Diese Erfahrung musste Bundestrainer Joachim Löw nach dem 2:1-Sieg im ukrainischen Charkow am Mittwoch gegen die Niederlande machen. Da sorgte sein Spaß mit einem ukrainischen Balljungen für Aufsehen. Allerdings war alles nur eine Aufzeichnung und in die Live-Weltbilder des Spiels geschnitten worden.
Löw irritiert
Der Bundestrainer war scheinbar in der 22. Minute an der Seitenlinie auf einen ukrainischen Balljungen zugegangen und hatte diesem den Ball aus dem Arm gespitzelt. Als der Junge etwas verdutzt guckte, gab es einen freundschaftlichen Klaps von Löw auf die Schulter und den Ball per Hacke zurück. Anschließend konzentrierte sich der DFB-Coach wieder auf das Spiel und durfte später die Führung durch Mario Gomez bejubeln. Soweit der Eindruck des TV-Zuschauers.
"War das nicht vor dem Spiel?", fragte Löw nach dem Spiel im ZDF-Interview ein wenig irritiert, als er mit der Szene konfrontiert wurde. In der Tat war die Szene vor dem Anpfiff aufgezeichnet worden.
Die UEFA bestätigte auf SID-Anfrage, dass "die Szene mit Joachim Löw und dem Balljungen vor dem Spiel stattgefunden" hat. Es sei eine international übliche Praxis, dass bei Liveübertragungen solche Szenen als Wiederholungen eingespielt würden.
ZDF und ARD verärgert über UEFA
"Diese Entscheidungen werden vom TV Match Director getroffen, wenn es redaktionell sinnvoll erscheint", teilte der europäische Dachverband mit. Prinzipiell stehe bei der TV-Produktion für die Regisseure der Fußball an erster Stelle. "Um andere nicht zur Nachahmung zu animieren, wird zum Beispiel vermieden, Zuschauer zu zeigen, die unerlaubt das Spielfeld betreten", erklärte die UEFA.
Irritation herrscht bei ARD und ZDF. "Wir wussten das nicht, sind auch nicht informiert worden, es betraf nicht nur uns, sondern alle Fernsehanstalten, die dabei waren. Das ist vollkommen unüblich, wir sind da in einer intensiven Diskussion mit der UEFA", sagte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz.
Auch bei der ARD ist man alles andere als zufrieden. "Natürlich wäre für uns jede Form von Zensur oder Manipulation nicht tragbar. Gerade deshalb haben wir gegenüber der UEFA sehr deutlich gemacht, dass das deutsche Publikum erwartet, dass live drin ist, wenn live drauf steht. Live ist live und muss live bleiben", sagte WDR-Chefredakteur Fernsehen und ARD-EM-Teamchef Jörg Schönenborn.
ZDF-Chefredakteur Peter Frey ergänzte: "Wir haben bei der UEFA moniert, dass tatsächlich der Anschein erweckt wurde, es handele sich um Live-Bilder. Das entspricht nicht unseren journalistischen Standards. Wir erwarten von der UEFA, dass sie uns künftig darauf hinweist, ob sie während einer Live-Übertragung aufgezeichnetes Material verwendet."