Wenn sich eine Mannschaft nach drei Spieltagen mit lediglich zwei Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz wiederfindet, dann kann normalerweise wohl von einem Fehlstart gesprochen werden - frag nach beim großen FC Bayern, wo bereits Ende August der Baum brennt und munter und von allen Seiten über die Gründe des Stotterstarts gestritten und spekuliert wird.
Im beschaulichen Verl freilich findet man von solcher Aufregung keine Spur, auch wenn die Westfalen ebenfalls mit zwei Unentschieden und einer Niederlage in die neue Spielzeit starteten. Schließlich sind die Ansprüche der Mannen von der Poststraße zum einen völlig andere, trotzdem enttäuschte der SC bei seinen drei bisherigen Auftritten keineswegs.
Zum Auftakt gab es ein 0:0 in Worms, dem ein 1:1 gegen Elversberg und eine ganz bittere 2:3-„Last-Minute“-Niederlage bei Eintracht Trier folgten. „Unsere Leistungen waren eigentlich immer zufriedenstellend“, fasst Trainer Raimund Bertels zusammen, der freilich aber auch eingestehen muss: „Dennoch ist uns der Start ein bisschen missglückt.“
Vor der Partie gegen Rot-Weiss Essen am Samstag also stehen die Schwarz-Weißen unter Zugzwang: Mindestens ein Punkt muss her, ansonsten droht der Absturz auf den letzten Tabellenplatz, zumal die Aufgaben in den nächsten Wochen, wenn hintereinander Lotte und Münster auf die Verler warten, sicher nicht einfacher werden. Noch mehr Druck allerdings lastet auf den Schultern der Gäste, die als Aufstiegsfavorit Nummer eins gehandelt wurden, nach zwei Niederlagen in Folge aber um den Anschluss an die Tabellenspitze fürchten müssen.
Das weiß auch Bertels, der sagt: „Die Essener stehen mit dem Rücken zur Wand.“ Einen Vorteil für seine Elf sieht er darin aber nicht unbedingt. „Wir müssen abwarten“, sagt der vor der Saison vom Co- zum Cheftrainer beförderte Übungsleiter, „ob RWE deswegen verunsichert ist oder jetzt erst recht Gas gibt.“
Mit ihrer Bestbesetzung können die Hausherren allerdings nicht nicht aufwarten. Schließlich fallen mit Daniel Koberstein, Kurtulus Öztürk, Andreas Saur, Ihsan Kalkan und Marco Kaminski gleich fünf potenzielle Leistungsträger aus. Immerhin sorgt aber die Rückkehr von Chamdin Said für verhaltenen Optimismus bei den Verlern, die sich noch mit Freude an das letzte Spiel gegen Essen erinnern dürften. Im April siegte der SCV schließlich mit 2:0 gegen eben jenen Gegner, der „Matchwinner“ war dabei Kevin Freiberger, der in den letzten sieben Minuten der Partie einen Doppelpack schnürte.
Gegen eine Wiederholung der Geschichte hätte auch Bertels sicher nichts einzuwenden, der aber warnt: „Wenn Essen ins Rollen kommt, wird es für jeden Gegner extrem schwer.“ Hoffnung macht den Verlern allerdings ausgerechent ihre Auswärtsstärke. Schließlich konnten sie in der vergangenen Spielzeit auf fremdem Platz mehr Punkte sammeln als Zuhause. „Und gegen Essen“, erwartet Bertels, „werden unsere Fans sicher in der Minderheit sein.“