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Klinsmann setzt Kahn unter Druck

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Der neue Bundestrainer Jürgen Kinsmann stellt Kapitän Oliver Kahn zukünftig keinen Freibrief für einen Stammplatz in der Nationalmannschaft aus. Klinsmann erwartet von Stuttgarts Timo Hildebrand einen Leistungsschub.

DFB-Kapitän Oliver Kahn vom deutschen Rekordmeister Bayern München muss in Zukunft um seinen Stammplatz im Tor der deutschen Nationalelf bangen. "Wir haben das Glück, mit Oliver Kahn und Jens Lehmann zwei Weltklasse-Torhüter zu haben. Und mit Timo Hildebrand einen Kerl, der auf dem Weg dahin ist. Es wird interessant. Timo kann auch innerhalb der nächsten zwei Jahre noch einen weiteren Schub machen", sagte der neue Bundestrainer Jürgen Klinsmann in einem Interview mit der Bild am Sonntag.

Klinsmann will "einiges ausprobieren"

Bevor sich der Nachfolger von Rudi Völler auf seine Nummer eins festlege, wolle er "zunächst ein Gefühl für alle drei Torhüter" entwickeln. Im Übrigen gelte für alle Positionen: "Wir haben eine Serie von Freundschaftsspielen. Das bietet die Chance, einiges auszuprobieren. Ich werde einige junge Kerle ins Wasser werfen und sehen, wie sie mit dem Druck umgehen."

Klinsmann, der am kommenden Donnerstag sein Aufgebot für das erste Saison-Länderspiel der DFB-Auswahl am 18. August in Wien gegen Österreich benennt, lehnt trotz des enttäuschenden Vorrunden-Aus des dreimaligen Welt- und Europameisters bei der EM-Endrunde in Portugal einen Radikalschnitt ab. Auch die bei der Euro enttäuschenden Dietmar Hamann und Jens Nowotny würden wieder ihre Chance erhalten. "Es wird keinen Radikalschnitt geben. Hamann hat eine Führungsposition in Liverpool - das muss man erst schaffen. Nowotny ist trotz seiner Verletzungsrückschläge ein Leader-Typ, wenn er wieder fit ist. Ich werde viel rotieren, auch mal mehr jüngere Spieler einladen. Das heißt nicht, dass die älteren abserviert sind."

Der ehemalige Welt- und Europameister ließ durchblicken, dass er gegen Österreich auch wieder auf die Dienste des Münchners Sebastian Deisler setzt: "Ich bin happy, dass Deisler wieder in den Spielrhythmus kommt." Ansonsten wird es wohl keine große Veränderungen im deutschen Mittelfeld geben: "Michael Ballack spielt wie unter Rudi Völler eine wichtige Rolle. Jogi Löw und ich müssen herausbekommen, wer am besten zusammenpasst. Es gibt auch bei anderen Klubs gute Mittelfeldspieler, zum Beispiel, Baumann und Ernst in Bremen."

Der frühere Weltklassestürmer sieht auch die Probleme im deutschen Angriff nicht so dramatisch wie einige Experten: "Wir haben vier, fünf Namen, die für 2006 eine Rolle spielen. Vielleicht kommt da noch der eine oder andere Junge dazu. Hätte Miro Klose in Portugal das Selbstbewusstsein der WM 2002 gehabt, hätte er uns gegen Lettland zum Sieg geschossen - und eine Runde weiter. Die Entwicklung von Kevin Kuranyi ist imponierend."

Klinsmann setzt auf Podolski

Auch Lukas Podolski, künftig mit dem 1. FC Köln in der zweiten Liga, spielt in Klinsmanns Planungen eine Rolle. Dass der Shootingstar der vergangenen Saison sich in der neuen Spielzeit im Unterhaus beweisen muss, ist für den Bundestrainer kein Problem: "Das ist für mich kein Handicap. Ich habe selbst bei den Stuttgarter Kickers in der zweiten Liga gespielt. Die ist eine gute Schule, da gibt's richtig auf die Socken, da lernt man zu beißen. Langfristig ist es natürlich besser, wenn er in der Bundesliga spielt."

"Klinsi" orientiert sich an "König Otto"

Klinsmann zeigte sich noch einmal überzeugt davon, dass die deutsche Mannschaft besser als ihr derzeitiger Ruf sei: "Ich hätte das Amt nicht übernommen, wenn ich nicht überzeugt wäre, dass wir bei der WM 2006 etwas bewegen können. Wir waren nie die genialen Kurzpass-Spieler wie die Franzosen und die totalen Power-Fußballer wie die Engländer. Das können wir gar nicht, das fangen wir auch gar nicht erst an." Dafür könne man sich bei Europameister Griechenland mit seinem deutschen Trainer Otto Rehhagel einiges abschauen: "Was Otto geschafft hat, war faszinierend. Mit welcher Disziplin und Gradlinigkeit die Griechen dem Ziel EM-Sieg hinterhergerannt sind - das sind auch unsere Stärken. Aggressivität und Willenskraft - und da müssen wir wieder aufbauen."

Der 108-malige Nationalspieler erklärte, dass er trotz seiner neuen Aufgabe seinen Wohnsitz nicht komplett nach Deutschland zurückverlegen werde: "Ein Komplett-Umzug ist nicht nötig. Ich hatte immer meinen Zweitwohnsitz in Stuttgart. Mein Sohn Jonathan geht erst mal in Kalifornien weiter zu Schule. Wenn es passt, fliege ich hin und her. Aber nur, wenn es passt. Ein Nationaltrainer lebt ohnehin aus dem Koffer. Meine wichtigste Informationsquelle sind die Bundesliga-Trainer. Mit denen werde ich in ständigem Kontakt stehen."

Obwohl Klinsmann nur einen Vertrag bis 2006 unterschrieben hat, schließt er ein längeres Engagement beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) nicht aus: "Man muss sehen, wie die WM läuft. Ich wollte nur signalisieren, dass ich keinen Beamten-Vertrag wollte. Ich will mich nicht festhalten, sondern meinen Job machen. Nein, ich schließe nicht aus weiterzumachen."

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