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Podolski: Reservist leidet - und attackiert die Bayern
"Jammern? Das akzeptiere ich nicht!"

Podolski: Reservist leidet - und attackiert die Bayern
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Lukas Podolski scherzt und lacht. Er feuert seine Mannschaftskollegen lautstark an, und als er dann endlich selbst ran darf, drischt er den Ball bei seinem ersten Kontakt aus 20 Metern in die Maschen.

Der 23-Jährige muss sich beim Training mit der Nationalmannschaft wie im Urlaub fühlen - auf der Flucht vor dem tristen Alltag bei Bayern München, wo Podolski mal wieder reichlich Ärger hat. Manager Uli Hoeneß und Trainer Jürgen Klinsmann haben Podolski in den vergangenen Tagen mal wieder - mehr oder weniger deutlich - kritisiert. Podolski solle aufhören, über seine Reservistenrolle zu jammern, meinte Hoeneß. Klinsmann ergänzte, der Edeljoker müsse "Gas geben", wenn er einen Stammplatz erobern wolle.

Wie sehr Podolski solche Aussagen nerven, wurde am Donnerstag deutlich. In gleich fünf Zeitungsinterviews beschwerte er sich über die seiner Meinung nach verfehlte Kritik der Vorgesetzten. "Jammern lasse ich mir nicht nachsagen. Das akzeptiere ich nicht", sagte er der Süddeutschen Zeitung. Was Klinsmann meint, verstehe er nicht, ergänzte er im kicker. Ihm fehle das volle Vertrauen des Coaches. Unterstützung erhielt Podolski von Joachim Löw. "Eines steht fest: Lukas jammert nicht, er äußert nur seine Unzufriedenheit. Er verhält sich im Kreis der Nationalmannschaft immer vorbildlich", sagte der Bundestrainer nach einem Vier-Augen-Gespräch mit Podolski am Donnerstag am Rande des DFB-Trainingslagers in Oberhaching.

Podolski habe "international Großartiges geleistet", sagte Löw: "Er war einer der besten Spieler beim Confed-Cup 2005, er war einer der besten Spieler bei der WM 2006 sowie in der EM-Qualifikation. Und auch bei der EM hat er Leistung gebracht." Podolski habe sowohl bei der WM als auch bei der EM besser gespielt als der portugiesische Weltstar Cristiano Ronaldo, meinte Löw. Podolskis verbale Gegenwehr gipfelte in der erstmals in dieser Deutlichkeit geäußerten Reue über seinen Wechsel nach München 2006. "Wenn ich wüsste, dass es wieder so läuft wie jetzt gerade, dann würde ich nicht noch mal unterschreiben", sagte er der Bild-Zeitung.

Er sei "unzufrieden und sauer, dass ich nicht von Anfang an spiele, sondern auf der Bank sitze", sagte der traurige Stürmer. Hoeneß meinte zwar, dass es "schlimmere Schicksale auf der Welt gibt als für Bayern München zu spielen". Podolski sieht das offenbar aber anders, er denkt weiter über einen Ausstieg aus seinem bis 2010 laufenden Vertrag nach. "Wenn es so weitergeht, dann muss ich mir im Winter Gedanken machen. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man sagen würde: Es nervt! Ich komme hier nicht weiter! Es geht nicht mehr!"

Wie schon unter Ottmar Hitzfeld in der vergangenen Saison ist Podolski auch unter Klinsmann hinter Luca Toni und Miroslav Klose nur Stürmer Nummer 3 bei den Bayern. Was ihn besonders schmerzt ist, dass speziell Klose bei Klinsmann großen Vertrauensvorschuss genießt und ihm vorgezogen wird, obwohl der 30-Jährige seit Monaten seine Form sucht. Podolski: "Ich sehe mich nicht als Stürmer Nummer drei."

Nur im ersten Ligaspiel gegen den Hamburger SV durfte er von Beginn an ran - weil Toni noch verletzt fehlte. In Dortmund und gegen Hertha BSC Berlin wurde Podolski spät eingewechselt. Beim DFB-Team will er sich in Liechtenstein am Samstag (20.45 Uhr/live in der ARD) und am Mittwoch in Finnland (19.35 Uhr/live im ZDF) Selbstvertrauen holen. Löw wird ihn wohl im linken Mittelfeld bringen, im Verein ist dieser Ausweg für Podolski aber "kein Thema. Bei Bayern haben wir auf dieser Position den Franck Ribery oder den Schweini."

So bleibt ihm nur das Warten - oder ein Transfer. Nach der Länderspielpause kann er sich bei einem Interessenten schon mal umsehen: Bayern tritt am 13. September beim 1. FC Köln an, Podolskis "alter Liebe". Eine ähnlich herzliche Beziehung, so viel scheint klar, wird die Ehe Podolski-FC Bayern wohl nicht mehr.

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