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Fan des Monats Januar: Frank Bartkowiak
Liebe zum VfL, aber mit kritischem Blick

Fan des Monats Januar: Frank Bartkowiak
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Menschen wie Frank Bartkowiak geben einer Fanszene ein Gesicht. Seit nunmehr 15 Jahren und damit seit seiner Gründung, leitet der 36-Jährige den Fan-Club "Die Blau Weißen Freunde von Block A". Er organisiert die Fahrten zu den Auswärtsspielen des VfL Bochum, ist treibende Kraft und Vertreter des Fan-Clubs in der Außendarstellung.

Damit ist Bartkowiak nicht der sich am längsten im Amt befindende Vorsitzender eines Fan-Clubs. Dennoch ist er unser Fan des Monats Januar. Und das aus zwei Gründen. Bereits zum zweiten Mal richtete Bartkowiaks "Block A" am 17. Januar das größte Fan-Club Turnier für Anhänger des VfL, den Bochumer Hallenzauber, aus.

Schon 2004, zum zehnjährigen Bestehen des Fan-Clubs, war dies der Fall. Die Südtribünengänger bewiesen damit erneut ein besonderes soziales Interesse am Zusammenhalt der Fanszene des Bundesligisten. "Das ist unser Bestreben. Gerade auch mit den Fan-Clubs in den Austausch zu kommen, die noch nicht so lange dabei sind oder auch etwas am Rand stehen", bestätigt Bartkowiak.

Damit setzt er das Erfolgsrezept von Hallenzauber-Initiator Ralf Zänger eins zu eins in die Tat um. Denn das Besondere am Konzept des Bochumer Fan-Projektes ist die tiefe Einbindung der Fans in die Organisation des Turniers. Das Fan-Projekt tritt deshalb beim Hallenzauber regelmäßig nur als Veranstalter auf. "Durchgeführt wird das Turnier von den Fans alleine", verdeutlicht Fan-Projekt-Leiter Zänger seinen Ansatz.

"50 Personen", rechnet Bartkowiak, " waren am Tag des Hallenzaubers für die anderen Fans im Einsatz." Weil die Ausrichter aber nicht nur Würstchen verkaufen, sondern auch selbst mitkicken wollen, werden regelmäßig zwei Fan-Clubs eingespannt. In diesem Jahr waren das neben "Block A" die Bochumer Ultras.

"Gut acht Wochen", erzählt der Junggeselle, "nimmt die Vorbereitung auf so ein Turnier einen großen Anteil deiner Freizeitgestaltung in Beschlag." Dann müssen "unzählige Telefonate geführt werden", konnte Bartkowiak, Vertriebsbeauftragter eines Mobilfunkproviders, sein eigentliches Arbeitsgerät irgendwann nicht mehr sehen. "Für das leibliche Wohl der Fans wurde Essen und Getränke bestellt. Ebenso haben wir Spenden für die Tombola akquiriert", zählt er nur einige Dinge auf. Denn schließlich muss das Turnier auch refinanziert werden. Gehörte dieser Ablauf zum mittlerweile eingespielten Schema, gab es in diesem Jahr aber gleich die doppelte Dosis Aufregung für sein Koordinierungsteam.

Eine gute Woche vor Beginn der Veranstaltung flatterte nämlich die Absage durch den Fußballkreis Bochum ins Haus. Wegen der Ausschreitungen in der Vorrunde der Hallenkreismeisterschaft in Bochum wurden durch den Verband zunächst alle Schiedsrichter für weitere Turniere zurückgezogen. "Sicherheitshalber mussten wir alle Bestellungen für die gut 500 Spieler und Zuschauer wieder stornieren", saß bei Bartkowiak der Schock dementsprechend tief.

Mittlerweile kann er jedoch wieder lachen. "In den letzten drei Tagen vor dem Turnier habe ich kein Auge mehr zugedrückt", gibt er zu. Schließlich gelang es erst durch die Erfüllung einiger Auflagen (RS berichtete) und mit viel Diplomatie, die Veranstaltung 48 Stunden vor dem geplanten Kick-Off doch noch sicherzustellen. "Alles musste binnen zwei Tagen wieder aktiviert werden", nickt Bartkowiak.

So fand ein reibungslos durchgeführtes Turnier auf den letzten Drücker doch noch ein gutes Ende. Das ist neben der Arbeit des Fan-Projektes nicht zuletzt Bartkowiaks Einsatz zu verdanken. Wer, wie er, seit 30 Jahren kaum ein Spiel des VfL verpasst hat, der hat auch einen Blick für die Entwicklungen in einer stets atmenden Fanszene. Und der fällt derzeit ziemlich nüchtern aus. "Ich bin Bochumer durch und durch. Aber die Leidenschaft bei uns im Stadion ist schleichend, aber sicher abhanden gekommen". Das liege seiner Meinung nach daran, dass "Kritik hier mittlerweile nur noch als etwas Störendes wahr genommen wird. Vieles, was früher angeprangert worden wäre, wurde viel zu lange nur noch kommentarlos hingenommen".

Die in den vergangenen Tagen heiß diskutierte Choreographie "Es reicht...") in der Ostkurve und die Papptafeln zugunsten von Thomas Zdebel waren für ihn daher "genau die richtige Reaktion". Endlich habe sich die VfL-Fanszene "mal wieder gewehrt. "Wir vom Block A haben zusammen mit den Ultras die 8000 Tafeln mit der Nummer Acht bereitgestellt. Fast alle sind hochgehalten worden. Und wir haben keinen dazu gezwungen", hofft Bartkowiak deshalb darauf, "dass diese Botschaft im Vorstand und Aufsichtsrat so angekommen ist, wie sie gemeint war".

Im Interview mit RevierSport (Ausgabe am vergangenen Donnerstag) hat der VfL-Fanbeauftragte Dirk "Moppel" Michalowski schon zugegeben, dass der Verein den Protest ernst nehme. Aus gutem Grund, wie Bartkowiak betont: "Es waren die Treuesten der Treuen, die dort mitgemacht haben. Fans, die seit Jahren zum VfL gehen und sich verschaukelt vorkommen, wenn hier die Vorgänge nicht mehr transparent gemacht werden."

Mit Sören Colding, Rein van Duijnhoven, Darius Wosz und jetzt Zdebel habe Trainer Marcel Koller in viereinhalb Jahren vier Kapitäne abserviert. "Zdebel wurde bei Bayer Leverkusen mit Kusshand genommen. Was sollte er also noch zu befürchten haben?", ist Bartkowiak fest davon überzeugt, dass "dieser Weg des ewigen Verschleierns dauerhaft nicht ans Ziel führen kann". Bartkowiak wünscht sich daher "dass die Hinweise langjähriger Begleiter des Vereins wieder mehr Gehör finden". Falls nicht, finde sich der selbst bei Arminia Bochum in der Bezirksliga aktive Kicker "derzeit beim VfL nicht mehr wieder "Denn", so seine Sorge, "die Fans wie ich, die von diesem Verein einfach nicht los kommen, werden sonst immer weniger".

Der VfL Bochum lebe schließlich davon, "dass es sich auch im Umgang mit den Fans eindeutig von seinen Nachbarn abgrenzt". Ein schöner Seitenhieb in Richtung Dortmund und Schalke, wo man gebetsmühlenhaft die Nähe zur Basis beschwört, sich in Wirklichkeit aber längst dem Spiel mit dem großen Geld vor die Füße geworfen hat.

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