Ein Satz, den Lucien Favre oft sagt, handelt vom Widerstand des Gegners. „Es wird schwer“, prophezeit der Trainer von Borussia Dortmund gern vor Spielen wie dem beim Topteam Bayer Leverkusen am Samstag (18.30 Uhr/Sky live). Nach Spielen stellt er dann ebenso oft und gern fest: „Es war schwer.“
Aber: Der Mann hat ja recht: Die meisten Spiele in der Bundesliga sind eng. Kleinigkeiten entscheiden. Geduld. Beharrlichkeit. Und im Falle von Borussia Dortmund auch: die Fähigkeiten der Ersatzspieler.
Favre wechselte vier Mal einen späteren Torschützen ein und vier Mal einen späteren Vorlagengeber. Das begann im DFB-Pokal in Fürth, als Axel Witsel den BVB mit seinem Tor vor dem Aus bewahrte und der ebenfalls eingewechselte Jadon Sancho den Siegtreffer vorbereitete. Weitere Beispiele: Paco Alcacer führte mit seinem Tor gegen Eintracht Frankfurt die Entscheidung herbei (3:1), Christian Pulisic rettete in der Champions League gegen Brügge den Sieg (1:0). Sechs Scorerpunkte der Joker sind Bestwert in der Liga. Und neue Impulse in festgefahrenen Spielen Gold wert.
„Wir haben hohe Qualität auf der Bank. Die Jungs nehmen ihre Chance wahr, wenn sie reinkommen“, konstatiert Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspielerabteilung. König der Teilzeitkräfte ist beim BVB Jadon Sancho. Vier Vorlagen und einen Treffer produzierte er in 143 Einsatzminuten als Einwechselspieler. „Er ist in fast allen Partien eingewechselt worden und hat den Unterschied gemacht“, staunt Sebastian Kehl.
Auch einem erfahrenen und weit gereisten Kollegen wie Marco Reus nötigt der junge Kollege Respekt ab. „Es ist schon Wahnsinn“, sagt der Mannschaftskapitän, wenn er auf die Fähigkeiten des 18-Jährigen angesprochen wird: „Einen Spieler wie Jadon einwechseln zu können, wenn der Gegner müde wird, ist unheimlich wichtig. Er ist so schnell im Spiel. Das ist immer eine Waffe.“ Neue Qualität im Nu.
Der Bank-Sancho ist fast unersetzlich Allerdings: Mit seinen Fähigkeiten steht Sancho sich gerade selbst im Weg. Denn: Als Bank-Sancho ist er derzeit fast unersetzlich, als Startelf-Sancho – zu besichtigen bisher nur im Champions-League-Spiel in Brügge – noch nicht. Ob er deshalb auch gegen Leverkusen von der Bank aus den Unterschied machen soll? Lucien Favre entscheidet’s. Auch wenn’s schwer ist.
Autor: Daniel Berg