserlebnissen. Und dann stehen da ja noch mit den Auswärtspartien in Freiburg und Köln und dem letzten, abschließenden Heimspiel gegen Hannover drei Partien ins Haus, die den Anhängern nicht gerade einen sorglosen Saisonausklang versprechen.

An der Castroper Straße ist es fünf vor Zwölf. Die Gesichter am Samstag Vormittag sprachen Bände. Es wurde Tacheles geredet und alles, aber auch alles hinterfragt. Wobei Panikmache derzeit genauso fehl am Platz ist, wie Floskeln wie: „Wir haben ja Erfahrung im Abstiegskampf, wir kommen da raus!“ Die Zahl derer, die daran glauben, hat sich auf ein Minimum reduziert. Doch es sollte jedem bewusst sein: noch steht der VfL nicht auf einem Abstiegsplatz, aber die Luft für die Blau-Weißen im Oberhaus lässt kaum noch Platz zum Atmen.

Da sah die Welt bei der Frankfurter Eintracht anders aus und Michael Skibbe strahlte: „Sie können sich sicher vorstellen, dass ich sehr zufrieden bin. Wir waren von der ersten Minute an hellwach, haben flüssig kombiniert und guten Fußball gespielt.“ Ach, wenn man das doch wieder einmal vom VfL sagen könnte.

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