Als der erste Einzug in ein EM-Halbfinale seit sechs Jahren perfekt war, hüpften die deutschen Volleyballerinnen glücklich durch die Spodek-Arena von Kattowitz. Nach einer Glanzleistung beim 3:0 (25:17, 25:13, 25:12) gegen Aserbaidschan fahren die "Schmetterlinge" mit besten Medaillenchancen zur Finalrunde nach Lodz, nach fünf Siegen in Serie scheint sogar der erste Titelgewinn seit 1987 in Reichweite.
"Jede Spielerin will jetzt mit einer Medaille nach Hause kommen. Damit würde ein Traum für uns wahr", sagte die erneut überragende Angreiferin Margareta Kozuch: "Wenn wir am Ende Vierter werden, aber sagen können, dass wir alles gegeben haben, wäre das aber auch okay."
Im Halbfinale am Samstag wird entweder erneut Titelverteidiger Italien, gegen den man beim Vorrunden-Auftakt beim 0:3 die einzige EM-Niederlage kassiert hatte, oder Erzrivale Niederlande der Gegner sein. Das Semifinale findet nicht wie üblich automatisch in Überkreuzspielen der Ersten gegen Zweiten der beiden Gruppen statt, sondern wird am späten Donnerstagabend noch einmal ausgelost.
24 Stunden nach dem harterkämpften 3:2 im Schlüsselspiel gegen Serbien präsentierte sich das deutsche Team gegen das zuvor in der Zwischenrunde sieglose Team von Aserbaidschan hochkonzentriert. Die Aufschläge waren brandgefährlich, Zuspielerin Kathleen Weiß baute ein kluges Angriffsspiel auf und vor allem Spielführerin Christiane Fürst und Kozuch konnten immer wieder punkten. Am Netz stand die deutsche Mauer, so dass der erste Durchgang über die Stationen 6:2 und 16:8 locker gewonnen wurde.
Vor 4000 Fans ließen die Deutschen auch danach nicht locker und zeigten weiter überzeugenden Volleyball mit artistischen Feldabwehraktionen. Nach der von der Konstanz besten Turnierleistung kannte der Jubel keine Grenzen. Mit 8:2 Punkten verteidigten das Team den zweiten Gruppenplatz hinter Italien (10:0) und sicherte sich schon jetzt die Qualifikation für die EM 2011 in Italien und Serbien.
Doch jetzt will die Mannschaft mit dem unglaublichen Kampfgeist, die bei den Fünfsatz-Erfolgen gegen die Türkei und Serbien jeweils einen 1:2-Satzrückstand umbog, aufs Podest. "Diese Mannschaft ist unglaublich und hat eine Medaille verdient", sagt Guidetti: "Uns ist jetzt auch völlig egal, wer der Gegner im Halbfinale ist."
Nach der Qualifikation für die WM 2010 und Platz drei in der Weltserie wäre die zehnte EM-Medaille und das erste Edelmetall seit sechs Jahren der Höhepunkt eines grandiosen Sommers. 2003 hatte Deutschland überraschend Bronze gewonnen, die beiden einzigen EM-Titel holte 1983 und 1987 die frühere DDR. Bundestrainer Giovanni Guidetti hat bereits den Song "Theo, wir fahr'n nach Lodz" geübt: "Dieses Team kann alles schaffen."