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WM: Jetzt spricht Frei
"Hetzjagd gegen meine Person"

WM: Alex Frei sieht "Hetzjagd gegen meine Person"
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Der Kapitän der "Nati" ist heftig kritisiert worden, weil er wochenlang kein Wort gesagt hatte. 24 Tage lang, so rechneten ihm die Schweizer Journalisten vor.

Als der "Drückeberger" endlich sein Schweigen bricht, nimmt er klein Blatt vor den Mund. "Ich habe wenig Verständnis, dass man eine Hetzjagd gegen meine Person macht", sagt Alexander Frei. Kurz vor dem WM-Vorrundenfinale gegen Honduras ist der Druck zu groß geworden, und Frei wehrt sich.

"Ich lasse mich nicht in eine Ecke drängen", sagt der Schweizer Rekordtorschütze und weist den Vorwurf seiner Landsleute, er spreche nur mit deutschen Journalisten, erbost zurück. "Ich habe kein Verständnis dafür, dass mir solche Sachen unterstellt werden." Die Sport-Bild hatte am vergangenen Mittwoch ein Interview mit dem Ex-Dortmunder veröffentlicht und damit unter Schweizer Journalisten für weiteren Unmut gesorgt.


"Das habe ich bereits im April gegeben", erklärt Frei zu dem Interview, lässt es sich vom Verbandssprecher bestätigen und rechnet vor: "Ich hatte ab Mitte März mehr als 70 Anfragen, 52 davon habe ich wahrgenommen. Man kann also nicht sagen, dass ich nicht reden wollte."

Die Episode zeigt, dass der 30-Jährige trotz seiner 40 Tore in 77 Länderspielen vor der Partie am Freitagabend gegen Honduras in seiner Heimat einen schweren Stand hat. Die einen halten ihn für egoistisch und verbissen, die anderen mögen ihn einfach nicht, weil er seit seiner Rückkehr in die Schweiz beim FC Basel spielt. "Ich habe wohl etwas unterstätzt, dass man in den anderen Stadien ständig ausgepfiffen wird", sagt er.

Doch die Enttäuschung über fehlende Anerkennung in der Heimat geht tiefer. "Ich bin jetzt 13 Jahre Profi, Kritik gab es immer, daran habe ich mich gewöhnen müssen", sagt er, "ich bin keine Maschine. Manchmal nehme ich es persönlich, manchmal geht es an mir vorbei."

Dass das Boulevardblatt Blick ihm prompt Rücktrittsgedanken unterstellte, ärgert ihn zusätzlich. "Warum wollt ihr, dass ich zurücktrete?", fragt er demonstrativ und stellt klar: "Ich habe mich nie mit dem Gedanken befasst. Nach der WM geht es für mich weiter mit der EM-Qualifikation." Er sei "jeden Tag stolz, ein Nationalspieler zu sein. Ich habe jedes meiner Länderspiele genossen, und ich hoffe, es kommen noch einige dazu."

Freis Kleinkrieg mit der Schweizer Presse - der Tages-Anzeiger nannte ihn "Drückeberger" - ist auch Ausdruck der Unzufriedenheit mit seiner sportlichen Situation. Den Stürmer, der zwischen 2006 und 2009 in 74 Bundesligaspielen 34 Tore für Borussia Dortmund erzielte, warfen in den letzten drei Jahren sieben Verletzungen immer wieder zurück. Die Heim-EM 2008 war schon nach einer Halbzeit wegen eines Innenbandanrisses im linken Knie beendet. Und auch vor der WM in Südafrika, als er gerade einen Armbruch auskuriert hatte, brachte ihn eine Knöchelverletzung aus dem Tritt.

Beim historischen 1:0 gegen Europameister Spanien war er nur Zuschauer, beim 0:1 gegen Chile musste er nach 42 Minuten wieder vom Platz. "Das war für mich kein Problem", behauptet Frei und wehrt sich gegen den Vorwurf, trotz fehlender Fitness auf seinen Einsatz gedrängt zu haben: "Es ist nicht so, dass ich zum Trainer gehe und sage: Herr Hitzfeld, ich will spielen."

Immer wieder muss sich der Kapitän rechtfertigen. Auch als er sagt: "Wenn so viel geredet wurde, weil ich ein paar Tage nicht gekommen bin, und dadurch der Druck von der Mannschaft genommen, dann habe ich meine Rolle erfüllt." Nein, er habe nicht geschwiegen, um den Druck vom Team zu nehmen, stellt er klar, "aber wenn es so war, hatte es auch was Gutes".

Als dann ein spanischer Journalist eine Frage stellt, sagt Frei leichthin: "Ich wollte immer mal in Spanien spielen und die Sprache lernen, aber das ist auch vorbei." Doch sofort korrigiert er sich: "Das heißt, Spanien ist vorbei." Jedes seiner Worte wird auf die Goldwaage gelegt, das hat er gelernt, und deshalb schweigt er dann doch wieder, als er gefragt wird, wie er seine Rolle als Kapitän begreife: "Wenn ich das erzählen würde, wäre es ja nicht intern."

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