Er ist der Mann, der Fritz Walter war. Knut Hartwig spielte im Film „Das Wunder von Bern“ den Spielführer der Deutschen Nationalmannschaft, die 1954 sensationell den WM-Titel nach Deutschland holte. Am 7. Januar 2024 wird Hartwig zusammen mit der Traditionsmannschaft des Wuppertaler SV am NRW-Traditionsmasters in der Westenergie Sporthalle in Mülheim teilnehmen.
Denn Knut Hartwig ist auch Teil einer weiteren Geschichte, die es so nie wieder geben wird. In der Saison 1992/93 absolvierte er für den Wuppertaler SV 40 (!) Spiele in der 2. Bundesliga. Und dabei verpasste er noch sechs Saisonspiele.
Wie das geht? Durch die Aufnahme von sechs Vereinen aus der ehemaligen DDR-Oberliga war die 2. Liga in Folge der Wiedervereinigung auf 24 Teams aufgestockt worden. Der Wuppertaler SV gehörte neben dem VfL Wolfsburg und der SpVgg Unterhaching zu den drei Aufsteigern. Und hatte folglich in einer Saison 46 Meisterschaftsspiele zu bestreiten.
Mit dabei: Knut Hartwig. Das Bochumer Eigengewächs war vor der Saison vom VfL Bochum an die Wupper gewechselt. Hartwig erinnert sich: „Vor allem an viele und lange Busfahrten. Wir hatten als Aufsteiger nicht viel Geld und konnten uns teure Flüge nicht leisten. Also saßen wir gefühlt ständig im Bus. Wir haben teilweise dreimal in der Woche gespielt. Da spielte es auch keine Rolle, ob es Gründonnerstag oder Ostermontag war.“
Und das mit Erfolg. Denn um für die kommende Saison wieder auf die ursprüngliche Zahl von 20 Mannschaften in der 2. Liga zurückzudrehen, gab es nach der Serie 1992/93 gleich sieben Absteiger. Der Wuppertaler SV war nicht dabei.
„Wir konnten als Liganeuling als Tabellendreizehnter die Klasse halten. Das war eine Riesenleistung und auch unserem tollen Zusammenhalt zu verdanken. Die vielen gemeinsamen Stunden auf der Autobahn haben uns offensichtlich zusammengeschweißt“, schmunzelt Hartwig.
Damals gab es zuhause im legendären Stadion am Zoo unter anderem Heimsiege gegen den 1. FSV Mainz 05, den SC Freiburg und Darmstadt 98. „Auch den FC St. Pauli haben wir bei meinem Startelf-Debüt 3:0 geschlagen“, weiß Hartwig noch.
Noch emotionaler wurde es für ihn eine Saison später. Denn dann kam sein Jugendverein VfL Bochum als Absteiger aus der Bundesliga dazu. „Es war immer mein Traum, als Profi für den VfL zu spielen. Leider ist es dazu aber nie gekommen. Ich habe lediglich dreimal bei Bundesliga-Spielen auf der Bank gesessen“, erklärt Hartwig.
Die beiden Duelle gegen „seinen“ Verein sind für ihn unvergessen. „Im Hinspiel haben wir knapp mit 0:1 in Bochum verloren. Dabei habe ich noch kurz vor dem Abpfiff vor fast 25.000 Zuschauern im Ruhrstadion die Latte getroffen.“ Im Rückspiel lief es dann besser. Hartwig: „Zusammen mit Christian Broos, der 1985 mit dem VfL Bochum Deutscher B-Jugend-Meister geworden ist, haben wir den VfL in Wuppertal mit 3:1 besiegt. Und wir beiden alten VfLer haben jeweils einen Treffer dazu beigetragen.“
Am Ende der Saison mussten dann erneut fünf Absteiger in die Regionalliga weichen. Diesmal erwischte es den Wuppertaler SV trotz weiterer spektakulärer Siege u.a. gegen 1860 München, Hertha BSC Berlin und Hansa Rostock. Der VfL Bochum dagegen schaffte die Rückkehr in die Bundesliga.
„Der Abstieg hätte nicht passieren dürfen, dennoch war es insgesamt eine schöne Zeit“, sagt Hartwig. „Nun freue ich mich darauf, beim Traditionsmasters wieder zusammen mit meinem alten Kumpel Christian Broos auf viele ehemalige Weggefährten aus den zwei Jahren 2. Liga zu treffen. Denn auch gegen den MSV Duisburg und Rot-Weiss Essen gab es damals tolle Duelle.“
Und es wird eine Premiere. Denn bei der 17. Ausgabe des NRW-Traditionsmasters ist der Wuppertaler SV zum ersten Mal dabei. „Wir freuen uns total“, sagt WSV-Geschäftsstellenleiter Sven Steup. “ Wir haben schon sehr viel über dieses Turnier gehört. Und wir können es kaum abwarten, neben Knut und Broosi mit Spielern wie unserem Sportlichen Leiter Gaetano Manno, Kulttorwart Christian Maly, Björn Mehnert und mir ins Geschehen einzugreifen“.