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Wiedenbrück - RWE 1:4
Rätselhafter RWE

RWE: 4:1-Sieg in Wiedenbrück
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16:30
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Rot-Weiss Essen gewinnt mit 4:1 bei einem der Teams der Stunde. Was klingt wie eine Antwort, stellt in Wahrheit neue Fragen. RWE ist eine Wundertüte.

Er wagte es tatsächlich. Nach einer 1:4-Niederlage seiner Mannschaft hob Theo Schneider doch wirklich dazu an, zu erklären, es habe ebenso gut anders herum ausgehen können. Der Teil der Weltbevölkerung, der sich entschied, seine Zeit anders zu verbringen, als die 745 Zuschauer des Regionalliga-Verfolgerduells zwischen dem SC Wiedenbrück und Rot-Weiss Essen, dem muss Schneider wie ein schlechter Verlierer oder Scherzkeks unterkommen. Doch der Mann hatte recht. Zumindest als er nachschob, dass zumindest ein Unentschieden drin gewesen sei, wollte dem Trainer der Ostwestfalen niemand mehr widersprechen.

Nach der Chemiekeule des VfB Hüls war von Seiten der Essener Besserung gefragt und das in jeder Hinsicht. Das Rezept, das Waldemar Wrobels Team entwickelt hatte, war zwar homöopathisch dosiert, aber hochgradig wirksam: Zwei frühe und zwei sehr späte Tore, dazwischen ganz viel Wiedenbrück und ein herausragender Essener Torwart. Die Gäste ergaunerten sich fast schon einen Kantersieg, der in seiner Entstehung keiner war. In der Stilkritik könnte RWE glatt als Spitzenmannschaft durchgehen. Das bestätigt seit Samstag die Tabelle. Rot-Weiss ist Dritter!

Das alles vermochte nicht die Schwachstellen zu übertünchen, die zutage traten. Wrobel sträubte sich zunächst, einen Spieler allein den Lorbeer umzuhängen, gestand dann aber doch das Unübersehbare: "Daniel Schwabke war unser Man of the Match". Gleich sechs Großchancen der Hausherren vereitelte der 23-Jährige. Die größte gegen Volkan Okumak, der erst vom Elfmeterpunkt an Essens Schlussmann scheiterte und den Nachschuss vorbeisetzte (56.). Dass Wiedenbrück auch nach dieser Chance phasenweise Einbahnstraßenfußball aufziehen konnte, machte der späte Doppelschlag durch Kevin Pires-Rodrigues (87.) und den eingewechselten Konstantin Sawin (88.) nur teilweise vergessen. Wrobel sprach beinahe kleinlaut von einem "schmutzigen Sieg". Aber in Hüls habe auch niemand danach gefragt, dass seine Mannschaft mehr Ballbesitz hatte.

Dieses 4:1 nun machte vieles bloß noch schleierhafter. Rot-Weiss bastelt am eigenen Rätsel und versteht sich offenbar selbst nur bruchstückhaft. So lange dabei Ergebnisse wie dieses und Platz drei herausspringen, sollte aber doch eigentlich alles gut sein, oder? Nun ja, nicht ganz. Um die Sache noch etwas verrückter zu machen, schrie etwa ein mitgereister RWE-Fan mit großem Sendungsbewusstsein das ganze Paradoxon heraus und schimpfte nach dem 4:1 seiner Mannschaft wie ein Rohrspatz. Ein frustiges Siegesgeheul, da der in dieser Höhe äußerst glückliche Sieg die Problemstellen nachsichtig kaschierte. Vielleicht wird ihn beruhigen, dass Wrobel genau hingesehen hat: "Es gehört zur Seriösität dazu, Spiele wie gegen Kray, Hüls und Siegen oder eine Nummer wie gegen Bergisch Gladbach nicht zu vergessen, sondern immer wieder aufzuarbeiten." Es bleibt genug zu tun, doch der Kurs stimmt gerade. Stand: Samstag, 15.50 Uhr.

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