Und die Fußball-Bundesliga "mundet" dem Fan immer noch so wie früher - auch bei fünf verschiedenen Anstoßzeiten. Das belegen Stadionauslastungen, also absolute Zuschauerzahlen, und TV-Einschaltquoten. Liga-Präsident Reinhard Rauball: "Auch wenn die neuen Anstoßzeiten nicht unseren Idealvorstellungen entsprechen, sondern aufgrund der Entscheidung des Bundeskartellamtes zustandegekommen sind, können wir mit Ende der Hinrunde dennoch eine positive Bilanz ziehen. Der Fan im Stadion und vor dem Fernseher nimmt den neuen Spielplan an, das dokumentieren die Zuschauerzahlen und auch die Einschaltquoten. Und es ist uns gelungen, die Spiele am Sonntag einigermaßen ausgeglichen anzusetzen, sofern dies durch die Teilnahme unserer Klubs an der Champions League und Europa League möglich war."
Rückblick: Ganz am Anfang, 1963, spielte die Bundesliga um 17. 00 Uhr. Als dann das Fernsehen das neue Kind entdeckte und die Gewerkschaften die Begrenzung der Arbeitszeit am Samstag auf bis ca. 13.00 Uhr durchsetzten, wurden die Anstoßzeiten auf 15.30 Uhr verlegt. So kamen die Motorradkuriere mit ihren Filmrollen noch rechtzeitig nach Köln, damit in der Sportschau Fußball zu sehen war.
Die Polizei hat bei Fußballspielen viel zu tun (Foto: firo).
Die Einführung von Spielen am Freitagabend ging wesentlich auf Wünsche der Polizei zurück. Die Sicherheitskräfte wollten vor allem im Westen eine "Entzerrung", damit sich rivalisierende Fangruppen nicht bei Zwischenstopps auf Bahnhöfen begegnen.
Das erste regelmäßige Sonntagsspiel kam mit dem Pay-TV-Sender Premiere. Der Abo-Kanal zahlte - und wollte dafür Exklusivität. Und außerdem eine breite Spielfläche, nicht nur samstags, 15.30 Uhr. Das zweite Sonntagsspiel spielte der Liga und Premiere in die Karten - konnte der Schwarze Peter doch der Europäischen Fußball-Union UEFA in die Schuhe geschoben werden. Wenn UEFA-Cup-Mannschaften donnerstags im tiefen Osteuropa antreten müssen, kann ihnen doch nicht zugemutet werden, dass... Jetzt standen die neuen Verhandlungen an.
Fakt war, dass die Bundesliga vom Fernsehen (global) im Vergleich zu anderen Ligen (England, Frankreich, Spanien, Italien Topvereine) glatt unterbezahlt ist. Fakt ist aber auch, dass der Markt die Preise regelt. Dachte man. Da funkte das Kartellamt dazwischen. Es verkündete, dass jeder Bewohner der Bundesrepublik Deutschland nicht nur das Recht auf sein täglich Brot, sondern auch auf Bundesliga-Bilder vor 20.00 Uhr habe.
Die Liga musste ihr Geld retten. So entstand das 18.30-Uhr-Spiel. Und das 15.30-Uhr-Spiel am Sonntag. Sky und Liga total brauchen ihre Spielfläche, die Klubs das Geld. Und wenn die UEFA es indirekt diktiert, manchmal gar ein drittes Spiel am Sonntag.
Es gab einen zahmen Protest der Amateurvereine, die sich beschädigt sehen. Weniger Zuschauer, weniger Umsatz im Vereinsheim. Aber wer Fan seines Dorfvereins ist, lässt sich von einer Bundesliga-Übertragung nicht beeinflussen. Außerdem hat DFB-Präsident Theo Zwanziger zu Recht darauf hingewiesen, wie sehr der Profifußball den Amateurfußball querfinanziert.
Für Tom Bender, den Geschäftsführer Marketing und Kommunikation in der DFL, ist allerdings auch klar: "Eine weitere Aufsplitterung der Anstoßzeiten ist derzeit nicht vorstellbar und auch nicht gewollt."
Denn wenn eine Salami zu dünn wird, schmeckt sie fad!