Im Jahr 2012 beendeten zahlreiche namhafte deutsche Spitzensportler ihre Karrieren, nicht allen gelang dies so stilvoll wie "Gold-Lena" Neuner. Die Biathlon-Rekordweltmeisterin trat als "Sportlerin des Jahres" von der Bühne ab.
"Das ist ein schönes i-Tüpfelchen. Wenn man als Sportlerin des Jahres aufhören kann, dann ist das eine abgerundete Geschichte", sagte Neuner: "Ich habe jetzt dreimal diese goldene Statue - mehr geht einfach nicht."
Das hatte sich Neuner auch bei der Ankündigung ihres Karriereendes gedacht. Nach insgesamt zwölf goldenen WM-Medaillen, zwei Olympiasiegen und mit nur 25 Jahren sagte sie im Marz "Auf Wiedersehen" - natürlich mit einem Sieg beim letzten Weltcup im sibirischen Chanty-Mansijsk. Sie schaffte das, wovon viele Leistungssportler träumen: Sie verließ die große Bühne auf dem Zenit ihres Könnens.
Dies hatte auch Michael Schumacher geschafft - bei seinem ersten Rücktritt 2006. Damals hatte der nun 43-Jährige in Monza nach seinem 90. Grand-Prix-Sieg erstmals das Karriereende bekannt gegeben. Nach drei enttäuschenden Jahren bei Mercedes war das Comeback des Rekordweltmeisters mehr oder weniger gescheitert. Ohne Sieg - aber mit einem würdigen Nachfolger: Denn als jüngster Dreifach-Weltmeister seiner Branche ist Sebastian Vettel längst aus dem Schatten des Kerpeners getreten.
Ein einziger internationaler Titel hätte Michael Ballack dagegen schon gereicht - nun bleibt der ehemalige Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft der "Unvollendete". Viermal deutscher Meister, dreimal DFB-Pokalsieger, dazu englischer Meister mit dem FC Chelsea - doch genauso auch Vize-Weltmeister 2002, Vize-Europameister 2008 und Verlierer des dramatischen Champions-League-Finales 2008. Die Krönung auf internationaler Bühne blieb dem einst besten deutschen Fußballer verwehrt.
Genauso wie ein würdiges Ende in der deutschen Nationalmannschaft. Monatelang bestimmte der Streit mit Bundestrainer Joachim Löw die Schlagzeilen. Sein Abschiedsspiel will Ballack nun selbst organisieren.
Doch auch andere herausragende Athleten traten zurück. Die Olympiasieger Michael Greis (Biathlon), Benjamin Kleibrink (Fechten), Ole Bischof (Judo) oder Turn-Vizeweltmeister Philipp Boy und Handballerin Grit Jurack beendeten ihre Laufbahnen. Nicht immer wählten die Sportler den Weg ins Privatleben freiwillig. So auch "Bürgermeister" Sven Felski.
Das Klub-Idol des deutschen Eishockey-Meisters Eisbären Berlin wurde am Ende einer langen Karriere von seinen Gefühlen übermannt. Verletzungsbedingt musste der 38-Jährige die Schlittschuhe an den Nagel hängen. Nach 20 Jahren Profisport, exakt 1000 Spielen und sechs nationalen Titel. "Das ist der schwerste Tag in meiner Karriere als Sportler", sagte Felski unter Tränen.
Immerhin ging auch er stilecht. Sein letztes Spiel machte er beim Gewinn seiner sechsten deutschen Meisterschaft. Derzeit absolviert er bei seinem Verein ein Praktikum im Marketing-Bereich. Die Eisbären ohne Felski - unvorstellbar.
Aber nicht nur in Deutschland endeten große Karrieren. US-Schwimmer Michael Phelps trat als größter olympischer Athlet der Geschichte ab, in London gewann er vier seiner 18 Goldmedaillen. Der italienische Superbike-Weltmeister Max Biaggi wollte "nicht wie ein Politiker" an seinem Posten kleben, der Körper der schwedischen Siebenkampf-Olympiasiegerin Carolina Klüft fühlte sich "einfach müde", und die dreimalige australische Schwimm-Olympiasiegerin Leisel Jones war sich schlicht und einfach "sicher, das Richtige zu tun".
Der kasachische Radprofi Alexander Winokurow beendete dagegen kurz nach dem Gewinn von Olympiagold im Straßenrennen seine Laufbahn mit einer Farce. Denn auch am Tag seines größten Triumphes ließ er die Gelegenheit verstreichen, mit seiner jahrelangen Dopingvergangenheit aufzuräumen. Sein Olympiasieg war ein schwarzer Tag für den Radsport, zumal Winokurow auch verdächtigt wird, 2010 den Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich nur nach einer illegalen Absprache gewonnen zu haben.
Der oberste Radsportfunktionär verpasste dagegen den Absprung. Mit aller Macht klammerte sich Pat McQuaid an den Präsidentenstuhl des Weltverbandes UCI. Dass dieser das Dopingsystem Lance Armstrong nicht verhinderte, ja offenbar sogar schützte, stört den Iren anscheinend wenig.