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BVB-Fans steigen aus
„Falschen Patriotismus beenden“

Derby-Treffen: BVB-Fanabteilung steigt aus
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Vor vier Jahren hat die BVB-Fanabteilung Treffen, die seitdem regelmäßig vor den Derbys stattfinden, initiiert, um das Verhältnis zwischen den Rivalen zu verbessern.

Doch die Fanabteilung steigt bis auf Weiteres aus den gemeinsamen Sicherheitsbesprechungen zwischen den Vertretern der Revierklubs Schalke 04 und Borussia Dortmund aus. In dieser Zeit ließ sich eine Verschlimmerung des Zustandes nicht aufhalten. Jetzt startet der Vorsitzende Götz Vollmann einen letzten Versuch und fordert die Geschäftsführungen beider Vereine auf, sich an einen Tisch zu setzten und Lösungen zu entwickeln.

Herr Vollmann, die BVB-Fanabteilung hat vor vier Jahren die Sicherheitsbesprechungen mit in die Spur gebracht. Nun drohen Sie offen mit einem Abbruch der diplomatischen Beziehungen, warum?

Wir wollen keinen Abbruch der diplomatischen Beziehungen. Aber wir sehen als Fanabteilung keinen Sinn mehr darin, länger Veranstaltungen beizuwohnen, bei denen im Nachgang dann das dort gesagte Wort nicht gilt. Solche Katz-und-Maus-Spielchen sind Zeitverschwendung. Es ist vollkommen klar, dass die Beteiligten nicht für jeden die Hand ins Feuer legen können, der sich auf der jeweiligen Seite tummelt. Das gilt für Blau-Weiß und Schwarz-Gelb gleichermaßen.

Dr. Götz Vollmann, Vorsitzender der BVB-Fanabteilung (RS-Foto: Bunse):

Was werfen Sie insbesondere der Gegenseite vor?

Es sind aber leider von Schalker Seite wiederholt von Anwesenden oder den zugehörigen Institutionen Vereinbarungen nicht eingehalten worden. Es drängt sich immer mehr der Eindruck auf, dass wir an unserem Tisch zum Teil keine verlässlichen Gesprächspartner sitzen haben oder einige diese Besprechungen als eine Art Spiel ansehen. Das ist eine bittere Erkenntnis, zu der wir nach reiflicher Auswertung der Geschehnisse rund um das Derby in der vergangenen Woche gekommen sind.

Wer nimmt an diesen Sicherheitsbesprechungen teil?

Vertreter der jeweiligen Fanverbände, der Polizei, der Bahn, der Fan-Projekte und der mittleren Führungsebenen der beiden Vereine sowie die Sicherheitsbeauftragten und Sicherheitsdienste.

Was ist in Gelsenkirchen schief gelaufen?

Wir sind irritiert, weil erneut einvernehmlich vereinbarte Regelungen gebrochen wurden. Wir waren uns einig, dass die letzten Derbys die Spirale der Gewalt immer mehr nach oben gedreht haben und waren uns bewusst, dass wir deeskalierend auf die jeweiligen Fangruppierungen einwirken müssen. Das ist auf Dortmunder Seite passiert. Die Fanbetreuung, vor allem in Person von Jens Volke, hat im Vorfeld mit den sensiblen Gruppierungen gesprochen. Es wurde dabei ein breiter Konsens erzielt, dass es so nicht weiter gehen kann. Wir haben nicht den Eindruck, dass in Schalke gleiches geschehen ist.

Worauf spielen Sie an?

Allen Beteiligten war klar, dass ein Marsch der Schalke-Fans vom Bahnhof zum Stadion nicht zur Beruhigung der Situation beitragen würde sondern der Provokation dient. Wie sollte man einen Aufruf unter ‚Schalke regiert - Königsblau marschiert’ auch bitte sonst verstehen? Das von der Polizei Dortmund aufgestellte und von den Schalker Vertretern in besagter Besprechung für richtig befundene Sicherheitskonzept sah vor, dass die Fangruppierungen mit den Entlastungszügen anreisen. Und die wenigen, die das nicht tun, direkt vom Bahnhof mit den U-Bahnen zum Stadion geleitet werden.

Und dann wurde der geplante Schalker Marsch bekannt!

Als dann vor dem Spiel der Aufruf zum gemeinsamen Fußweg durch die Innenstadt erfolgte, hätte zwingend eine Positionierung des Vereins erfolgen müssen, so wie unter anderem auch vom Einsatzleiter der Dortmunder Polizei, Herrn Andres, gefordert. Die gab es auch, aber nicht, wie von allen erwartet. Anstatt die Klubführung im Rahmen ihrer Fürsorgepflicht agiert und darum bittet, die Provokation zu unterlassen, goutiert sie über ihre Presseabteilung auch noch die Aktion und versucht sie als Schutzmaßnahme der eigenen Anhänger darzustellen.


Wie bewerten Sie die Gesamtsituation nach dem Spiel? Dass es nicht zu erheblichen Ausschreitungen gekommen ist, ist alleine dem massiven und nahezu perfekt funktionierenden Polizeieinsatz geschuldet, der den Marsch vor dem Spiel verhindert hat und nach dem Spiel eine Blocksperre gegen die Gäste durchsetzte. Letzeres war übrigens ein Wunsch der Schalker Verantwortlichen. Aber es ist völlig krank, wenn weit über 1000 Polizisten ein Fußballspiel absichern müssen. Parallel werden zudem Familienväter vor den Augen ihrer Kinder gezwungen, sich in Regionalzügen bis auf die Unterhose auszuziehen und ihre Fanutensilien herauszugeben. Es gibt Androhung von körperlicher Gewalt am Telefon, Dossiers über Fans der Gegenseite und ‚Hausbesuche’.

Das hat mit Fußball nichts mehr zu tun, oder?

Nein, das ist aber die reale Situation, die nicht nur verfeindete Gruppen auf beiden Seiten, sondern auch Fans betrifft, die einfach ein Fußballspiel sehen wollen.

Was muss sich ändern?

Wir befinden uns in einer Situation, da nützt es nicht mehr viel, sich in irgendeiner Redaktion zu einem kuscheligen Gespräch zu treffen und vor Pressevertretern bei Kaffee und Kuchen zu einem fairen Umgang miteinander aufzurufen. Es ist an der Zeit, dass sich die Geschäftsführungen von Schalke und Borussia abseits der Öffentlichkeit an einen Tisch setzen und zu einem neuen Umgang miteinander finden. Aber das hat nur dann einen Sinn, wenn beide Vorstände damit aufhören, aus falsch verstandenem Patriotismus weiterhin Vorgänge zu decken, die sie vom gesunden Menschenverstand her nicht gut heißen können.

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